Vielleicht sollte man ja gar nicht darüber schreiben, um niemanden auf blöde Ideen zu bringen: Oder ist der Trend schon angekommen und nur nicht bis zum Einserkastl vorgedrungen? Also, am Karfreitag musste in Manchester ein Musical abgebrochen werden, weil "Mitglieder des Publikums" – der Guardian lässt es gendermäßig offen – nicht davon abzubringen waren, bei der Aufführung laut mitzusingen. Zu diesem Zwecke hatten sie sich auch von ihren Plätzen erhoben.

Lautes Mitsingen, bis die Aufführung platzt? In Manchester war das gerade der Fall.
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So eine Art Mitmachtheater. Kein Einzelfall. Britische Bühnen forsten nun, so heißt es, ihre Programme durch, um alles zu entfernen, was zu Missverständnissen führen könnte, zum Beispiel, wenn eine Show als "greatest party in town" angepriesen wird. Aber das ist eine gutartige Interpretation der Vorfälle.

Es ist eher so, als habe bei manchen Leuten nach der Pandemie die Umstellung von virtuell auf live nicht mehr geklappt. Man führt sich in der Öffentlichkeit so auf, als wäre man allein, vor dem Bildschirm, ohne Mikrofon und Kamera. Zwischenrufe und Beleidigungen aus dem Publikum scheinen schon ganz normal zu sein, essen und trinken sowieso.

Auch kopulierende Paare wurden schon aus den Theatern entfernt. Glückliche Selbstvergessenheit! Aber da ist, excuse my French, auch noch das Problem des Urinierens auf dem Sitzplatz. Welches häusliche Verhalten davon abzuleiten ist, ist in diesem Fall allerdings nicht ganz leicht zu beantworten. (Gudrun Harrer, 11.4.2023)