Ajay Banga wird der erste Präsident der Weltbank aus einem Schwellenland.

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Schon einmal hat Ajay Banga die Unternehmenskultur einer Finanzinstitution umgekrempelt. Wenige Jahre nachdem Mastercard an die Börse gegangen war, übernahm Banga 2010 als CEO – und verwandelte das zunehmend träge Unternehmen in einen agilen Konzern mit einem Wert von 350 Milliarden Euro.

Ähnliches Führungsgeschick wird der 63-Jährige in den kommenden Jahren beweisen müssen – wenngleich es geht um eine ungleich gewichtigere Aufgabe geht. Der Manager wird bald zum Präsidenten der Weltbank ernannt, er ist der einzige Kandidat. Dort wird er gefordert sein, die Kredite, die die Institution meist an Länder des Globalen Südens vergibt, an die enormen Herausforderungen der Klimakrise anzupassen.

Für den Posten nominiert wurde Banga von US-Präsident Joe Biden – traditionell stellen die USA die Weltbankspitze. Der im indischen Pune geborene Sikh wäre der erste Weltbankchef aus einem Schwellenland – er hat sowohl den indischen als auch, seit 2007, den US-amerikanischen Pass. Banga studierte Volkswirtschaft und Management in Indien, arbeitete 13 Jahre für Nestlé und machte dann Karriere bei US-Konzernen wie Pepsico, Citigroup und Mastercard. Heute ist er Vizevorsitzender beim Investor General Atlantic, Vorsitzender der niederländischen Investmentgesellschaft Exor und – zusammen mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris – der Organisation Partnership for Central America. Er lebt in New York.

Banga will Klimafinanzierung verbessern

Als Weltbankchef will Banga nun der Kernaufgabe der größten Entwicklungsbank – dem Kampf gegen die globale Armut – mehr Nachdruck verleihen. Die Ungleichheit, erklärte er, sei untrennbar verwoben mit der Klimakrise, Konflikten, der Pandemie sowie mit der Produktion von Lebensmitteln oder Dünger. "Ich glaube nicht, dass man sich mit einem dieser Probleme getrennt von den anderen befassen kann", zitiert ihn die New York Times.

Mit seinem Fokus auf Klimagerechtigkeit steht Banga für einen Kurswechsel der als recht träge bekannten Weltbank. Deren aktueller Präsident, der von Ex-US-Präsident Trump nominierte David Malpass, weigerte sich, die Verbrennung fossiler Brennstoffe öffentlich als Grund der Erderhitzung zu nennen. Ende Juni wird Malpass – ein Jahr früher als vorgesehen – zurücktreten.

Banga mahnt hingegen zum schnelleren Handeln gegen die Klimakrise: "Uns läuft die Zeit davon." Als Weltbankchef hätte er zumindest fünf Jahre, um so manches zu verändern. (Alicia Prager, 12.4.2023)