Andreas Babler war Dienstagabend zu Gast bei Armin Wolf in der "ZiB 2".

Foto: screenshot, orftvthek

Während des Interviews wippt er leicht vor und zurück, auch zwinkert er häufig, als würde er geblendet, und drückt sich wiederholt die Kopfhörer tiefer in die Ohren. Andreas Babler, einer von drei Kandidaten für den Vorsitz der SPÖ, wirkte im Gespräch mit Armin Wolf in der "ZiB 2" nervös, wie ein Mensch, der unter Strom steht.

Die Ziele, die er nannte, sind auch tatsächlich hoch gesteckt. Babler, derzeit Bürgermeister von Traiskirchen und Bundesrat, will die chronisch zerstrittene österreichische Sozialdemokratie einen. Er will sie zu Wahlsiegen führen, die angesichts der Schatten, die schwarz-blaue Begehrlichkeiten vorauswerfen, unglaublich erscheinen.

Wut – und ein "kantiges" Programm

"Ich bin sicher, dass wir da für Überraschungen sorgen können – positiver Art", antwortete Babler auf die Frage Wolfs, ob er es sich zutraue, die SPÖ auf 40 Prozent der Wählerstimmen zu bringen, was zuletzt in den 1990ern unter Kanzler Franz Vranitzky der Fall war. Dass der Zuspruch für die Roten "angesichts der herrschenden Themenlage" nicht ohnehin so hoch ist, verwundere ihn selber.

Auch wer über die Stammwählerschaft hinaus derartige Höhenflüge bescheren soll, erschien Babler klar: Wütende "Jetzt-FPÖ-Wähler und Nichtwählerinnen" seien es. "Menschen, die auf Politik, Establishment und, ja, auch auf die Sozialdemokratie angefressen sind", aber durch ein neues, "kantiges, sozialdemokratisches Programm, das die Lebensrealitäten verbessern kann", überzeugt werden könnten.

Die Langversion des Babler-Interviews.
ORF

32-Stunden-Woche, Corona-Hilfen – und Asyl

Inhaltlich äußerte sich der 50-Jährige ebenfalls detailreich und ausführlich. In der 29-Minuten-Interview-Langfassung kommt das weit besser als in der um mehr als die Hälfte gekürzten Sendungsversion zum Ausdruck. Fragensteller Wolf konnte ein facettenreiches politisches Interview mit ihm führen, ohne Unterstellungen und Untergriffe – in Österreich inzwischen eine Seltenheit.

In dem längeren Format werden auch Bablers Positionen zum Krieg in der Ukraine verständlich sowie jene zur Asylfrage: Er spricht sich gegen den politischen Missbrauch des Fluchtthemas aus. Kein Mensch sei illegal, doch nachvollziehbare negative Asylentscheidungen seien klar umzusetzen.

Auch die 32-Stunden-Woche hält er trotz Personalmangels für machbar, wenn die Arbeitsbedingungen und damit die Einsatzbereitschaft der Werktätigen verbessert werden. Hier referierte Babler konkrete Zahlen – um dann doch den linken Populisten durchscheinen zu lassen: Finanzierbar sei das sicher, die Corona-Hilfen hätten immerhin 47 Milliarden Euro gekostet. (Irene Brickner, 12.4.2023)

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