Der Himmel in Hamburgs Innenstadt ist verdunkelt.

Foto: EPA/DOMINICK WALDECK

Die Löscharbeiten begannen Sonntagfrüh und dauerten den ganzen Tag über an.

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Hamburg – Bei einem Großbrand in einem Gewerbeareal in Hamburg sind am frühen Sonntagmorgen mehrere Lagerhallen in Flammen aufgegangen. Dabei entstand im Stadtteil Rothenburgsort eine riesige Rauchwolke, die stadteinwärts zog. "Die Hamburger Innenstadt ist komplett verdunkelt", sagte ein Feuerwehrsprecher in der Früh. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand. 27 Stunden nach der ersten Brandmeldung seien die Löscharbeiten nach wie vor nicht beendet, teilte ein Sprecher der Polizei am frühen Montag mit. Er ging davon aus, dass der Einsatz noch den ganzen Tag andauern wird. Zum Sachschaden sowie der Brandursache gab es weiterhin keine Angaben.

Die Feuerwehr warnte vor dem Rauch, forderte Anrainer auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten sowie Klimaanlagen und Lüftungen auszuschalten. In einer amtlichen Warnung hieß es, die Bevölkerung "kann durch Rauchgase und chemische Bestandteile in der Atemluft aufgrund eines Brandes beeinträchtigt werden". Der Bahnverkehr von Hamburg in Richtung Osten wurde während der Löscharbeiten teilweise eingestellt. Wie es in der Osternacht gegen 4.30 Uhr zu dem Großbrand kam oder was sich genau in den brennenden Lagerhallen befand, konnte die Feuerwehr zunächst nicht sagen.

Die Feuerwehr rückte mit Schutzausrüstung aus.
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Hostel wurde geräumt

Beim Eintreffen der Feuerwehr am Sonntagmorgen standen den Angaben zufolge mehrere im Freien abgestellte Fahrzeuge, Waschmaschinen und anderes Lagergut in Flammen und das Feuer griff bereits auf das Gebäude eines Lagerhallenkomplexes über. Außerdem platzten auf dem Gelände des Autohofs mehrere sogenannte IBC-Container. In ihnen lagerten brennbare Flüssigkeiten. Um was für Chemikalien es sich genau handelte, blieb zunächst unklar.

Da der Wind eine riesige Rauchwolke über weite Teile der Hamburger Innenstadt trieb und nicht bekannt war, was alles in dem Lagerhallenkomplex und der Freifläche mit einer Größe von etwa 17.000 Quadratmetern gelagert war, sei gegen 7.30 Uhr über das Modulare Warnsystem Mowas die höchstmögliche Warnstufe "extreme Gefahr" für weite Teile Hamburgs ausgelöst worden. Zudem sei ein Hostel in der Nähe des Brandorts geräumt worden. Insgesamt 39 Menschen wurden den Angaben zufolge an der Feuerwehrakademie in Billbrook untergebracht.

Die Ursache für den Großbrand war bis Sonntagnachmittag noch unklar.
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Keine gefährliche Brandgase in Atemluft

Gegen 13.00 Uhr gab die Polizei dann vorsichtig Entwarnung. Die offizielle Warnung bleibe zwar bestehen, aber "derzeit werden keine erhöhten Messwerte festgestellt", teilte das Lagezentrum mit. Nach Angaben der Feuerwehr hatten umfangreiche Messungen des Umweltdienstes und der Analytischen Taskforce der Technik- und Umweltschutzwache sowie von Spezialkräften der Freiwilligen Feuerwehr im Stadtgebiet keine gefährlichen oder gesundheitsschädlichen Konzentrationen von Brandgasen in der Atemluft gezeigt. Rothenburgsort liegt östlich der Innenstadt an der Norderelbe und grenzt unter anderem an die Hafencity.

"Das ist ein wirklich außergewöhnlicher, schwieriger Einsatz", sagte ein Feuerwehrsprecher vom Einsatzort. Er ging davon aus, dass die Löscharbeiten, an denen rund 220 Einsatzkräfte beteiligt waren, noch den ganzen Tag andauern. Die Zahl der Einsatzkräfte sei aber schon stark reduziert worden – von 220 in der Spitze auf rund 60 am Montagnachmittag. Der Feuerwehrsprecher ging davon aus, dass bis zum Abend die Zahl auf 30 heruntergefahren werden könne. Ob einige Feuerwehrleute sicherheitshalber auch über Nacht am Brandort bleiben müssen, sollte am Abend entschieden werden.

Das Feuer hatte auch Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Nach Angaben der Deutschen Bahn wurde der Zugverkehr zwischen Hamburg und Büchen (Schleswig-Holstein) wegen des Feuers in unmittelbarer Gleisnähe über mehrere Stunden eingestellt. Das wiederum hatte zur Folge, dass alle IC-, EC- und ICE-Züge zwischen Hamburg und Berlin umgeleitet werden mussten und sich um etwa 60 Minuten verspäteten. IC- und ICE-Züge zwischen Hamburg und Rostock fielen ganz aus. (APA, 9.4.2023)