Vor allem im Osten des Landes ist man erleichtert darüber, dass es endlich regnet – und das im besten Fall auch noch ein paar Tage hindurch. Das mildert die Trockenheit, die seit Herbst herrscht, und gibt der Natur einen ordentlichen Schubser – die Pflanzen brauchen das Wasser schon dringend. Aber in Wahrheit ist dieser Regen vermutlich nicht viel mehr als eine kleine Verschnaufpause.
Die stark gesunkenen Grundwasserspiegel wird dieser Regen nicht in stattliche Höhen treiben. Zudem braucht Regenwasser je nach Untergrund Monate bis Jahre, bis es im Grundwasser ankommt. Und auch die Rettung des Neusiedler Sees wird dieser Regen nicht sein. ORF-Wettermann Marcus Wadsak hat berechnet, dass durch die prognostizierten Niederschläge etwa ein Zehntel der Wassermenge in den Neusiedler See kommen könnte, die aktuell fehlt.
Konkrete Vorschriften
Schon vor dem niederschlagsarmen Winter wäre es dringend notwendig gewesen, Maßnahmen zu setzen, welche die Wasserverschwendung direkt unterbinden, denn den Klimawandel mit seinen Folgen werden wir wohl nicht mehr rückgängig machen können.
Anzusetzen wäre etwa bei der immer noch fortschreitenden Versiegelung der Böden durch Parkplätze, Gebäude oder verdichtenden Ackerboden. Regenwasser von vielen versiegelten Flächen wird über Kanäle und Kläranlagen in Flüsse abgeleitet. So kann es nicht im Boden versickern und landet daher auch nicht im Grundwasser. Der Zersiedelung mit einer neuen, modernen Raumordnung entgegenzutreten würde Wasser sparen.
An einer weiteren Stelle braucht es konkretere Vorschriften, die auch durchgesetzt werden müssen. Die Landwirtschaft entnimmt beinahe unkontrolliert und noch dazu kostenlos Millionen Kubikmeter Grundwasser, um ihre Felder ineffizient zu beregnen – zum Teil in der ärgsten Mittagshitze im Hochsommer.
Das Argument der Nahrungssicherheit zieht nur bedingt. Es gibt keinen vernünftigen Grund, besonders wasserintensive Kulturen gerade in jenen Gebieten anzubauen, in denen es besonders trocken ist. Wenn man das nicht klar regelt, sondern den Landwirten nur gut zuredet, auf andere Kulturen zu setzen, wird sich weiterhin nichts ändern.
Sorgsamer Umgang
Der Gedanke, dass Wasser, selbst dort, wo es nicht gratis ist, immer noch zu billig ist, kann einem auch kommen, wenn man an die vielen Pools denkt, die inzwischen für manche zum gepflegten Einfamilienhaus gehören dürften – während unweit davon Grundwasserseen wie rund um Wiener Neustadt trockenfallen.
Die Salzlacken im Seewinkel trocknen aus, weil das Grundwasser, das sie speisen sollte, nach Ungarn ab- und in die Donau eingeleitet wird. In Freibädern und Campinganlagen laufen im Frühjahr teilweise tagelang alle Wasserhähne, nachdem man das Trinkwasser mit Chemikalien versetzt hat, um so die Leitungen zu spülen.
Die Trockenheit der vergangenen Monate hat aufgezeigt, dass unsere Ressource Wasser nicht mehr unerschöpflich ist. Noch ist das große Umdenken, geschweige denn ein Handeln hin zu einem sorgsameren Umgang mit Wasser nicht erfolgt. Das Hoffen auf Regen hat diesmal noch funktioniert. Aber diese paar Tage Niederschlag werden uns nicht über einen trockenen und heißen Sommer bringen. Nur darauf zu hoffen, dass ein solcher nicht kommt, ist zu wenig. (Guido Gluschitsch, 14.4.2023)