Bogdan Roščić bringt Puccini, Wagner, Ligeti und Mozart als Premieren.

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Zu seinen Ambitionen als Direktor der Staatsoper hat Bogdan Roščić auch "die Auseinandersetzung mit dem Kernrepertoire" gezählt, und er findet dieses Ansinnen nach wie vor zentral. Insofern ist das Programm einer neuen Saison immer auch eine direktoriale Antwort auf die Frage, was zum Repertoirekern gehört. Für Roščić zählt der gerne für Kitsch gehaltene Giacomo Puccini dazu. So wird dessen Il trittico, inszeniert von Hausdebütantin Tatjana Gürbaca, die erste Premiere der Saison 2023/24 darstellen. Auch ein zweiter Puccini-Blockbuster, nämlich Turandot, wird als Premiere gezeigt. Es inszeniert Claus Guth, es dirigiert mit Franz Welser-Möst der ehemalige Musikdirektor der Staatsoper.

Da man Puccini stilistisch dem Verismo zuordnen kann, ist dieser Begriff auch so etwas wie ein unterschwelliger Leitfaden für die kommende Saison. Schließlich sei die Frage, was Wahrheit und Realität seien, seit den politisch offensiven Fake News eines Donald Trump und den Innovationen durch künstliche Intelligenz extrem präsent, findet Roščić. Der Beitrag des Operngenres zu dem Thema? "Oper ist nie realistisch, im besten Falle ist sie wahr", findet der Direktor, der als Klassiker der Moderne György Ligetis Le Grand Macabre auf den Spielplan setzt. Das groteske Weltuntergangswerk inszeniert Jan Lauwers.

Noch nie an der Staatsoper zu hören war die kürzlich in Amsterdam uraufgeführte Oper Animal Farm von Alexander Raskatov. Richard Wagners Lohengrin wiederum konnte als Koproduktion mit den Salzburger Osterfestspielen ebendort schon gesehen werden. Sie kommt nun nach Wien, wie in Salzburg dirigiert Christian Thielemann, während Jossi Wieler inszeniert. Nicht zu vergessen Mozart: Barrie Kosky inszeniert Così fan tutte.

Wieder mit Bartoli

Insgesamt stehen nächste Saison 50 verschiedene Werke auf dem Programm des Repertoirehauses, wobei auch Cecilia Bartoli ihren Beitrag leistet. Zum zweiten Mal wird sie als Sängerin mit dem Ensemble der Opéra de Monte-Carlo, der sie vorsteht, gastieren. Der Titel des Minifestivals Barocchissimo verweist auf Händels Giulio Cesare in Egitto. Gezeigt wird auch Their Master’s Voice: Michael Sturminger inszeniert ein Genderduell zwischen John Malkovich und Bartoli.

Ballett? Dazu wird es eine gesonderte Pressekonferenz geben. Zum Thema Ballettdirektor Martin Schläpfer, der seinen Vertrag nicht verlängert hat, meinte Roščić: Er habe dem von ihm sehr geschätzten Schweizer vorgeschlagen, weitere Jahre zu bleiben, Schläpfer habe leider abgelehnt. Dessen Abschied sei jedoch keine Reaktion auf Publikumsunzufriedenheit. Die Zahlen seien gut, so Roščić.

Die Kaufmännische Geschäftsführerin Petra Bohuslav referierte diesbezüglich: In der aktuellen Saison liege man nun bei 98,5 Prozent Sitzplatzauslastung. Geändert habe sich das Kaufverhalten: Online seien früher 41 Prozent der Karten gebucht worden, jetzt sei man bei fast 73 Prozent. Änderungen gibt es bei den Preisen. Sie werden durchschnittlich um vier Prozent erhöht, nicht jedoch in allen Kategorien. Roščić erklärt, im September 2018 habe es die letzte Preiserhöhung gegeben, seitdem betrage die kumulierte Inflation 19 Prozent. Insofern sei die Erhöhung eher zurückhaltend. (Ljubiša Tošic, 15.4.2023)