Die Panasonic S5 II bietet durchaus Features, für die man sonst mehr Geld auf den Tisch legen muss.

Foto: STANDARD / Manakas

Die Auswahl der richtigen Kamera ist nicht einfach. Im besten Fall soll sie filmen können, hochwertige Bilder aufnehmen – und dabei über einen möglichst schnellsten Autofokus verfügen. Möchte man sparen, muss man allerdings schnell Abstriche machen. Die meisten Hersteller reservieren durchaus nützliche Funktionen für Geräte aus der Oberklasse. Vor allem Videografen müssen ins oberste Regalfach greifen, wenn sie überzeugende Aufnahmen anfertigen wollen. Zumindest meistens.

Zum Glück für Konsumentinnen und Konsumenten gibt es immer wieder Ausnahmen von dieser Regel. Eine davon ist die Panasonic S5 II, eine Vollformat-Hybridkamera, mit der das japanische Unternehmen ziemlich viel Leistung für vergleichsweise wenig Geld verspricht. Rund 2.200 Euro kostet das an Videografinnen und Videografen gerichtete Gerät mittlerweile. Das ist zwar immer noch eine beachtliche Summe. Bedenkt man allerdings die der Konkurrenz teils überlegenen Videofunktionen, relativiert sich dieser Preis ganz schnell.

Zweite Generation, viele Verbesserungen

Aber fangen wir von vorne an. Wie der Name schon erahnen lässt, handelt es sich bei der S5 II um die bereits zweite Generation der S5-Serie. Schon ihr 2020 veröffentlichter Vorgänger erhielt großteils positive Rezensionen für die ansehnliche Ausstattung. Aufgrund der doch kompakten Bauweise musste die S5 allerdings noch eine Reihe von Abstrichen machen. Zum Beispiel gab es bei 4K-Aufnahmen ein Aufnahmelimit von 30 Minuten. Auch ein vollwertiger HDMI-Anschluss hatte leider keinen Platz. Größtes Manko, das leider viele Panasonic-Kameras betrifft, war allerdings der Autofokus. Phase-Detection: Fehlanzeige.

Dass Panasonic hier und da an Stellschrauben drehen wird, um den Kauf des Nachfolgers rechtfertigen zu können, war klar. Der Hersteller hat es allerdings geschafft, mit der S5 II fast alle Mankos der S5 auszubügeln – und ein wirklich beeindruckendes Paket für Sparfüchse auf der Suche nach einer Allround-Kamera zusammengestellt.

Ohne Limit

Fast bei allen Videomodi wurde das Recording-Limit von 30 Minuten aufgehoben. Nur bei Aufnahmen bei 5.9K/30 und 6K/30 ist dieses von Haus aus noch intakt. Es ist allerdings möglich, die Kamera an ihre Grenzen zu bringen – und auch diese Beschränkungen aufzuheben. Es gibt nämlich ein eigenes Menü zur Einstellung des Thermal-Managements, das reguliert, wie heiß die Kamera während des Betriebs werden darf. Wechselt man hier von "Standard" auf "Hoch", fallen auch die letzten Aufnahmelimits. Im Umkehrschluss muss allerdings beachtet werden, dass die Kamera deutlich wärmer wird.

Alle Beispielfotos wurden mit dem beigelegten Kit-Objektiv aufgenommen. Dabei handelt es sich um ein Zoom-Objektiv (20–60 mm) mit einer Blende von f/3.5–5.6.
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Die Möglichkeiten für bessere Videoaufnahmen wurden allerdings auf mehreren Ebenen erweitert. Zum Beispiel sind 4K-Aufzeichnungen mit 60 FPS nun mit einer Farbtiefe von 10-Bit und einer Farbunterabtastung von 4:2:2 statt 4:2:0 möglich. Auch die Qualität von Slowmotion-Aufnahmen wurde verbessert. Bei einer Auflösung von 1080p können diese mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde (4:2:2 10-Bit) aufgezeichnet werden. 6K- und 5,9K-Videos erlauben dahingegen maximal 30 Bilder pro Sekunde. Einziges Manko, das wohl doch dem niedrigen Preis geschuldet sein dürfte, ist der 1,5-fache Crop-Faktor bei 4K/60. Hier erhält man nur den Bildausschnitt eines APS-C-Sensors.

