Daniel Barenboim als hinreißender Trio-Spieler.

Foto: Musikverein Wien / Dieter Nagl

Sein 80. Geburtstag war im vergangenen November – und konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht so glänzend begangen werden wie geplant. Nun meldete sich Daniel Barenboim im Rahmen seines Jubiläumszyklus im Wiener Musikverein zurück: heiter, leise, vorsichtig – und am Klavier dann sehr präsent. Für Beethovens Klaviertrios hatte er sich mit Sohn Michael Barenboim (Violine) und Kian Soltani (Violoncello) wunderbare jugendliche Mitstreiter gesucht – vor drei Jahren wurde auch eine CD mit dieser Besetzung veröffentlicht. Das Livekonzert zeigte blinde Vertrautheit miteinander und Bereitschaft zu spontanen Reaktionen aufeinander – und auf die Musik.

Vor dem Musizieren kommt das Zuhören

Im freudig-virtuosen Es-Dur-Trio op. 1/1, im grimmigen c-Moll-Geschwisterstück op. 1/3 und vor allem im "Geistertrio" D-Dur op. 70/1 wurde eindrücklich demonstriert, dass vor dem Musizieren das Zuhören kommt: Wie in einer Zen-Übung im Zusammenspiel wurde gemeinsam geatmet und phrasiert. Insbesondere dem Pianisten wurde mit großem Jubel gedankt, der auch seiner ganzen Karriere galt. Nachdenken über Musik hat Alfred Brendel eines seiner Bücher genannt. Über das Konzert ließe sich sagen, es sei um Nachdenken in Musik gegangen: um einen Versuch der Deutung und Andeutung, der Tiefe auf der Spur. (daen, 17.4.2023)