Bei der "Kleinen" gibt es ein Angebot an die gesamte Redaktion, unter Wahrung von Ansprüchen Dienstverhältnisse einvernehmlich aufzulösen.

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Wien – Der Samstag, 15. April 2023, wird spannend für die "Kleine Zeitung" und ihr Management: Bis zu diesem Termin hat die Geschäftsführung der zweitgrößten Tageszeitung und größten Bundesländerzeitung all ihren Redakteurinnen und Redakteuren angeboten, einvernehmlich auszuscheiden – unter Wahrung von Kündigungsansprüchen und mit Aussicht auf Zulagen etwa für Sorgepflichten.

Patterer: "Keine frivole Einladung zur Selbstauflösung"

  • Reaktion: Hubert Patterer, Freitagfrüh vom STANDARD dazu angefragt, nahm Sonntag in seinem Leitartikel und einem Newsletter der "Kleinen Zeitung" dazu Stellung und bezeichnete den Bericht des STANDARD als "denunziatorischen Unfug". Das – an die gesamte Redaktion gesandte – Mail sei "ein passives Zugeständnis für Einzelfälle und nicht eine frivole Einladung zur Selbstauflösung". Patterer schreibt, die "Kleine Zeitung" habe "selbstverständlich niemanden eingeladen oder gar aufgerufen, die Redaktion, das Herzstück des Unternehmens, zu verlassen" – davon war hier auch nicht die Rede. DER STANDARD referierte das Angebot der Geschäftsführung per Rundmail. Patterer beschreibt das Mail so: Die Geschäftsführung habe die Redaktion mit dem Mail darüber informiert, "dass das Unternehmen im Nachhall der erfolgten Auflösungen dem Betriebsrat schriftlich zugesichert habe, die in den besagten Trennungsfällen gewährten Konditionen und sozialen Abfederungen auch dann zuzuerkennen, sollte jemand auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlassen".
  • Reaktion des Betriebsrats auf Leitartikel von Patterer: Der Leitartikel von Hubert Patterer wurde laut einem Tweet von Martin Thür (Sonntagnachmittag) in einer internen Mail vom Betriebsrat der "Kleinen Zeitung" kritisiert. STANDARD und ORF hätten im Wesentlichen korrekt zitiert, "dass dieses 'Angebot' mutmaßlich anders gemeint war, mag sein. Die inhaltliche Verantwortung liegt aber schon bei den Verfassern".

Angebot an alle

Vor rund zwei Wochen ging eine Mail an die gesamte Redaktion, die rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassen dürfte. Die Geschäftsführung der "Kleinen Zeitung" schrieb darin der Belegschaft, sie "verpflichtet" sich gegenüber allen Mitarbeitern, die nach dem Journalismuskollektivvertrag angestellt sind, zu einem besonderen Angebot: Wer bis 15. April 2023 den Wunsch nach einvernehmlicher Auflösung seines Dienstverhältnisses mit 30. April 2023 äußert, dem würden die regulären Kündigungsfristen und Abfertigungsansprüche gewährt, zudem werden in dem Brief nicht spezifizierte freiwillige Zahlungen nach Dienstzeit, Lebensalter und etwaigen Sorgepflichten für Kinder in Aussicht gestellt. Die Mail ist gezeichnet von den Geschäftsführern Thomas Spann und Hubert Patterer, zugleich Chefredakteur der "Kleinen".

Wie viele Redakteurinnen und Redakteure von diesem Angebot Gebrauch machen, lässt sich von außen nicht absehen. Laut mehreren Quellen in der Redaktion lässt sich auf Interesse in zweistelligen Größenordnungen schließen. Zusammengenommen und grob geschätzt könnte das Dimensionen jenseits der rund 20 Redakteurinnen und Redakteure erreichen, von denen sich der "Kurier" gerade trennen will.

Fristende am Samstag

Unklar ist bis zum Fristende am Samstag, wie viele das Angebot nun tatsächlich annehmen. Die schon über einige Monate laufende Spar- und Strategiediskussion im Unternehmen könnte die Motivation zum Abschied bei einigen erhöhen.

Im Mutterkonzern Styria übernimmt Herwig Langanger, seit Mitte vorigen Jahres im Vorstand, die Zuständigkeit für die "Kleine Zeitung". Langanger hat als Geschäftsführer schon "Die Presse" wirtschaftlich neu aufgestellt. (red, 14.4.2023)