Foto: Biene Österreich

Im Jahr 2022 wurden 200.000 Tonnen Honig aus Drittländern in die EU importiert, das sind mehr als 40 Prozent des Gesamtverbrauchs. Doch wo Honig draufsteht, ist nicht unbedingt Honig drin: Ein wesentlicher Teil des importierten Honigs wird mit Zuckersirup gestreckt, zeigt eine neue Studie der EU-Kommission.

In der Analyse wurden 320 Proben von Unternehmen untersucht, die bereits im Zusammenhang mit Lebensmittelfälschung verdächtigt wurden. 46 Prozent der Proben stehen unter Verdacht, mit Zuckersirup verfälscht zu sein. Der Wert liegt deutlich höher als die 14 Prozent, die bei der letzten Untersuchung 2015–2017 auffielen.

Der Nachweis der Fälschungen ist schwierig, da bewusst die Struktur des Honigs kopiert wird. Weil die neuesten Analysemethoden noch nicht offiziell von der EU-Kommission anerkannt sind, darf aus rechtlichen Gründen nur von "Verdacht auf Fälschung" gesprochen werden.

Türkische Einfuhren zu 93 Prozent verdächtig

Beim größten Lieferanten, China, wurden in 66 der 89 Proben andere Zuckerformen nachgewiesen. Auch die Türkei lieferte bei 14 der 15 Proben verdächtige Ergebnisse. Die höchste Verdachtsrate weist das Vereinigte Königreich mit 100 Prozent auf, wobei hier davon auszugehen ist, dass der exportierte Honig nicht auf der Insel produziert, sondern lediglich dort zusammengemischt wurde. Der verwendete Zuckersirup stammt meist aus Reis oder anderen Getreidesorten.

Der meiste Honig wird aus China in die EU importiert, dicht gefolgt von der Ukraine. Die meisten Verdachtsfälle stammen ebenfalls aus China.
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Die gefälschten Honige sind nicht nur ein Problem, weil die Konsumentinnen und Konsumenten damit getäuscht werden. Da Reissirup bereits um einen Kilopreis von 40 bis 60 Cent erhältlich ist, können die gestreckten Honige um ein Vielfaches billiger verkauft werden als heimische Produkte.

Zehn Euro Preisunterschied

"Wir haben in Europa die Situation, dass wir trotz steigender Anzahl von Imkern und Bienenvölkern keine höhere Produktion erreichen", sagt Stanislav Jaš, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Honig im EU-Bauern- und Genossenschaftsverband (Copa-Cogeca). Der Grund dafür ist der Klimawandel, der die Produktion durch Dürren und extreme Winter hemmt. Die höheren Produktionskosten erhöhen den Druck auf heimische Imker, die sich gegen die Billigprodukte nicht behaupten können. Bereits jetzt gibt es Honigbestände aus EU-Produktion, die aufgrund der hohen Preise nicht verkauft werden können, bestätigt Jaš. Stattdessen werden Billigprodukte importiert.

Österreichischer Honig ist ab 16 Euro pro Kilo erhältlich, im Handel werden aber auch Produkte um sechs bis sieben Euro verkauft. "Der niedrige Preis ist ein Indiz dafür, dass der Honig gepanscht wurde", erklärt Wolfgang Pointecker, Präsident des österreichischen Erwerbsimkerbunds. Er empfiehlt Konsumentinnen und Konsumenten, beim Honigkauf auf die Aufschrift "Österreichischer Qualitätshonig" zu achten. "Wenn Honig aus Österreich draufsteht, ist auch wirklich nur Honig drin", versichert er.

Honig mit diesem Siegel ist nicht mit Sirup gestreckt, versichert der Präsident des Erwerbsimkerbunds.
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Strenge Regelungen in Österreich

In Österreich werden Imkerinnen und Imker von der Lebensmittelpolizei Ages regelmäßig kontrolliert. Außerdem werden alle Bienenvölker in Österreich registriert, man könne also sehr gut zuordnen, ob die produzierte Menge realistisch ist oder auf Fälschungen hindeutet.

EU-weit sieht die Situation etwas anders aus: Bei der letzten Analyse der EU-Kommission 2015–2017 wiesen Honigmischungen aus EU-Ländern eine Verdachtsquote von 19,8 Prozent auf, Mischungen aus Nicht-EU-Ländern hingegen nur zehn Prozent.

Neue Richtlinie gefordert

Jaš fordert daher gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Österreich, dass die Herkunftsbezeichnung in Zukunft die genauen Herkunftsländer enthalten muss anstatt nur EU- und Nicht-EU-Länder. Dabei soll dank einer prozentualen Angabe auch ersichtlich sein, welcher Anteil des Produkts aus dem jeweiligen Land stammt.

Weiters soll vermehrt bei der Einfuhr kontrolliert werden und die 20 Jahre alte Honigrichtlinie der EU-Kommission aktualisiert werden, um auch neue, bessere Analysemethoden offiziell anzuerkennen.

Bis dahin sind Konsumentinnen und Konsumenten auf der sicheren Seite, wenn sie den Honig direkt beim Imker kaufen, im Supermarkt aufs Etikett achten und nicht zum billigsten Produkt greifen. (Magdalena Frei, 14.4.2023)