Nicht Windows, nicht iOS und nicht einmal Symbian: Android ist seit Jahren das weltweit am meisten genutzte Betriebssystem. Eines, das von seinem Hersteller eifrig gewartet wird. Also gibt es jedes Jahr eine neue Softwaregeneration. Heuer steht dabei Android 14 an, mit der Beta 1 ist nun eine erste für die breitere Öffentlichkeit bestimmte Testversion erhältlich.

Ausprobiert

Ein formidabler Zeitpunkt also, um ein passendes Smartphone aus der Lade zu holen und gleich mal näher unter die Lupe zu nehmen, was Google so im Schilde führt. Bevor es losgeht: Wie immer bei solchen Artikeln sei betont, dass es sich nur um einen unvollständigen Blick handelt, Google fügt üblicherweise in weiteren Testversionen noch zusätzliche Neuerungen hinzu.

Android 14 Beta auf einem Pixel 6 Pro.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Basis für vieles

Ein Trend war in den vergangenen Android-Generationen – mit Ausnahme von Android 12 und seinem "Material You" – unübersehbar: Bei den wichtigsten Neuerungen handelt es sich um strukturelle Verbesserungen – sei es aus dem Bereich Privatsphäre, der Sicherheit oder auch zur Optimierung der Akkulaufzeit. Das ist bei Android 14 nicht anders, oberflächliche Neuerungen hebt sich Google ja zuletzt zunehmend für die Vorstellung eigener Smartphones der Pixel-Serie auf. Ein paar relevante Änderungen sind aber auch hier bereits sichtbar.

Besser mal zurückgehen

Bei der wichtigsten geht es um nicht weniger als eines der zentralen Android-Konzepte schlechthin – die Zurück-Funktion. So nützlich diese fraglos ist, so frustrierend ist sie schon mal. Ist doch oftmals schlicht nicht klar, wo die Reise hingeht, also etwa ob damit zurück innerhalb der jeweiligen App navigiert wird oder doch eine Rückkehr auf den Homescreen erfolgt.

Mit Android 13 hat Google bereits versteckte Vorarbeiten geleistet, die nun schlagend werden: Künftig wird bei einer Zurück-Geste angedeutet, wo es hingeht. Dazu wird die aktuelle Ansicht leicht verkleinert, dahinter ist der nächste Bildschirm zu sehen. Eine wichtige Einschränkung dabei bleibt aber: Das muss auch noch von den jeweiligen Apps unterstützt werden – bis das wirklich durchgängig verfügbar ist, wird es also wohl noch etwas brauchen.

Die neue Zurück-Geste samt überarbeitetem grafischem Stil sowie die neue Update-Übersicht.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Neuer Stil

Bis dahin kann man sich zumindest an einer visuellen Neugestaltung des dabei angezeigten Zurück-Knopfs erfreuen. Diese ist nun etwas auffälliger und vor allem im "Material You"-Stil gehalten, verwendet also dessen vom Hintergrundbild abhängiges Farbsystem. Apropos Umgestaltung: Einige Dialoge in den Systemeinstellungen wurden grafisch neu gestaltet, darunter etwa die Update-Informationen.

Sharing

Der offizielle Sharing-Dialog bietet nun mehr Anpassungsmöglichkeiten
Grafik: Google

Eine wichtige Neuerung gibt es bei der Share-Funktion, über die Inhalte mit anderen Apps und Services geteilt werden können. Google erlaubt nun, dass Apps eigene Aktionen hinzufügen, diesen Dialog also ein stückweit anpassen. Der Hintergedanke dabei ist, mehr Apps dazu zu bringen, den offiziellen Share-Dialog zu nutzen und so eine Vereinheitlichung voranzutreiben. Bisher bedienen sich viele Programme eigener Sharing-Implementationen, was aus Nutzersicht wenig konsistent ist.

Eine kleine, aber für manche wohl im Alltag um so wichtigere Änderung: Android 14 trennt die Lautstärken für Anrufe und Benachrichtigungen, diese können nun also – endlich – separat festgelegt werden.

Zwang zum besseren Aussehen

Noch einmal zum Thema Navigation: Unter den versteckten Einstellungen findet sich eine weitere sehr interessante Option, nämlich die Möglichkeit, einen transparenten Hintergrund für die Systemnavigation zu erzwingen. Ein nettes Extra für alle jene, die sich darüber ärgern, dass hier seit Jahren viele Apps – darunter pikanterweise auch einige von Google – die offiziellen Vorgaben in dieser Hinsicht ignorieren und hässliche Balken produzieren.