Zahlreiche Hilfsmittel

Abgesehen davon gibt es eine Reihe von Funktionen, die einem das Leben als Videograf leichter machen. Die S5 II unterstützt nicht nur V-Log, sondern bietet die Möglichkeit, eigene Luts, also Bildprofile für Videoaufnahmen, auf die Kamera zu laden. So kann man schon während der Aufnahme ungefähr abschätzen, wie das fertige Produkt mit den aktuellen Einstellungen aussehen würde. Während des Filmens selbst kann man einstellen, dass der Displayrand rot umrandet wird, um verhindern zu können, dass man aus Versehen Zeit verschwendet. Abgesehen von Belichtungshilfen wie einem Zebra kann man außerdem einen Frame-Marker aktivieren. Dieser zeigt den gewünschten Bildausschnitt für eine Aufnahme an, zum Beispiel 16:9 oder 3:2. Selbst ein Vector Scope kann man sich während der Aufnahme über das Sucherbild legen, um volle Kontrolle über die Farben zu haben.

Der Dynamikumfang der S5 II beträgt laut Panasonic 14 Belichtungsstufen, ein Wert, den der Tech-Youtuber Gerald Undone im Rahmen seiner Rezension bestätigen konnte. Selbst in ungeschickteren Lichtsituationen fiel der Wert nur leicht darunter. Um das bestmögliche Ergebnis mit dem geringsten Bildrauschen zu erhalten, sollte man sich dennoch an den nativen ISO-Werten von 640 und 4.000 orientieren.

Endlich guter Autofokus!

Die größte Innovation – zumindest für Panasonic – der S5 II ist allerdings der Autofokus. Zum ersten Mal hat sich das Unternehmen dazu entschieden, einer Kamera Phase-Detection-Autofokus zu spendieren. Leistung und Präzision des Systems sind dadurch deutlich besser als bei vergleichbaren Panasonic-Geräten, die weiterhin nur über einen Kontrast-Autofokus verfügen.

Foto: STANDARD / Manakas

Im Test funktionierte das Tracking von Augen und Gesichtern stets zuverlässig. Zur Wahl stehen Menschenaugen, menschliche Gesichter und Tiere. Was fehlt, ist die Option des Augentrackings für Tiere, wie man es zum Beispiel in Sony-Kameras finden kann. Stattdessen setzt die S5 II eine Box um den ganzen Körper des Subjekts. Dadurch kann es unter Umständen vorkommen, dass nicht auf das Gesicht, sondern einen anderen Körperteil fokussiert wird. Diese kleine Einschränkung sollte allerdings nicht von der Tatsache ablenken, dass der Autofokus der S5 II in Sachen Zuverlässigkeit und Treffsicherheit mit den besten Geräten am Markt konkurrieren kann.

Wie schaut es in der Praxis aus?

All diese Zahlen und Daten können nicht nur auf dem Papier überzeugen. Gemeinsam ergeben sie ein rundes Gesamtpaket, mit dem auch professionelle Videoaufnahmen problemlos möglich sind. Dank des V-Log-Supports und 10-Bit-Farbtiefe liefert die S5 II hervorragende Farben, die die Bearbeitung sehr einfach machen. Der doppelte native ISO-Wert von 640 und 4.000 macht es außerdem möglich, selbst in schlechten Lichtsituationen hervorragende, rauscharme Ergebnisse zu erhalten.

