Schauspielerin Christina Scherrer: "Meine Oma war irgendwie großartig und verrückt"

Privat würde die Schauspielerin Christina Scherrer das schwarze Kleid ihrer Großmutter nie tragen, aber sie hat andere Einsatzzwecke dafür.
Christina Scherrer ist Schauspielerin und Sängerin. Die gebürtige Mühlviertlerin spielt für Theater, TV und Film. Als Polizeiassistentin Meret Schande ist sie regelmäßig im Wiener "Tatort" zu sehen.
Foto: Katharina Gossow

"Bei dem Kleid meiner Oma ist es wie mit einem Dirndl: Ich würde es niemals privat anziehen, aber für die Bühne gerne. Deswegen hebe ich es auf. Außerdem ist es ein Erinnerungsstück. Meine Oma war eine große Kleidersammlerin und gab nur etwas her, wenn sie gnädig war.

Vieles, das sie besaß, war furchtbar, so Plastikgewand aus den 1980er-Jahren, sie hatte aber auch richtig schicke Teile. Selbst beim Spazierengehen war sie immer top gestylt. Wir kamen ohnehin nie weit, weil sie immer mit allen Leuten plaudern musste, die ihr entgegenkamen. Ihr schwarzes Kleid fasziniert mich. Es erinnert mich an die Mode um 1900: bürgerlich, elegant und doch irgendwie Hausfrau. Wenn ich es trage, verleiht es mir etwas Strenges und sehr Formales. Das liegt, denke ich, an der Farbe und am hochgeschlossenen Kragen.

Meine Großmutter litt unter dieser schaurigen Abhängigkeit, die alte Familienstrukturen mit sich brachten. Zu ihren Kindern sagte sie, dass sie so nie leben sollen. Das empfinde ich als einen großen Schritt in Richtung Emanzipation. Sie war deshalb ein Vorbild für mich. Vor Jahren widmete ich ihr sogar einen Song, weil ich mir dachte: Irgendwie war diese Frau großartig und verrückt." (Gerald Zagler)

Schriftsteller Franzobel: "Meine Schuhe schauen aus wie ein rasierter Feldhase"

Fleckig, undicht, abgetragen – der Autor Franzobel hält dennoch an seinen Schuhen, die er in Australien gekauft hat, fest.
Franzobel ist Schriftsteller. Der gebürtige Oberösterreicher hat Anfang des Jahres seinen Roman "Einsteins Hirn" veröffentlicht, in dem ein Pathologe mit dem Organ des Physikers auf Reisen geht.
Foto: Katharina Gossow

"Meine Schuhe schauen irgendwie aus wie ein Feldhase, der rasiert ist, oder eine Malerpalette, die schon oft benutzt wurde. Abgetragen und grindig eben. Ich besitze das Paar aber auch schon sehr lang, mindestens seit zehn Jahren.

Es sind Blundstone-Schuhe. Die Marke stammt von der Insel Tasmanien. Ich habe sie mir damals in Australien gekauft. Dort trägt sie gefühlt jeder zweite Mensch, auch zu einer kurzen Hose, das hat mir gefallen. Es sind totale Allwetterschuhe, weil sie wasserdicht sind. Sogar das Acqua alta, das Hochwasser in Venedig, haben sie bei mir super ausgehalten. In Australien werden sie auch als Surferschuhe genutzt. Sie sind praktisch, eine Art Schlüpfer, in die man schnell reinkommt.

Gerade war ich in Kanada und hatte meine Schuhe natürlich dabei. Dort bin ich über ein Schneefeld auf dem Friedhof gestakt und war danach total durchnässt. Also meine sind nicht mehr wasserdicht. Aber ich zieh sie trotzdem noch immer an.

Geputzt habe ich meine Schuhe schon lange nicht mehr. Obwohl sie sehr fleckig sind, wie eine Serviette von einem Kindergeburtstag, auf der alle Pommes frites und Backhendl gegessen haben. Schön langsam sollte ich überlegen, mir ein neues Paar zuzulegen." (Kevin Recher)

Autorin Jaqueline Scheiber: "Die Urlaubseuphorie hat mich zum Kauf verführt"

Nach einer Stilberatung bekam Jaqueline Scheibers Kleid eine weitere Chance, getragen wird es nach wie vor nicht.
Jaqueline Scheiber ist Autorin, Sozialarbeiterin und Podcasterin. Vor kurzem erschien ihr neues Buch "ungeschönt – Sprechen über gesellschaftliche Tabus, Bodyshaming und psychische Gesundheit" bei Piper.
Foto: Katharina Gossow

"Dieses Kleid ist seit Jahren ein Kandidat, wenn es ums Ausmustern meines Kastens geht. Es ist ein richtiger Fehlkauf, den ich in einem Secondhandgeschäft in Italien entdeckt habe. Damals habe ich mich extrem gefreut, weil ich Muster und Farben gerne mag. Ich fand die Vorstellung schön, es anzuziehen, obwohl es eigentlich ein altbackener Fetzn ist. Das Problem begann schon damit, dass ich es viel zu groß gekauft habe. In der Urlaubseuphorie stellte ich es mir als luftiges Sommerkleid vor. Dabei ist es aus einem Material, das mich heute zum Schaudern bringt. Ich besitze Blazer von früher, die bestehen gefühlt nur aus Plastik, und der Stoff riecht und klebt schnell. Und ja, dieses Kleid enthält ganz schön viel Plastik – von wegen luftig.

Vor zwei Jahren probierte ich mit einer Freundin, die Stilberatung anbietet, Kombinationen mit dem Kleid und dachte: unbedingt behalten. Doch das ist schon zwei Jahre her. Was mich bei anderen bezüglich Kleidung zum Schaudern bringt? Ich versuche, nicht zu bewerten. Aber ganz ehrlich: Sachen, die in meiner Kindheit in waren, Hüfthosen, Baggypants, Riesensweater, sind wieder zurück. Und da denke ich: Okay, ich bin jetzt eine Generation weiter, warum bloß habt ihr das denn wieder aufgegriffen?" (RONDO Exklusiv, Petra Eder 8.5.2023)