Die Oster-Auftritte unseres Frauen-Nationalteams hätten sich ein weit größeres mediales Interesse verdient.
Foto: tschuttiheft.li/Judith Strieder

Im Gastblog schreibt Claus Farnberger über die Unausgeglichenheit bei der Berichterstattung zu Frauenfußball.

Man stelle sich Folgendes vor: Österreich empfängt in einem Freundschaftsspiel das starke Fußball-Nationalteam aus Belgien und zeigt von Anfang an erfrischenden und gefälligen Fußball. Gegen Ende der ersten Spielhälfte ist der verdiente Führungstreffer nah, es geht aber torlos in die Kabinen. In der Mitte der zweiten Spielhälfte fängt man sich in rascher Folge zwei Gegentreffer ein. Durch eine besondere Kraftanstrengung kann das Spiel ausgeglichen werden. Unbeirrt treibt man das Aufbauspiel voran, woraufhin knapp vor Spielende sogar noch der durchaus verdiente Siegestreffer fällt. Wenige Tage später wird nach einer beachtlichen Geduldsprobe im freundschaftlichen Spiel gegen Tschechien dank eines Zaubertores der Führungstreffer erzielt. Konsequenz und Spielfreude führen schließlich zu einem makellosen 2:0-Endstand.

Zwei Länderspiel-Siege binnen weniger Tage! Welch opulenter Teppich medialer Begeisterung wäre im Fußball-Land Österreich ausgerollt worden – hätte es sich bei den beschriebenen Dramoletten um Auftritte der österreichischen Fußball-Herren gehandelt. Wären Alaba, Sabitzer und Co die Handlungsaktiven gewesen, hätten ihnen die auflagenstärksten Tageszeitungen nicht nur die österlichen Titelseiten gewidmet, sondern auch breite Bildstrecken und Homestorys, eingebettet zwischen Feiertagsrezepten und niedlichen Osterhäschen-Schmuckbildern.

Marie-Therese Höbinger legte durch ein Zaubertor den Grundstein für den Sieg im Freundschaftsspiel gegen Tschechien.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Nun ja, ganz so war es zu Ostern 2023 nicht, wie manch aufgeweckte Leserinnen und Leser möglicherweise schon erkannt haben. Wieder einmal musste man erkennen, dass der Aufmerksamkeitsgrad weiblicher rot-weiß-roter Fußballerfolge nach wie vor unverdient niedrig ist. Ganz erklärbar ist das eklatante Mann-Frau-Gefälle eigentlich nicht. In anderen Sportarten – wie zum Beispiel im Tennis – ist das Preisgeldgefüge längst weitgehend geschlechtergerecht gestaltet. Seit vielen Jahrzehnten erwecken ein Frauen-Wimbledon-Endspiel oder ein weibliches 100-Meter-Finale annähernd dasselbe Interesse wie der adäquate Showdown der Männer. Bei jedem Weltcup-Skirennen der Frauen im kanadischen Lake Louise übersteigt die Zahl der dort anwesenden ORF-Leute jene der einheimischen Zuschauer und Zuschauerinnen.

Es geht auch anders

Dass es mittlerweile auch im Fußball durchaus anders geht, zeigte sich just am selbigen Osterwochenende im benachbarten Deutschland. Während sich beim Spiel Österreich gegen Tschechien wackere 980 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadionrund zu Wiener Neustadt einfanden, kamen am selben Tage im fränkischen Nürnberg an die 32.000 Fußballbegeisterte zusammen, um sich am Damen-Fußballspiel Deutschland gegen Brasilien zu delektieren. Selbstverständlich wurde diese Begegnung live in der ARD gezeigt. Im ORF 1 hingegen zeigte man am Osterdienstag-Abend lieber eine Episode des unter Krimi-Freaks weltweit frenetisch gefeierten Straßenfegers "Soko Linz". Der Auftritt unserer erfolgreichen Damen wurde wieder im Nischenkanal Sport + versteckt. Auch in technischer Hinsicht sparte der Österreichische Rundfunk gehörig. Schon in den Siebzigerjahren kamen bei jeder Folge von "Wer bastelt mit?" mehr Kameras zum Einsatz als bei den Spielen gegen Belgien und Tschechien.

Und noch etwas: Während es hierzulande gute Sitte ist, dass an einem Länderspieltag der Herren, und handelte es sich nur um ein Freundschaftsspiel gegen San Marino, keinerlei nationalen, regionalen und lokalen Meisterschaftsspiele angesetzt werden, tummelten sich am Karfreitag, dem Spieltag gegen Belgien, Abertausende an Fußballfans auf den Plätzen von Attnang-Puchheim, Gmünd, Allerheiligen und hunderter Spielorte und versäumten es dadurch, zumindest via TV am 3:2-Leckerbissen teilzuhaben. Hier gehört etwas geändert! Unser hübscher Fußball-Blog will jedenfalls mit gutem Beispiel vorangehen. Bei uns herrscht Gender-Equality, ein Spiel der Frauen zählt genauso viel wie eines der Männer. Leidenschaftlich werden wir auch über die kommenden Begegnungen der Fuhrmann-Truppe berichten. Bei uns gibt es keine "Versteck-Spiele". Versprochen! (Claus Farnberger, 12.4.2023)