Hinzu kommt ein erstaunlich guter Bildstabilisator. Das Gehäuse allein verspricht eine Stabilisierung von fünf Blendenstufen, gemeinsam mit einem kompatiblen Objektiv sind es 6,5 Stufen. Obwohl diese Werte zum Beispiel der Sony A7 IV ähneln, ist die Leistung deutlich besser. Aufnahmen mit Weitwinkelobjektiven sind problemlos aus der Hand möglich, selbst im Gehen kann man filmen, wenn man auf einen weichen Schritt achtet. Wer es auf die Spitze treiben will, kann zusätzlich zur physischen Stabilisierung außerdem eine elektronische aktivieren. Diese schneidet das Bild zwar etwas zu, verzeiht dafür aber noch mehr Wackler.

Was ebenso erwähnt werden muss: In Sachen Rolling Shutter wird die S5 II leider keine Preise gewinnen. Vor allem bei 4K-Aufnahmen kann man das Warping klar erkennen, wenn man die Kamera zu schnell von links nach rechts schwenkt. Grund dafür ist die Geschwindigkeit, in der der Sensor ausgelesen wird. Ist man sich der Einschränkung bewusst, sollte sie im Alltag allerdings keine größeren Probleme machen.

Gute Wahl für Fotografinnen

Viele dieser Funktionen, allen voran der hervorragende Autofokus und die Bildstabilisierung, machen auch die S5 II auch zu einer guten Wahl für Fotografinnen und Fotografen. Vor allem dann, wenn diese zwar nur eine Kamera mit sich herumschleppen möchten, aber auch Bewegtbild aufnehmen wollen. Serienaufnahmen sind mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde möglich, was vor allem Sport- und Naturfotografinnen freuen dürfte. Der Autofokus konnte im Test auch hierbei zuverlässig mithalten.

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An dieser Stelle muss nur angemerkt werden, dass der Sensor "nur" mit 24 Megapixeln auflöst. Wer auf die zusätzlichen Pixel nicht verzichten kann, die zum Beispiel Sonys A7R-Serie liefert, ist bei der S5 II also an der falschen Adresse. Die S5 II bietet allerdings auch sonst eine solide Ausrüstung. Der OLED-Sucher löst mit 3,68 Millionen Pixeln auf und hat eine Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz. Der rückseitige Touch-Monitor ist schwenk- und drehbar, 7,6 Zentimeter groß und hat eine Auflösung von 1,84 Millionen Bildpunkten.

Bedienbarkeit

Dank einer angenehmen Gehäusegröße lässt sich die Kamera sehr angenehm bedienen, sie liegt sicher in der Hand und alle Knöpfe sind problemlos erreichbar. Neben frei belegbaren Einstellrädchen für Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert gibt es auf der Rückseite zudem einen großen Joystick, mit dem man zum Beispiel den Fokuspunkt verstellen oder sich durch die Menüs navigieren kann. Auf der Oberseite findet sich zudem ein gut erkennbarer roter Button, mit dem die Videoaufnahme gestartet werden kann.

Einziges Manko, das bereits beim Test der GH6 auffiel, ist hier das Kontrollrädchen auf der rechten Geräteoberseite. Dieses lässt sich allzu leicht verstellen, was während Shootings dazu führen kann, dass man versehentlich die Belichtungszeit wechselt. Die Möglichkeit einer physischen Sperre für das Rad gibt es zwar nicht, diese lässt sich aber softwareseitig einstellen und per Knopfdruck aktivieren und deaktivieren.

Fazit

Vergleicht man die Panasonic S5 II mit weiteren Kameras im gleichen Preissegment, ist es erstaunlich, wie viel Performance diese abliefert. Neben einer Vielzahl wichtiger Videofunktionen und Aufnahmemodi, hat sie einen soliden Autofokus samt der wichtigsten Tracking-Features. Was besonders hervorsticht, ist außerdem der ausgezeichnete Bildstabilisator, der vergleichbare Geräte wie die Sony A7 IV ziemlich alt aussehen lässt.

In Kombination mit der guten Bedienbarkeit, dem robusten, solide verarbeiteten Gehäuse und des verhältnismäßig kleinen Preises von rund 2.200 Euro, kann man mit der S5II kaum etwas falsch machen. Die Kamera ist eine der besten spiegellosen Allrounder, die man derzeit finden kann. (Mickey Manakas, 10.4.2023)