Austria-Vorstand Gerhard Krisch sieht "einen Punkt erreicht, wo wir auch einmal aufstehen und sagen können: so nicht."

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Wien – Bei der Wiener Austria gibt man sich nach der neuerlich in erster Instanz verpassten Lizenz für die kommende Bundesliga-Saison trotzig. Vorstand Gerhard Krisch ließ bei einem Medientermin am Freitag keine Zweifel offen, dass sich die Favoritner von der Liga benachteiligt fühlen. Krisch sprach von einem "Reputationsschaden" und einer "nicht nachvollziehbaren" Entscheidung des Senat 5: "Es ist ein Punkt erreicht, wo wir sagen, das können wir so nicht akzeptieren", betonte er.

Für die Violetten ist nun Nachsitzen angesagt. Bis Freitag kommender Woche (24.00 Uhr) muss beim Protestkomitee schriftlich Einspruch gegen den Beschluss des Lizenzsenats eingebracht werden. Die Austria wird dies nutzen und laut Krisch "parallel alle rechtlichen Schritte prüfen lassen". Der AG-Vorstand ortete einen "unsagbaren Reputationsschaden", den der Verein erlitten habe.

Siebenstellige Summe benötigt

Der Klub hatte auf die Kunde der Bundesliga am Donnerstagnachmittag scharf reagiert. Groß war die Hoffnung gewesen, die Spielgenehmigung dieses Mal im ersten Wurf zu erlangen. Krisch berichtete von einem "Wirkungstreffer" und hängenden Köpfen. Dass der Senat 5 eine Kooperationszusage eines langjährigen Geschäftspartners des Klubs in Frage stellte, überraschte am Verteilerkreis. Dabei geht es um eine Summe im siebenstelligen Bereich, der Budgetposten muss binnen wenigen Tagen nun auf anderem Weg abgedeckt werden, wie Krisch anmerkte.

Der betreffende Partner könne in so kurzer Zeit nämlich keinen rechtsgültigen Vertrag vorlegen, da dazu ein Beschluss des dortigen Aufsichtsrats notwendig sei. Krisch kündigte für Freitag eine "Abend-Nacht-Veranstaltung" an, wo daran gearbeitet werde, die entstandene finanzielle Lücke zu schließen. Dies gelang der Austria bereits in den vergangenen beiden Jahren. Da hatte es im zweiten Anlauf jeweils mit der Lizenz geklappt.

Dass Liga-Vorstand Christian Ebenbauer am Donnerstag gegenüber dem Online-Portal laola1 anmerkte, dass die finanzielle Entwicklung der Austria bergauf gehe, zauberte bei Krisch kein Lächeln auf die Lippen. Er sah auch eine Ungleichbehandlung im Vergleich zu anderen Klubs. Besagte Kooperationszusage hatte die Austria schon in der Vergangenheit vorgelegt, damals wurde sie offenbar als für die Lizenz ausreichend angesehen.

Fortbestandsprognose untergraben

Bei einer Anhörung bei der Liga sei dieser Punkt laut Krisch in allen Details auf den Tisch gelegt worden. Durch die fehlende Zusage wird nun auch die Fortbestandsprognose der Austria untergraben. Dabei sei diese von einem externen Wirtschaftsprüfer ebenso abgesegnet worden wie von den Geldgebern. "Alle großen Gläubiger glauben an diese Fortbestandsprognose", merkte Krisch an. "Ich sehe keinen Fehler, den wir gemacht haben. Alles andere müssen andere entscheiden."

Der Verein müsse sich nun auch rechtlich absichern, so Krisch. Er sah "einen Punkt erreicht, wo wir auch einmal aufstehen und sagen können: so nicht". Für Diskussionsstoff zwischen der Liga und dem Traditionsklub dürfte damit gesorgt sein. Ebenbauer sagte zur Causa: "Ich gehe selbstverständlich davon aus, dass der Senat 5 bestimmungskonform agiert. Im Senat 5 sitzen Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte. Diese Experten sind sehr sorgfältig, hoffentlich auch in diesem Fall." (APA, red, 14.4.2023)