Mit wem er am liebsten regieren würde, lässt Kickl offen.

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Wien – Geht es nach Parteichef Herbert Kickl, soll nach der nächsten Nationalratswahl kein Weg an der FPÖ vorbeiführen. Nur eine Zweierkonstellation mit den Freiheitlichen an der Spitze sei ein "Garant für echte Veränderung in Österreich", sagte er im APA-Interview. Sollte es Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ geben, wäre es Kickl egal, wer der Partei gerade vorsitzt. Als Obmann der Freiheitlichen und künftiger Spitzenkandidat seiner Partei sieht er sich weiterhin unumstritten.

Natürlich sei es nach wie vor das Ziel, die FPÖ zur stärksten Kraft im Bund zu machen. Zudem müsse man so gewichtig werden, dass sich eine Zweierkoalition ohne die Freiheitlichen nicht ausgeht, denn "die Alternative wäre dann irgendeine Form der Ampel. Und wer das nicht will, der muss die FPÖ zur stärksten Kraft machen".

Mit wem er am liebsten regieren würde, lässt Kickl völlig offen, man sei in dieser Einstellung "vollkommen stabil": "Denn im Unterschied zu manch anderer Partei ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass man mit allen anderen Parteien Gespräche führt. Ob man zusammenkommt, ist eine andere Frage. Wenn die Freiheitliche Partei stärkste wird, dann würde ich mit den Vertretern beider Parteien in der Reihenfolge ihrer Größe reden – wen auch immer die SPÖ bis dahin als Parteiobmann hat."

SPÖ-Vorsitz egal

Präferenzen hinsichtlich eines Gegenübers in der SPÖ hat Kickl keine. "Das ist mir vollkommen egal, mit wem wir es zu tun bekommen", meint er in Richtung des Ausgangs des internen Matches zwischen Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler. "Ich fürchte mich vor keinem von den Dreien. Alle drei sind Linke. Und alle drei sind übrigens auch Bonzen, das muss man auch dazu sagen." Sich selbst sieht Kickl fest im Sattel. "Es gibt nur eine FPÖ und zwar die Kickl-FPÖ."

Dem Ansinnen von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Sozialleistungen an die Aufenthaltsdauer in Österreich zu knüpfen, kann Kickl nicht viel abgewinnen, handle es sich dabei doch auch um eine Verschlechterung für österreichische Staatsbürger, sollten sich diese längere Zeit im Ausland aufhalten. "Man muss den ungarischen Weg gehen", findet der FPÖ-Chef, "jene, die illegal ins Land kommen, haben kein Recht auf einen Asylantrag und bekommen vom Staat daher rein gar nichts." Dies wäre ein echtes Ende des Anreizsystems.

Boykott der Selenskyi-Rede

Zum Boykott der Selenskyi-Rede im Parlament bekennt sich Kickl weiterhin. "Für mich geht es nicht um eine Solidaritätsbekundung für die Ukraine, sondern darum, die österreichische Neutralität hochzuhalten. Wo sonst soll ich denn neutral sein, wenn nicht in einem Kriegsfall? Wir sind davon überzeugt, dass die Neutralität ein Zukunftsmodell und nicht ein Auslaufmodell ist. Das unterscheidet die FPÖ von allen anderen Parteien".

Die Satire-Aktion der "Tagespresse" zur Wirtshausprämie findet er nur bedingt lustig: "Ich verstehe nicht, wie man versucht, etwas krampfhaft schlecht zu machen oder ins Lächerliche zu ziehen, was in anderen Bundesländern gelebte Praxis ist." In ländlichen Regionen gebe es ein großes Problem. "Zu einem intakten Dorfleben gehört ein Wirtshaus." (APA, 16.4.2023)