Eine Frage der Berechtigung

Über die vergangenen Jahre hat Google den Zugriff auf den lokalen Datenspeicher – und damit auf die dort gespeicherten Fotos, Videos und anderen Dateien – komplett neu geregelt. Mit Android 14 geht man nun noch einen Schritt weiter. So können die Nutzer künftig selbst bestimmen, ob sie einer App dauerhaft Zugriff auf all ihre Bilder geben oder doch nur auf einzelne ausgewählte. Eine entsprechende Option wurde zum zugehörigen Berechtigungsdialog hinzugefügt, sie ist dabei sogar die erste in der Liste.

Die Nutzer selbst haben es künftig in der Hand, ob sie einer App den Zugriff auf alle lokalen Fotos und Videos oder doch nur auf ausgewählte Dateien geben wollen.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Die Vorarbeiten dafür wurden schon im Vorjahr über einen neuen Dateiauswahldialog gelegt, der ebenfalls eine selektive Auswahl ermöglicht. Nun können die Nutzer diese Option aber bei sämtlichen Anwendungen verwenden, ohne dass deren Entwickler etwas dafür – oder dagegen – tun können.

Sicherheit

Android 14 bietet gleich eine Reihe von wichtigen Verbesserungen in Hinblick auf die Sicherheit. Im Kampf gegen Schadsoftware die wohl relevanteste: Stark veraltete Apps können künftig generell nicht mehr installiert werden, auch nicht über manuelles "Sideloading".

Das hat einen sehr guten Grund, der bei einem Blick auf die gewählte Grenze offenbar wird. Es geht nämlich um jene Programme, die ein API Level älter als 23 adressieren – was Android 6 entspricht. Mit dieser Version wurde jenes dynamische Berechtigungssystem eingeführt, das Apps dazu zwingt, für den Zugriff auf sensible Funktionen wie Kamera und Mikrofon eine explizite Berechtigung von den Nutzer einzufordern.

Die Entwickler von Schadsoftware haben bis zuletzt gezielt dermaßen alte Versionen adressiert, um ihre Aktivitäten besser zu verschleiern. Über den Play Store dürfen so alte API-Versionen ohnehin schon länger nicht mehr verwendet werden, aber über das erwähnte Sideloading – also wenn die Nutzer dazu gebracht wurden, Pakete aus unbekannten Quellen manuell zu installieren – war das noch möglich. Dem wird nun endgültig ein Riegel vorgeschoben.

Eine Hintertür gibt es für diese Vorschrift allerdings: Via ADB, also über die Kommandozeile von einem Rechner aus, dürfen alte Versionen weiter genutzt werden, womit man wohl Testern und Sicherheitsforschern einen Ausweg lassen will. Das dürfte ein guter Kompromiss sein, immerhin ist es eher unwahrscheinlich, dass es den Entwicklern von Schadsoftware auch noch gelingt, ihre Opfer zur Installation von Android-Entwicklungs-Tools sowie zur Nutzung der Kommandozeile zu bringen.

Barrierefreiheit

Doch Android 14 widmet sich noch einem weiteren Trick, den bekannte Malware wie das hinter den betrügerischen Paket-SMS agierende Flubot verwendet. Bringen diese doch immer wieder Nutzer dazu, ihnen Zugriff auf eigentlich zur Barrierefreiheit gedachte Funktionen zu gewähren – die logischerweise eine sehr tiefgreifende Kontrolle des Geschehen erlauben. Anders würden legitime Anwendungen wie eine Sprachsteuerung des gesamten Smartphones auch nicht funktionieren.

Flubot und Konsorten verwenden diesen Zugriff aber nun, um sensible Informationen wie Kreditkartendaten, Passwörter oder zum Teil sogar Codes für die Zwei-Faktor-Authentifizierung mitlesen zu können. Dem können App-Entwickler künftig selbst einen Riegel vorschreiben. Können sie doch einzelne Bereiche so kennzeichnen, dass nur mehr ausgewählte, wirklich für Barrierefreiheit gedachte Tools sie einsehen können – und alle andern blockiert werden.

Passkeys und mehr

Ein weiterer Sicherheitsgewinn ist der "Credential Manager". Dabei handelt es sich um eine zentrale Schnittstelle für Log-in-Daten, die auch gleich das neue Passkey-Format unterstützt. Damit all das eine schnelle Verbreitung findet, bietet Google Kompatibilitätsbibliotheken, die die Nutzung des Credential Managers bis Android 4.4 hinab ermöglichen.

Stromsparen

Ein endloses Thema sind Optimierungen für den Stromverbrauch des Systems. Auch in dieser Hinsicht bietet Android 14 wieder einige Neuerungen. So wurde das Broadcast-System komplett neu organisiert, womit solche systeminterne Benachrichtigungen weniger Ressourcen verbrauchen sollen. Zudem gibt es weitere Einschränkungen dafür, wann Apps aus dem Hintergrund Aktivitäten starten dürfen. Und auch im Vordergrund laufende Dienste – also etwa jene, die über eine Benachrichtigung symbolisiert werden – erhalten neue Beschränkungen und müssen vor allem klarer gekennzeichnet werden.

