Erst kürzlich war auf Kamtschatka der Vulkan Besymjanny ausgebrochen, hier im Bild.

Foto: AP / Yury Demyanchuk

Moskau – Eine Aschewolke des Vulkans Schiwelutsch im Osten der russischen Halbinsel Kamtschatka droht den Luftverkehr in der Region zu beeinträchtigen. Die russische Vulkanbeobachtungsstelle KVERT gab Dienstagfrüh eine Warnung für den Luftverkehr mit der Alarmstufe Rot heraus. "Die anhaltende Aktivität könnte internationale und niedrig fliegende Flugzeuge beeinträchtigen", hieß es.

Videoaufnahmen von Vulkan Schiwelutsch.
DER STANDARD

Der Vulkanausbruch hat den größten Ascheregen seit 60 Jahren ausgelöst. Auf dem Boden habe sich in der Ortschaft Kljutschi innerhalb von vier Stunden eine 8,5 Zentimeter dicke Schicht aus Asche gebildet, teilte der Direktor des Instituts für Vulkanologie und Seismologie der Russischen Akademie der Wissenschaften, Alexej Oserow, mit.

Vulkanologen veröffentlichten auch Videos, auf denen Häuser, Autos und Straßen mit einer dicken Ascheschicht zu sehen waren. In einem Clip wurde gezeigt, wie Menschen mit Händen die graue Masse auf einer Schneedecke wegschoben.

Ascheexplosionen möglich

Die Aschewolke soll eine Höhe von bis zu 20 Kilometern erreicht haben. Es könne jederzeit zu Ascheexplosionen kommen. Der Schiwelutsch ist der nördlichste Vulkan Kamtschatkas. Mit mehr als 3.000 Metern Höhe gehört er zu den größten Vulkanen der für ihre geologische Aktivität weltberühmten Halbinsel. Entlang der russischen Halbinsel führt die Hauptflugroute zwischen den USA und Japan.

Eine Satellitenaufnahme zeigt die Aschewolke über dem Vulkan Schiwelutsch.
Foto: Reuters / Roscosmos

Der Vulkan sei um 6.31 Uhr Ortszeit ausgebrochen, und die Wolke habe sich über die mehr als 70 Kilometer voneinander entfernten Dörfer Kljutschi und Kosyrewsk ausgebreitet, erklärte der Vorsteher der Region, Oleg Bondarenko, auf Telegram. "Den Bewohnern wird geraten, in den Häusern zu bleiben und unnötige Reisen zu vermeiden."

In Kljutschi berichteten Bewohnerinnen und Bewohner, aus ihren Wasserhähnen komme aschgraue Flüssigkeit. Die russische Zeitung "Kommersant" berichtete unter Berufung auf den örtlichen Zivilschutz, dass eine Versorgung mit Trinkwasser von einer Militärbasis aus organisiert werde. Vulkanologen warnten, dass die Aschewolke sich von dem Riesenvulkan bis in die 450 Kilometer entfernte regionale Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski erstrecken könnte.

Vulkanisch aktives Gebiet

Die Halbinsel Kamtschatka im äußersten Osten Russlands gehört zu den vulkanisch aktivsten Gebieten der Erde. Aschewolken können über große Flächen den Flugverkehr lahmlegen. Erst vergangenen Freitag war der etwas südlicher gelegene Vulkan Besymjanny ausgebrochen und hatte ebenfalls Alarmstufe Rot für die Luftfahrt verursacht.

Nach einem Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull 2010 waren weite Teile des europäischen Luftraums für sechs Tage gesperrt. Mehr als zehn Millionen Flugpassagiere waren damals betroffen. Der Schaden betrug 1,7 Milliarden Dollar, was heute etwa 1,56 Milliarden Euro entspricht. (APA, 11.4.2023)