Intransparenz und Unübersichtlichkeit bei Strom- und Gasrechnungen führen laut E-Control dazu, dass drei von vier Österreichern und Österreicherinnen nicht wissen, wie viel sie für die Kilowattstunde Strom oder Gas bezahlen.

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Die nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im europäischen Großhandel massiv in die Höhe geschossenen Strom- und Gaspreise haben zu einem nie zuvor gesehenen Interesse an Energiethemen geführt. Gleichzeitig ist es aber beim Unwissen geblieben, wie viel Strom und Gas im Alltagsleben kosten. Das hat eine von der E-Control bei Peter Hajek Public Opinion Strategies beauftragte Umfrage ergeben.

Demnach gaben 72 Prozent von 1.000 im März befragten österreichischen Haushalten an, nicht genau zu wissen, wie viel sie aktuell für die Kilowattstunde (kWh) Strom bezahlen; bei Gas waren das sogar 88 Prozent. "Das ist ein erschütterndes Ergebnis", sagte Peter Urbantschitsch, der gemeinsam mit Alfons Haber die Regulierungsbehörde leitet, am Donnerstag bei der Präsentation des E-Control-Tätigkeitsberichts 2022.

Kommunikation verbessern

Daraus leite sich klar ein Auftrag für die E-Wirtschaft ab, die Kommunikation mit ihren Kunden und Kundinnen zu verbessern. Denn selbst Menschen, die sich im abgelaufenen Jahr aufgrund der angespannten Situation auf den Strom- und Gasmärkten intensiv mit Energiethemen beschäftigt haben, täten sich schwer, den zu zahlenden Preis pro verbrauchter kWh zu benennen.

Monieren die Intransparenz von Strom- und Gasrechnungen vieler Energieanbieter: die beiden Vorstandsdirektoren der Regulierungsbehörde E-Control, Wolfgang Urbantschitsch (li.) und Alfons Haber.
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Das liege auch an der Intransparenz, die viele Energieversorger weiterhin pflegten, und an der Unübersichtlichkeit der Rechnungen. Geradezu explodiert sei die Zahl der Anfragen und Beschwerden, die bei der E-Control im Vorjahr eingegangen seien. Mit insgesamt 30.000 waren es um 260 Prozent mehr als 2021. Die Schlichtungsstelle hatte es mit 2.800 Anfragen und Beschwerden (plus 120 Prozent) zu tun; zudem wurden 1.800 Verfahren eingeleitet, 180 Prozent mehr als im Jahr davor.

Und der Andrang halte an. Seit Jahresbeginn habe die Beratungsstelle der E-Control bereits mit 13.000 Konsumenten und Konsumentinnen Kontakt gehabt, um deren Fragen zu beantworten oder Beschwerden entgegenzunehmen – plus 600 Anträge auf Streitschlichtung.

Preise sinken langsam

Was die Preisentwicklung betrifft, sieht die E-Control eine leichte Entspannung. Viele Verbraucher und Verbraucherinnen hätten zeitverzögert erst zu Jahresbeginn neue, deutlich höhere Vorschreibungen erhalten. Zur Jahresmitte haben Anbieter wie die Salzburg AG oder die Energie AG Oberösterreich Preissenkungen für Bestandskunden angekündigt. Weil die meisten Neuverträge mit einer Vertragsbindung von einem Jahr einhergehen, empfiehlt die E-Control, Preisvergleiche über den Tarifkalkulator vorzunehmen.

Zurückgegangen ist im Jahr 2022 laut E-Control-Vorstand Haber auch der Energieverbrauch in Österreich. Bei Strom machte das Minus zwei Prozent aus, bei Gas rund zehn Prozent. (Günther Strobl, 13.4.2023)