Jetzt kann man bei Lena Meyer-Landrut nichts mehr vom Haarausfall erkennen. Denn nach dem Telogeneffluvium wachsen alle Haare auch wieder nach.

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Die Haare bis knapp unters Kinn schneiden zu lassen fiel Lena Meyer-Landrut ziemlich schwer, wie sie vor kurzem auf ihrer Fanplattform "Lenaverse" mitteilte. Denn diese Entscheidung traf sie nicht aus modischen Gründen, sondern weil es "sein musste". Nach einer Corona-Infektion litt die Sängerin unter starkem Haarausfall. Das ist gar nicht so ungewöhnlich, Untersuchungen deuten darauf hin, dass etwa 22 Prozent aller Patientinnen und Patienten, die wegen einer Corona-Infektion im Spital behandelt werden mussten, nach ihrer Genesung bis zu 50 Prozent Ihrer Haare verlieren. Aber auch nach leichten Verläufen kann es zu diesem Haarverlust kommen. Genaue Zahlen gibt es dazu jedoch nicht.

Telogeneffluvium wird dieser plötzliche starke Haarverlust genannt, und er tritt üblicherweise zwischen zwei und vier Monate nach einer Infektion auf. Das kann wie in Meyer-Landruts Fall nach einer Corona-Infektion sein, aber auch andere Auslöser sind möglich. Johannes Griss, Leiter der Haarambulanz am AKH Wien, erklärt: "Das ist eine normale Reaktion des Körpers auf Stress und tritt nach schweren Infektionen, aber auch nach Operationen auf."

Hälfte der Haare fielen aus

Während der Verlust einzelner Haare kein Grund zur Sorge ist – im Schnitt gehen jedem Menschen pro Tag 50 bis 100 Haare aus –, können Betroffene zwischen 20 und 50 Prozent der Haare verlieren. Auch Meyer-Landrut berichtet, dass ihr etwa die Hälfte der Haare ausgegangen sind.

Um diese spezielle Art des Haarverlusts besser verstehen zu können, muss man die Wachstumsphasen der Haare kennen. Normalerweise durchläuft jedes Haar drei Phasen: eine Wachstumsphase, die als Anagenphase bezeichnet wird, eine Übergangs- oder Katagenphase und eine Ruhephase, die sogenannte Telogenphase. In der Telogenphase fällt das Haar irgendwann aus. Daraufhin wächst ein neues, und der ganze Zyklus beginnt von vorn.

Fünf bis zehn Prozent der Haare sollten sich gleichzeitig in der Telogenphase befinden. Kommt es jedoch zu einer der oben beschrieben Stresssituationen, kann es passieren, dass der Körper den Haaren ein Ausfallsignal schickt. Griss erklärt: "Haare sind nicht lebensnotwendig. Bemerkt der Körper eine Gefahrensituation, wird ein Ausfallsignal an die Haare geschickt. Die Anagenphase wird verkürzt, die Haare gehen vermehrt in die Telogenphase über. Nach zwei bis vier Monaten fallen sie dann aus."

Haare kommen wieder zurück

Wenn man sich aktuelle Fotos der Sängerin ansieht, ist nichts mehr von einem Haarausfall zu sehen. Das liegt aber nicht etwa an besonders talentierten Friseurinnen und Friseuren, sondern daran, dass beim Telogeneffluvium die kahlen Stellen nicht dauerhaft bleiben: "In der Regel wachsen alle Haare innerhalb von sechs Monaten nach. Die Follikel der ausgegangen Haare reifen wieder neu, und somit wachsen auch die Haare wieder", kann der Experte beruhigen.

Ob es gerade nach Covid-Infektionen vermehrt zu diesem Haarausfall kommt, dazu gibt es noch keine genauen Daten. Meyer-Landrut ist aber nicht der einzige Promi, dem das passiert ist. Die US-Schauspielerin Alyssa Milano berichtete bereits im August 2020 von diesem Phänomen, etwa vier Monate nach ihrer Corona-Infektion, und forderte ihre Fans auf, vorsichtig zu sein.

Und auch Haarexperte Griss berichtet: "Bei uns hat es auf jeden Fall eine deutliche Häufung in Bezug auf Covid-19 gegeben. Ob das jedoch ursächlich mit dem Virus in Zusammenhang steht oder einfach nur auf die hohe Zahl an mittelschweren Erkrankungen zurückgeführt werden muss, ist unklar." Denn vor Corona gab es nur selten Infektionskrankheiten, die so gehäuft aufgetreten sind.

Bisher gibt es keine vorbeugenden Maßnahmen, um Telogeneffluvium-bedingten Haarausfall zu verhindern. Vermutlich ist der Weg, den Meyer-Landrut gewählt hat, der Beste: mit der Gewissheit, dass die Haare wiederkommen, den Lieblingsfriseur aufsuchen und sich einen neuen Look verpassen lassen. (Jasmin Altrock, 14.4.2023)