Kochbuchautorin Katharina Seiser und Opernsänger Horst Lamnek haben ihre Mietwohnung im zweiten Bezirk in Wien nach ihren ganz persönlichen Wünschen renoviert. Dafür mussten sieben Wände weichen.

"Wir sagen immer, unsere Wohnung hatte drei Vorzimmer. Das fühlte sich so an, weil es eigentlich einmal drei Wohnungen waren, die zusammengelegt wurden. Jetzt sind es insgesamt 140 Quadratmeter, 2007 sind wir hier gemeinsam eingezogen.

Vor ihrem Umbau haben sich Katharina Seiser und Horst Lamnek eine größere Küche gewünscht.
Foto: Lisi Specht

Vor fünf Jahren haben wir dann festgestellt, dass wir uns wohl nie Eigentum werden leisten können – ‚Augen auf bei der Berufswahl‘ kann man da nur sagen. Dann haben wir entschieden, dass wir einen Kredit aufnehmen, um die Mietwohnung zu renovieren. Wir haben das Glück, einen unbefristeten Mietvertrag zu haben, und die Miete ist okay.

Der Leidensdruck vor dem Umbau war schon sehr groß. Die Kochbücher sind überall hingewachsen. Es war richtig gefährlich, dass so ein Stapel einmal umfällt, wenn man zu schnell daran vorbeigeht. Und unsere Küche war viel zu eng und klein, ein schmaler Schlurf. Im Nachhinein fragen wir uns, wie wir dort jemals zu zweit für 20 Leute kochen und ein Kochbuch produzieren konnten. Jetzt haben wir eine offene Küche und sind froh, dass wir beim Kochen auch eine Verbindung zu den Gästen haben können.

Sie arbeiten beide oft daheim. Er singt laut und spielt Klavier, sie ist stillebedürftig.
Fotos: Lisi Specht

‚G’scheit oder gar nicht‘ war bei der Renovierung unser Motto. Vor allem weil wir sehr viele Funktionen vereinen mussten. Wir haben in unseren Berufen das große Glück, dass wir keinen Wecker zum Aufstehen brauchen. Wir müssen meist nicht schnell außer Haus, können uns Zeit nehmen und fast immer gemeinsam frühstücken.

Und wir arbeiten beide auch daheim. Einer singt laut und spielt Klavier, die andere ist gleichzeitig sehr stillebedürftig. Wir wollten vor allem auch mehr Offenheit und Weite in die Wohnung bringen, deshalb haben wir sieben Wände herausgerissen und nur drei wieder eingebaut.

Der Gewürzschrank ist eine Maßanfertigung.
Fotos: Lisi Specht

Wir haben uns so viele Gedanken über jedes Detail gemacht. Es ist eine große Verantwortung, wenn man Entscheidungen treffen muss, mit denen man ein ganzes Leben lang glücklich sein will.

Wir hatten auch mit unserem Architekten und der Baufirma großes Glück. Man lernt sich mit der Zeit gut kennen und weiß dann schon, wer von den Arbeitern wie seinen Kaffee trinkt und wen man in der Früh nicht anreden darf, weil er grumpy ist.

Für die Rezeptentwicklung brauchen sie viel Platz im Kühlschrank.
Fotos: Lisi Specht

Nach fünf Monaten Umbau sind wir am Tag vor dem ersten Lockdown wieder eingezogen. So eine Masn muss man erst einmal haben!

Jetzt gibt es bei uns in der Wohnung eine Kochbuch-Bibliothek, für die wir vorher ein statisches Gutachten gebraucht haben, weil die Bücher so schwer sind. Ein paar andere Besonderheiten gibt es auch noch. Wir haben zum Beispiel einen vom Tischler maßgefertigten Gewürzschrank und ein gelbes Hängeregal vom Schlosser. Von der Stange gab es nichts, oder es hätte so viel gekostet wie eine ganze Küche. Und wir brauchen für Rezeptentwicklung und Kochbuch-Produktionen viel Platz im Kühlschrank, jetzt haben wir sogar zwei nebeneinander und eine Zitruslade. Als der Installateur das zum ersten Mal gesehen hat, hat er gefragt, ob der Kühlschrank auch fliegen kann.

Vor dem Umbau haben sich Seiser und Lamnek über fast jedes Detail Gedanken gemacht.
Fotos: Lisi Specht

Wenn wir morgens aufwachen und vom Bett aus aus dem Fenster schauen, sehen wir vom gegenüberliegenden Haus die einzeln aufgesetzten Fenster am Dach. Den Himmel, der dazwischen zu sehen ist, nennen wir Zähne, und dann heißt es morgens immer: ‚Sind die Zähne weiß oder blau?‘ – und dann wissen wir schon, wie das Wetter ist.

Für den Umbau wurden sieben Wände eingerissen und nur drei wieder aufgebaut.
Fotos: Lisi Specht

Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir uns unseren Wohntraum erfüllt. Vorne der Fuschlsee und hinten die U-Bahn, das wäre natürlich am schönsten, aber die Donau passt auch. Manchmal fehlt uns allerdings ein Balkon, dafür haben wir aber eine spezielle Konstruktion: Wenn im Sommer das Fenster offen ist, spannen wir ein gelbes Tischerl ein und zwei Sessel stehen davor. Da sitzen wir dann wie Waldorf und Statler und trinken unseren Kaffee. Vor allem das viele natürliche Licht in der Wohnung haben wir beide sehr gern. Dann sagen wir: ‚Ma schau, wie schön!‘ und freuen uns jeden Tag, dass wir hier sein dürfen." (17.4.2023)