Sollten die Annäherungsgespräche Früchte tragen, könnte die iranische Botschaft in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad bald wieder ihre Pforten öffnen.

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Riad/Jeddah – Um die diplomatische Wiederannäherung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien zu verfestigen, ist am Mittwoch eine Delegation aus Teheran zu einem Besuch in Riad angekommen. Die Delegation solle die Wiedereröffnung der iranischen Botschaft in Riad und des Konsulats in Jeddah vorbereiten, teilte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums mit. Der Iran werde auch seine Vertretung in der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) wieder aufnehmen.

China als Vermittler

Bereits am Samstag war eine saudi-arabische Delegation in ähnlicher Mission nach Teheran gereist. Nach siebenjähriger Eiszeit hatten sich die beiden Länder auf Vermittlung Chinas am 10. März auf die Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen geeinigt. Am Donnerstag vergangener Woche trafen sich dann die Außenminister des Irans und Saudi-Arabiens in Peking, um die Normalisierung der Beziehungen auf den Weg zu bringen.

Offiziell soll die Annäherung beider Länder nach dem Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan Ende April mit einem Besuch des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi in Riad gefeiert werden, zu dem ihn der saudi-arabische König Salman eingeladen hat. Das wäre der erste Besuch dieser Art seit 2012.

Einfluss auf gesamte Region

Saudi-Arabien und der Iran rivalisieren bisher im Nahen Osten um Einfluss. So unterstützt Riad im Jemen-Krieg die Regierungstruppen, während Teheran hinter den schiitischen Houthi-Rebellen steht.

Die rivalisierenden Regionalmächte hatten ihre Beziehungen im Jahr 2016 abgebrochen, nachdem Demonstranten im Iran diplomatische Vertretungen Saudi-Arabiens angegriffen hatten. Auslöser der Angriffe war die Hinrichtung des bekannten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien.

Die Annäherung zwischen dem mehrheitlich sunnitischen Saudi-Arabien und dem mehrheitlich schiitischen Iran hat das Potenzial, die Kräfteverhältnisse in einer seit Jahrzehnten von Unruhen und Gewalt geprägten Region umzugestalten.

Iranische Studenten rufen zu landesweiten Protesten auf

Unterdessen haben iranische Studenten in sozialen Medien zu neuen landesweiten Protesten aufgerufen. In einem von zahlreichen Vereinigungen am Mittwoch geteilten Aufruf forderten die Aktivisten, am Samstag mit Protestaktionen gegen den repressiven Regierungskurs und die islamischen Kleidungsvorschriften zu demonstrieren. Mit Versammlungen, Sitzstreiks und Protest-Slogans solle auf die jüngsten Drohungen vonseiten der Regierung reagiert werden, hieß es in dem Aufruf.

Vor rund einer Woche hatten Irans Behörden angekündigt, die Kopftuchpflicht an Universitäten wieder strenger durchzusetzen. Studentinnen, die sich nicht an die Gesetze halten, sollen vom Unterricht ausgeschlossen werden. Aktivisten gingen von einem rigorosen Vorgehen des Sicherheitsapparats bei der Durchsetzung aus. Gleichzeitig will die Polizei Verstöße gegen Kleidungsvorschriften künftig mittels Videoüberwachung und Gesichtserkennung ahnden. (APA, 12.4.2023)