Haris Tabakovic (re) erzielte zwei der drei Treffer für die Veilchen. Für einen Sieg der Austria in Hütteldorf sollte es dennoch nicht reichen.

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Dreimal Jubel bei den Violetten.

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Ein guter Freistoß von Dominik Fitz ging nur knapp am Tor Rapids vorbei.

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Dreimal Jubel bei den Grünen, ergibt in Summe ein Remis.

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Hütteldorf – Jedes Wiener Fußballderby, das galt selbstverständlich auch für die 339. Auflage, wirft im Vorfeld Fragen auf. Jene nach dem Sieger, es kann nur Rapid oder die Austria sein, ist trotz der Banalität natürlich nicht zu unterschätzen, aber in Wahrheit geht es darum: Gewinnt der Sport oder die Blödheit der organisierten Fanszenen, Gewalt ist zur traurigen Tradition geworden. Kurzer Rückblick: Vor vier Wochen, die Austria demütigte Rapid in der Generali Arena mit 2:0, traf ein aus dem Gästesektor geworfener Böller einen Ordner, er war übrigens Rapidler. Der Mann trug keine bleibenden Schäden davon. Auch in der U-Bahn explodierte ein Feuerwerkköreber, es gab 53 Anzeigen.

Am Sonntag war es also wieder so weit. Die Polizei fuhr mit Wasserwerfern auf, Abschreckung zählt zu den Erziehungsmethoden. Diesmal war das mit 26.000 Zuschauern ausverkaufte Allianz Stadion in Hütteldorf der Austragungsort, Rapid hat hier in zehn Versuchen noch kein Derby gewonnen. Überhaupt ist die Austria zuletzt von den Resultaten her sehr dominant gewesen – keine Niederlage in den jüngsten neun Vergleichen. Rapids Trainer Zoran Barisic hatte seiner Mannschaft mitgeteilt, diese Statistik des Horrors zu ignorieren. "Wir werden mit freiem Kopf ins Spiel gehen." Sein Kollege Michael Wimmer muss sich mit anderen Sorgen herumschlagen, die Veilchen haben in erster Instanz keine Lizenz erhalten, der Deutsche ignoriert das. Fußball ist eben auch Verdrängung.

Frühe Führung für die Grünen

Die Fans benahmen sich gesittet, Rauchtöpfe sind tolerierbar, ein bisserl Nebel darf sein. Die Austria begann selbstbewusst, war sofort präsent, Haris Tabakovic vergab zwei passable Chancen. 15. Minute: Aus dem sogenannten Nichts geht Rapid in Führung. Outeinwurf, mustergültige Flanke, Guido Burgstaller köpfelt aus dem Flug das 1:0. Für den Kapitän war es bereits der 16. Saisontreffer, seine Rückholung hat Sinn gemacht.

Aber die Hütteldorfer wurden trotzdem nicht spielbestimmend, im Gegenteil. 28. Minute: Haarsträubender Ballverlust von Marco Grüll, Dominik Fitz schickt Andreas Gruber in die Gasse, der gleicht abgeklärt zum 1:1 aus. Und die Lizenzlosen legten nach, Minute 31: Tabakovic nützt die Schläfrigkeit von Rapids Abwehr schamlos aus, trifft aus kurzer Distanz zum 1:2. Für den Schweizer war es auch schon das elfte Tor, er ist Burgstaller zwar nicht dicht auf den Fersen, hat ihn aber in Sichtweite. Die Austria blieb besser, organisierter, spielwitziger. Aber im Fußball gibt es eben auch Sonntagsschüsse, und Rapids Roman Kerschbaum gelang ein solcher, in einem Bogen flog der Ball aus rund 20 Metern zum 2:2 in Netz (43.). Im Gegenzug foulte Michael Sollbauer den Austrianer Gruber, Schiedsrichter Sebastian Gishammer entschied energisch auf Elfmeter, der VAR korrigierte ihn, den Freistoß jagte Fitz an die Stange, der Pausenstand schmeichelte Rapid.

Turbulente zweite Hälfte

47. Minute: Rapid schwächt sich selbst, Denso Kasius rutscht mit gestrecktem Bein rein in Reinhold Ranftl, die Rote Karte ist hart, aber nicht ungerecht. Die Austria vermochte die Überzahl zunächst nicht zu nützen, Grüll vergab im Konter sogar einen Hochkaräter und somit eine Hütteldorfer Heldengeschichte (70.). Dann überschlugen sich die Ereignisse. 78. Minute: Tabakovic legt ein Solo hin, macht sein Dutzend voll und das 3:2 für die Austria. Rapid hätte danach fast einen Elfer bekommen, das Foul an Thorsten Schick geschah aber laut VAR außerhalb des Strafraums. 83. Minute: Grüll gleicht per Freistoß zum 3:3 aus, Moral muss man den Grün-Weißen lassen. 86. Minute: Tabakovic sieht zweites Gelb, also Rot. Die Austria baute ihre positive Derby-Serie aus (Rapid die negative), zum großen Glück fehlt die Lizenz. (Christian Hackl, 16.4.2023)

Bundesliga (25. Runde) – Meistergruppe (3. Runde):

SK Rapid Wien – FK Austria Wien 3:3 (2:2). Wien, Allianz Stadion, 26.000 (ausverkauft), SR Gishamer

Tore:
1:0 (15.) Burgstaller
1:1 (28.) Gruber
1:2 (31.) Tabakovic
2:2 (43.) Kerschbaum
2:3 (78.) Tabakovic
3:3 (83.) Grüll (Freistoß)

Rapid: Hedl – Kasius, Querfeld (93. Moormann), Sollbauer, Auer – Kerschbaum (83. Druijf), Pejic – Strunz (63. Greil), M. Oswald (63. Schick), Grüll – Burgstaller

Austria: Früchtl – Handl, Martins, Mühl – Ranftl, Braunöder (76. Jukic), Fitz (90. Holland), Fischer, Polster – Gruber (75. Dovedan), Tabakovic

Rote Karte: Kasius (47./Foul)

Gelb-Rot: Tabakovic (86./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Burgstaller, Pejic, Schick bzw. Fitz, Dovedan