Was ist los? Ist die internationale Businesskarriere des "Global Strategist" Sebastian Kurz ins Stocken gekommen? Jedenfalls meldet sich Kurz auffällig politisch zurück. Ein Auftritt bei der "FAZ" in Deutschland, ein Interview im "Trend", jetzt ein Auftritt im ORF ("Im Zentrum"). Der Ablauf ist immer der gleiche: Zuerst gibt Kurz Plattitudes über die internationale Lage von sich, dann folgt die "Ich bin unschuldig"-Nummer.

Sein ORF-Auftritt sorgt für Diskussionen: Ex-Kanzler Sebastian Kurz.
Foto: Screenshot ORF

So auch bei "Im Zentrum".

Nur: Warum lädt der ORF Kurz zu einer China-Diskussion ein? Hält da jemand im ORF die Nase in den Wind? Aber gut, nehmen wir Kurz als Welterklärer kurz ernst. Europa dürfe sich nicht von einzelnen Lieferanten abhängig machen, sagt er – da taucht aus der Erinnerung das Foto auf, wo er gemeinsam mit Putin der Unterzeichnung des Gasliefervertrags bis 2040 zusieht. Oder: China eskaliere ja nicht in der Ukraine – soeben traf sich der chinesische Verteidigungsminister mit Putin, und China eskaliert mit Manövern rund um Taiwan bis an die rote Linie.

Und dann natürlich die "Seid nett zu Diktatoren"-Philosophie: Man dürfe "nicht mit erhobenem Zeigefinger" auftreten. Worauf der EU-Botschafter in Wien, Martin Selmayr, trocken dagegenhält, genau so habe das der chinesische Außenminister auch gesagt. Und: "Eine Außenpolitik, die nur aus Moral besteht, ist keine; aber eine ohne Moral ist nur zynisch."

Demnächst Karl-Heinz Grasser über globale Ethik? (Hans Rauscher, 17.4.2023)