Im Gastblog analysieren Aggelos Soteropoulos und Florian Pühringer die Höhenlage der Skipisten in Österreich und zeigen, in welchen Regionen die Klimakrise den beliebten Wintersport vor besondere Herausforderungen stellen wird.

In den Osterferien trieb es wohl viele Menschen noch ein letztes Mal vor dem Ende der Skisaison zum Skifahren in die Skigebiete. Einige haben aber wahrscheinlich auch noch die Bilder rund um Neujahr vor Augen: zahlreiche apere Skigebiete und schmale, von Schnee gesäumte Skipisten mit grüner Umgebung. Trotz der ausreichenden Schneelage in den letzten Monaten zeigt der Trend ganz klar: In den vergangenen Jahren haben die Tage mit durchgehender Schneedecke deutlich abgenommen. Durch die Klimakrise wird sich dieser Trend wohl fortsetzen. Dies hat nicht zuletzt auch Auswirkungen auf die Perspektiven der österreichischen Skigebiete.

Das Forschungsprojekt FuSe-AT untersuchte den Trend der mittleren Schneehöhe in Österreich seit der Saison 1961/1962 auf Basis meteorologischer Daten. Die Entwicklung in den letzten Jahren und Jahrzehnten – so zeigen die Ergebnisse des Forschungsprojekts – macht deutlich, dass die mittlere saisonale Schneehöhe über ganz Österreich betrachtet zwischen 1961 und 2020 um 15 Zentimeter und die mittlere Schneedeckendauer um etwa 42 Tage abgenommen haben. Besonders betroffen waren Bereiche in Westösterreich (Vorarlberg und Tirol) sowie Kärnten. Doch nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch zukünftig – so die Prognosen und Szenarien im Projekt – wird Naturschnee in Österreich zunehmend zum knappen Faktor. Relevant für die Schneedeckendauer ist hierbei insbesondere auch die Höhenlage der betrachteten Orte, wobei in der Vergangenheit vor allem Bereiche unter 1.500 Meter von einem starken Rückgang der Schneedeckendauer betroffen waren.

Foto: Pühringer/Soteropoulos

Diese Entwicklung spielt insbesondere für Skigebiete eine Rolle, die bereits in der Vergangenheit mit dem Problem der Abnahme der Schneesicherheit konfrontiert waren und sich auch zukünftig mit einer immer geringeren Schneedeckendauer konfrontiert sehen. Neben weiteren Faktoren ist wie bereits gesagt vor allem die Höhenlage ein entscheidender Faktor für die Schneedeckendauer.

Höhenlage der Pisten

Doch auf welchen Höhen ist man in Österreich eigentlich auf den Pisten unterwegs? Eine umfassende Analyse der Skigebiete in Österreich auf Basis von OpenStreetMap und OpenData zeigt, dass ein hoher Anteil der Pistenkilometer in Österreichs Skigebieten in Höhenlagen unter 1.500 Meter liegen, und damit genau in jene Höhenstufen fallen, die in der Vergangenheit von einem besonderen Rückgang der Schneedeckendauer betroffen waren. Ein besonders hoher Anteil an Pistenkilometern unter 1.500 Meter findet sich in Niederösterreich sowie in Oberösterreich. Die höchstgelegenen Pisten befinden sich im Tiroler Oberland, auf dem Arlberg und im Bereich der Hohen Tauern.

Foto: Pühringer/Soteropoulos

Vergleicht man die Höhenlage der Pisten nach Bezirken, so zeigen sich auch innerhalb der Bundesländer deutliche Unterschiede. In Tirol liegen beispielsweise im Bezirk Kitzbühel circa zwei Drittel der aktuell bestehenden Pistenkilometer unter 1.500 Meter Seehöhe; im Bezirk Landeck sind es im Vergleich dazu nur knapp circa zwanzig Prozent, wobei dieser hohe Anteil vor allem die Talabfahrten zu den Ortschaften rund um den Arlberg betrifft. In Vorarlberg liegen knapp die Hälfte der Pistenkilometer unter 1.800 Meter und mehr als dreißig Prozent unter 1.500 Meter.

Foto: Pühringer/Soteropoulos

Vergleicht man die höchsten Pisten der Skigebiete mit der Größe der Skigebiete auf Basis der verfügbaren Pistenkilometer, so wird deutlich, dass von der absehbaren Dynamik der Klimaveränderung mit ihren höheren Durchschnittstemperaturen vor allem kleinere Skigebiete potenziell betroffen sind. Viele dieser Skigebiete mit weniger als zehn Pistenkilometern haben ihren höchsten Punkt auf unter 1.500 Meter – einige gar unter 1.000 Meter. Große, hochgelegene Skigebiete wie Ski Arlberg, Ischgl oder Serfaus gibt es in Österreich nur wenige. Die größten Skigebiete mit der geringsten Höhe im Skigebiet liegen mit Kitz Ski und Wilder Kaiser im Tiroler Unterland sowie mit Saalbach-Hinterglemm im Salzburger Pinzgau.

Foto: Pühringer/Soteropoulos

Skifahren als wirtschaftlicher Faktor

Insgesamt ist der Skitourismus eine wichtige Einkommensquelle für Österreich und die Wintersaison spielt eine entscheidende Rolle in der Tourismusindustrie des Landes. Österreich verzeichnet jedes Jahr hohe Nächtigungszahlen im Wintertourismus, wobei der Skitourismus dabei eine entscheidende Rolle spielt: In der Saison 2019/2020, bevor die Covid-19-Pandemie den Tourismus stark beeinträchtigte, verzeichnete Österreich laut Statistik Austria insgesamt 72,9 Millionen Nächtigungen im Winter (circa 48 Prozent der Gesamtjahresnächtigungen).

Wenngleich nicht der gesamte Wintertourismus in Österreich und somit auch die Nächtigungszahlen vom Skifahren abhängen, zeigt der grobe Zusammenhang zwischen Nächtigungszahlen der Tourismusgemeinden im Vergleich mit der mittleren Höhenlage der umliegenden Skipisten (in maximal fünf Kilometer Entfernung) ein zweischneidiges Bild: Während beispielsweise im Tiroler Oberland die Gäste vieler Tourismusgemeinden dem Wintersport in hohen Lagen nachgehen können, gibt es im Tiroler Unterland Gemeinden mit hohen Nächtigungszahlen, aber geringer Skigebietshöhe. Auch in Salzburg zeigen sich deutliche Unterschiede.

Foto: Pühringer/Soteropoulos

Zusammenfassend zeigt die Analyse der Höhe der Skigebiete und -pisten in Österreich in Anbetracht der abnehmenden Schneedeckendauer, dass die Klimakrise großen Einfluss auf den Skitourismus haben wird bzw. aktuell auch bereits hat, insbesondere für Tourismusgemeinden mit vielen Pistenkilometern in niedrigeren Lagen. Die Betroffenheit ist jedoch regional unterschiedlich. Obwohl die Höhenlage nicht allein entscheidend ist, sollten sich Skitourismus-Verantwortliche aktiv mit der Thematik befassen – und es wird wohl auch notwendig werden, neue Angebote zu etablieren, die ganzjährig nutzbar sind. (Aggelos Soteropoulos, Florian Pühringer, 13.4.2024)