Chrome geht voran, andere Browserhersteller wollen aber ebenfalls WebGPU unterstützen.

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Einst zum simplen Anzeigen von Textinhalten entworfen, sind Webbrowser längst zu einer mächtigen Anwendungsplattform geworden. Vom Videostreaming bis zu 3D-Spielen reicht die Palette, und in Zukunft soll noch deutlich mehr möglich werden.

Startschuss

Bereits mit dem kommenden Chrome 113 soll WebGPU bei den meisten Nutzern von Haus aus aktiviert sein. Das kündigt Google in einem Blogposting an. Die Veröffentlichung dieser Softwareversion wird derzeit für Ende April anvisiert.

WebGPU versteht sich als eine moderne Grafikschnittstelle für den Browser, die ähnliche Möglichkeiten wie native Schnittstellen wie Direct3D 12 oder auch Apples Metal und das freie Vulkan bieten soll. Im Vergleich zum bisher für 3D-Aufgaben im Browser genutzten WebGL soll WebGPU aber nicht nur wesentlich mehr Funktionen aktueller Grafikkarten nutzen können, es verspricht auch deutlich flotter zu sein.

Maschinenlernen

In Zukunft wohl besonders wichtig: Die höhere Performance zeigt sich nicht nur bei Grafikberechnungen, sondern auch bei Maschinenlernaufgaben – also dem, was heutzutage gerne landläufig als künstliche Intelligenz bezeichnet wird. Konkret spricht Google von einer Verdreifachung der Leistung für solche Aufgaben.

Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Auf die derzeit viel gehypten Chatbots à la ChatGPT hat das keine Auswirkung, diese laufen ohnehin vollständig auf den Servern der Betreiber, einfach weil die Rechenlast für einen regulären PC viel zu hoch wäre. In Zukunft werden aber fraglos immer mehr Maschinenlernanwendungen lokal laufen – und hier spielt dann die Browser-Performance wieder eine Rolle.

Standardisierung

Bei WebGPU handelt es sich um einen im Rahmen des World Wide Web Consortium (W3C) – beziehungsweise dessen "GPU for the Web"-Arbeitsgruppe – entwickelten Standard. Das erste Design geht bereits auf das Jahr 2017 zurück, Chrome liefert nun die erste fertige Implementierung. Bei anderen Browsern ist man zwar noch nicht ganz so weit, Firefox und Safari arbeiten derzeit aber ebenfalls am WebGPU-Support. Andere Chromium-basierte Browser wie Edge werden die neue 3D-Schnittstelle ohnehin automatisch aus der Google-Entwicklung erben – und somit ebenfalls bald unterstützen.

Jeder neue Standard bedeutet freilich auch mehr Zusatzarbeit für Webseitenentwickler. Insofern gibt es noch eine gute Nachricht. Einige bekannte Javascript-Frameworks haben bereits WebGPU-Support angekündigt oder sogar schon implementiert. Webseiten, die diesen verwenden, müssen insofern oftmals nur eine Zeile ändern, um die neue Technologie zu nutzen. In diese Riege gehört nicht zuletzt Googles eigenes Tensorflow.js, das für Maschinelernaufgaben gedacht ist.

Linux und Android müssen warten

Der WebGPU-Support in Chrome 113 versteht sich laut Google als ein erster Schritt und soll nach und nach ausgebaut werden. Das gilt auch für die unterstützten Plattformen: In der ersten Runde werden zunächst einmal nur Windows-Geräte mit Direct3D-12-Support sowie MacOS und ChromeOS (mit Vulkan-Support) versorgt. Android und Linux sollen zu einem späteren Zeitpunkt folgen. (apo, 7.4.2023)