Lutz Feldmann, designierter Aufsichtsratschef der OMV.

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Die Entscheidung, wer künftig das Kontrollgremium der OMV leiten wird, ist gefallen. Der Vertrag von Mark Garrett (60), der dem Aufsichtsrat von Österreichs größtem Industrieunternehmen seit Herbst 2020 vorsteht, wird nicht verlängert. Dem schweizerisch-australischen Manager soll der gebürtige Deutsche Lutz Feldmann (64) nachfolgen. Das gaben die Staatsholding Öbag als OMV-Mehrheitseigentümer (31,5 Prozent) und die OMV am Freitag bekannt.

Garrett gehe "aufgrund neuer beruflicher Herausforderungen und begrenzter zeitlicher Ressourcen", ist in der Aussendung zu lesen. Tatsächlich ist über sein Aus an der Spitze des OMV-Kontrollgremiums schon länger spekuliert worden.

"Vertrauen verspielt"

Garrett habe sich am Höhepunkt der Energiekrise zu wenig um die Versorgungssicherheit Österreichs mit Gas gekümmert und dadurch das Vertrauen maßgeblicher Kreise, nicht zuletzt der Öbag, verspielt.

Seit Herbst2020 an der Spitze des OMV-Aufsichtsrats und bald nicht mehr: Mark Garrett, der frühere Chef der Kunststofftochter Borealis.
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Tatsächlich dürfte die Öbag bereits 2022 mit der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für Garrett begonnen haben. "Einen Aufsichtsratschef von außen zu finden ist ein aufwendiger Prozess, das dauert gut sechs Monate", sagte ein mit Such- und Bestellungsvorgängen vertrauter Manager dem STANDARD.

Stern verliert Stütze

Mit Garrett verliert aber auch OMV-CEO Alfred Stern, der im September 2021 Rainer Seele an der Spitze des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns abgelöst hat, eine wichtige Stütze. Garrett war langjähriger Chef des OMV-Kunststofftochter Borealis, bevor er auf Betreiben von Seele den Job quittieren musste. Ihm folgte in dieser Position Alfred Stern nach, der später, als Garrett als Aufsichtsratschef in die OMV zurückgekehrt war und an der Demontage von Seele mitwirkte, als Seele-Nachfolger inthronisiert wurde. Nun wird auch über ein Ende der Chemiestrategie spekuliert und dass wohl auch Stern nicht verlängert wird. Dessen Vertrag läuft bis Ende August 2024.

Feldmann ist laut Öbag ein "ausgewiesener Energie-Experte". Der studierte Ökonom war in diversen Managementfunktionen tätig, etwa bei Aral, Veba, BP und Eon. Aktuell ist der selbstständige Unternehmensberater aus Bochum (Feldmann Consult) Aufsichtsratschef der Energie Baden-Württemberg (EnBW).

Hauptversammlung Ende Mai

Die Wahl in den OMV-Aufsichtsrat und dann in den Präsidentensessel soll bei der kommenden Hauptversammlung erfolgen, die für 31. Mai angesetzt ist. Andere Kandidatinnen oder Kandidaten gibt es laut Öbag nicht. Die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc), die Ende des Vorjahrs den von Mubadala, dem Staatsfonds aus den Emiraten, gehaltenen 24,9-Prozent-Anteil an der OMV übernommen hat, heißt die Personalentscheidung dem Vernehmen nach gut. Damit sollte der Bestellung von Feldmann nichts im Wege stehen. (Günther Strobl, 14.4.2023)