Damit ein Smartphone möglichst effizient läuft, fasst Android anstehende Aufgaben in Bündel zusammen, um sie dann, wenn es gut passt, gemeinsam auszuführen. Damit kann das System die meiste Zeit in einem tiefen Schlafzustand verbringen und wird immer nur sehr kurz aufgeweckt.

Die neuen Regionaleinstellungen – bisher waren diese Details fix an die gesamten Sprach- und Regioneinstellungen gebunden.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Allerdings gibt es natürlich auch Apps, die fix zu einem gewissen Zeitpunkt eine Aktivität auslösen sollen – ein Wecker ist hier das Paradebeispiel. Zu diesem Zweck kennt Android das Konzept der "exakten Alarme", die leider aber auch von vielen Apps missbraucht werden und so der Akkulaufzeit schaden. Also schiebt Google auch diesem Treiben mit Android 14 einen Riegel vor. Diese Art von Alarmen dürfen künftig nur mehr von wenigen Programmtypen verwendet werden – konkret Kalender- und Wecker-Apps

Kleinere Änderungen

Noch ein paar Änderungen aus der beliebten Kategorie "Vermischtes": Ein Neuzugang ist das "Grammatical Inflection API", das die Personalisierung von Apps in Form von zu Nutzer oder Nutzerin passend gegenderten Begriffen erleichtert. Verbesserungen gibt es bei der Schriftenskalierung, die eine bessere, nonlineare Darstellung mit bis zu 200 Prozent Größe ermöglicht. Das ist vor allem für die Barrierefreiheit wichtig.

Und dann wäre da noch etwas, das wohl unter "Wie jetzt, das gab es noch nicht?" fällt: Mit Android 14 können nun nämlich auch im Google-Original des Betriebssystems einzelne Einstellungen wie Wochenstart, Temperatur etc. unabhängig von der generellen Wahl der jeweiligen Region verändert werden.

An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass es sich derzeit nur um eine erste Beta handelt, in den kommenden Monaten also noch einige weitere Neuerungen folgen dürften. Ein guter Zeitpunkt dafür ist vor allem die Entwicklerkonferenz I/O, die Mitte Mai stattfindet und für die die Beta 2 erwartet wird.

Verfügbarkeit

Für Pixel-Nutzer ist der Download der Beta sehr einfach.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Die Android 14 Beta ist derzeit ausschließlich für Google-Smartphones ab dem Pixel 4a (5G) erhältlich, erste Geräte anderer Hersteller sollten der Erfahrung früherer Jahre folgend in den kommenden Wochen nachgereicht werden. Für interessierte Pixel-User ist die Teilnahme am Beta-Programm dafür denkbar einfach, es reicht, auf der zugehörigen Webseite Interesse zu bekunden, anschließend steht umgehend ein passendes Update zur Verfügung.

Trotzdem sollte dieser Schritt wohlüberlegt sein, immerhin ist eine Beta eine Beta, es sind also noch diverse Fehler und Problem zu erwarten. Das ist in dem Fall auch durchaus ernst gemeint – so gibt es etwa in der ersten Beta einen etwas nervigen Bug, der zu einem Absturz der Einstellungen für Bildschirmhintergrund und Stil führt. Vor allem aber geht eine etwaige Rückkehr auf eine stabile Version mit einem Factory Reset einher, bei dem alle Daten verloren gehen. Wer will, kann die Testversion übrigens auch manuell installieren, Google bietet passende System-Images sowie einen Webservice zu deren Installation an.

Was ist mit dem Pixel 4a?

Am Rande sei noch ein Faktum erwähnt, das auf den ersten Blick irritierend klingen mag. Im Gegensatz zum Pixel 4a (5G) wird das kleinere Pixel 4a die neue Version nicht mehr erhalten. Klingt seltsam, hängt aber schlicht mit deren unterschiedlicher Vorgeschichte zusammen. Denn auch wenn sie beide sehr ähnlich heißen, ist das 5G-Modell doch erst einige Monate später auf den Markt gekommen, und das noch dazu mit einer neueren Android-Generation. Also bekommt es jetzt eben auch noch Android 14, während der Support für das Pixel 4a bereits im Juli ausläuft.

Ausblick

Der weitere Zeitplan sieht für die kommenden Monaten die Veröffentlichung einiger zusätzlicher Betaversionen vor, bevor dann die stabile Version ansteht. Geht alles gut, dürfte es auch heuer wieder irgendwann im August oder September so weit sein – zumindest im Quellcode und für Pixel-Geräte. Und noch ein kleines Detail: Der interne Codename von Android 14 ist "Upside Down Cake" – offiziell hat Google diese dessertlastigen Bezeichnungen hingegen schon länger aufgegeben. (Andreas Proschofsky, 13.4.2023)