So könnten Troodons ausgesehen haben.
Bild: Alex Boersma/PNAS

Dass einstige Tyrannosaurier und Velociraptoren durch entfernte Verwandtschaft mehr oder minder in heute lebenden Hühnern und anderen Vögeln weiterleben, mag vielen noch immer eigenartig erscheinen. Und auch in der Forschung weiß man noch nicht genau, wie sich die Entwicklung der Theropoden hin zu heutigen Vögeln genau vollzogen hat. Die ausgestorbene Spezies der Troodons – eine Art, die Vögeln nicht ganz unähnlich war – könnte helfen, diesen Wandel besser zu verstehen.

Ein Forschungsteam mit Grazer Beteiligung nahm nun Eier-Fossilien der für ihr relativ großes Gehirn bekannten Troodons unter die Lupe. Dabei zeigte sich, dass die Spezies ihre Eier noch nach Reptilienart entwickelte und vielleicht gemeinschaftlich brütete, wie das Forschungsteam im Fachmagazin "PNAS" berichtet.

Großes Gehirn, große Augen

Troodons werden vielfach als jene Dinosaurier gesehen, die wahrscheinlich die Weiterentwicklung der so lange dominierenden Tiere mitgeprägt haben. So wird vermutet, dass das für Dino-Verhältnisse große Gehirn – es dürfte etwa 0,1 Prozent des Körpergewichts eingenommen haben – ihnen kognitive Fähigkeiten eröffnete, wie sie heutige Vögel haben, die bekanntlich zu erstaunlichen Geistleistungen fähig sind.

Dazu kommt, dass sie relativ große Augen hatten, um in der Nacht sehen zu können, und vermutlich einen ausgeprägten Geruchs- und Orientierungssinn. Manche Fachleute ließen sich in der Vergangenheit bereits dazu hinreißen, darüber zu spekulieren, ob die vogelartigen Troodons sich nicht in eine Richtung entwickelt hätten, die sie aufgrund ihres Intellekts zur dominierenden Spezies hätte werden lassen, wenn sie nicht ausgestorben wären.

Warmblütige Reptilienbrüter

All das ist natürlich hochspekulativ, da sich über die kognitiven Fähigkeiten eines Tieres relativ wenig sagen lässt, wenn lediglich Überbleibsel von Zähnen und Knochen zur Verfügung stehen. Das Team um den Studienerstautor Mattia Tagliavento von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main hat sich daher Eierschalenüberresten zugewandt, um mehr über die Troodons zu erfahren. An den Analysen war unter anderen auch Katja Götschl von der Technischen Universität (TU) Graz beteiligt.

Aufgrund der Zusammensetzung der Schalen lasse sich einiges über die knapp zwei Meter großen und um die 45 Kilogramm schweren Fleischfresser sagen, berichtet das Forschungsteam. Unter den vier untersuchten Eierschalenproben wurden drei bei einer Temperatur von 42 Grad Celsius gebildet. Bei der vierten Probe geht man von einer Temperatur von 29 Grad Celsius bei der Bildung aus. Daraus lässt sich schließen, dass Troodons bereits warmblütige Tiere waren, die ihre Körpertemperatur aber auch verändern konnten. Darin zeigen sich Parallelen zu den heutigen Vögeln.

Allerdings vereinten die als intelligentesten Tiere ihrer Zeit geltenden Dinos auch markante Reptilieneigenschaften in sich: So dürfte die Bildung der Eierschalen sehr ähnlich erfolgt sein, wie dies bei heutigen Reptilien der Fall ist. Das lasse darauf schließen, dass die Tiere anders als die heutigen Vögel zwei Eierstöcke hatten. Troodons konnten demnach nicht so schnell Eier bilden, wie das Vögel können.

Gemeinschaftsnest

Daher gehen die Forschenden davon aus, dass die Dinosaurier nur zwischen vier und sechs Eier legen konnten. Trotzdem wurden in der Vergangenheit Gelege ausgegraben, in denen sich sehr viele Eier befanden. Das lässt die Paläontologinnen und Paläontologen vermuten, dass sie von mehreren Weibchen gemeinschaftlich angelegt wurden.

Damit stellen Troodons ein Beispiel für den stufenweise abgelaufenen Übergang zwischen Reptilien und Vögeln dar. Die Studie zeige einen neuen Weg auf, wie aus Überbleibseln aus der Vergangenheit mit neuen Forschungsmethoden auf die Physiologie lange ausgestorbener Tiere rückgeschlossen werden kann. Außerdem lässt sie vermuten, dass die Tiere gemeinschaftliche Eigelege anlegten und sich bei der Brut gegenseitig unterstützten. (APA, red, 7.4.2023)