US-Präsident Joe Biden möchte 2024 erneut zur Wahl antreten, dies aber zugleich noch nicht offiziell machen.

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Eine Osterfeier war Anlass der jüngsten Äußerungen.

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Man könnte sich an ein bekanntes Magritte-Bild erinnert fühlen. "Dies ist keine Ankündigung" würde das Werk im Bereich der Performance-Kunst heißen, das US-Präsident Joe Biden am Montag geschaffen hat. Im Vorfeld einer Veranstaltung zum traditionellen Ostereierschieben vor dem Weißen Haus sagte er zur Morgenshow des TV-Senders NBC, er habe vor, 2024 noch einmal als Präsident zu kandidieren – aber "wir sind noch nicht bereit, es anzukündigen". Gefragt hatte ihn der Reporter zuvor danach, wie viele Ostereierschieben vor dem Weißen Haus er noch verfolgen wolle. "Ich plane mindestens drei oder vier weitere Ostereier-Rollen", sagte Biden. "Vielleicht fünf. Vielleicht auch sechs, was zur Hölle. Ich weiß es nicht."

Als Ankündigung kann man das aber dennoch verstehen. Vor allem deshalb, weil die Worte des Präsidenten zu vielen anderen bereits bekannten Sachverhalten passen: Darunter mehrere programmatische Reden, die der 80-Jährige zuletzt gehalten hat, und auch das völlige Fehlen einer offensichtlichen Nachfolgerin oder eines Nachfolgers, die der Staatschef bisher aufgebaut hätte.

Und vielleicht ist das auch der Grund, wieso Biden, der sich im Wahlkampf 2020 noch selbst als Übergangsfigur zu einer jüngeren Führungsriege anpries, nun doch noch einmal selbst in den Ring steigt: Im Lager der Demokraten hat sich bisher keine wirklich glaubwürdige Alternative aufgetan.

Kaum gute Möglichkeiten

Vizepräsidentin Kamala Harris wurde von Biden mit einer Reihe undankbarer und zugleich recht auffälliger Aufgaben betraut, ihre Zustimmungswerte sind deutlich gesunken. Infrastrukturminister Pete Buttigieg, der Biden 2020 noch in der ersten Vorwahl-Runde in Iowa besiegte, ist seit der Zug- und Chemiekatastrophe von East Palestine, Ohio, angeschlagen. Und auch zuvor hatte er bei weitem nicht die Zustimmungsraten Bidens erreicht.

Andere, etwa der Gouverneur von Kalifornien Gavin Newsom, zeigen an einem Antritt zwar Interesse – wie sie gegen Trump bestehen würden, ist aber unsicher. Zudem haben sich viele schon bisher zögerlich gezeigt, um nicht zuerst viel Geld für eine Kandidatur auszugeben und diese dann zurückziehen zu müssen, wenn Biden sich doch zum Antritt entscheidet. Sie warten lieber auf das Jahr 2028.

Keine Begeisterungsstürme

Wie aber würden die Chancen des Kandidaten aussehen, sollte er seiner Nicht-Ankündigung noch eine Ankündigung und auch einen tatsächlichen Wahlantritt folgen lassen? Jüngste Umfragen geben ihm passable Chancen, sollte der republikanische Kandidat Donald Trump heißen. Biden liegt im Schnitt der meisten Erhebungen in etwa gleichauf mit seinem Amtsvorgänger. Zwei Jahre vor der Wahl 2020 war Biden deutlich vor Trump gelegen. Im Vergleich mit seinen plausibelsten demokratischen Konkurrenten liegt Biden im Duell mit Trump allerdings immer noch besser – auch das dürfte bei einer Entscheidung eine Rolle spielen.

Insgesamt dürfte sich die Begeisterung über einen erneuten Antritt des mittlerweile 80-Jährigen dennoch in Grenzen halten, der immer wieder mit ungewöhnlichen Wortschöpfungen und unbedacht wirkenden Aussagen auf sich aufmerksam macht. Das hatte sich schon bei den Midterm-Wahlen im vergangenen Jahr gezeigt. 67 Prozent der in Exit Polls Befragten hatten sich da gegen eine neue Kandidatur Bidens in zwei Jahren ausgesprochen – obwohl eine Mehrheit sich mit seiner derzeitigen Amtsführung zufrieden gezeigt hatte. Eine CNN-Umfrage hat dieses Bild vor wenigen Tagen bestätigt.

Wenige Gegner

Muss Biden sich angesichts solcher Zahlen vor der internen Vorwahl sorgen? Aktuell ist nicht davon auszugehen. Bisher haben nur die Autorin und "spirituelle Lehrerin" Marianne Williamson und der Verschwörungstheoretiker, Impfgegner und Dynastie-Nachkomme Robert F. Kennedy, Jr. ihr Antreten angekündigt. Sie gelten als chancenarm. (Manuel Escher, 10.4.2023)