Der Klimaprotest in Innsbruck.

Foto: APA / LETZTE GENERATION ÖSTERREICH

Wien/Innsbruck/Berlin – Die Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" haben für Mai "Mega-Aktionswochen" in Wien geplant. Ab 2. Mai sollen zumindest für drei Wochen wichtige neuralgische Verkehrsknotenpunkte bzw. Straßen blockiert werden. "Vielleicht schaffen wir auch eine vierte. Es wird jedenfalls das Größte, was wir jemals gemacht haben", sagte Sprecher Florian Wagner am Dienstag der APA.

In Berlin will die Gruppe einen Schritt weitergehen und die deutsche Hauptstadt auf unbestimmte Zeit lahmzulegen. 800 Aktivistinnen und Aktivisten hätten sich dafür gemeldet. Der Protest soll erst enden, wenn die deutsche Bundesregierung auf die Forderungen der Gruppe eingeht.

Inzwischen umfasse die Wiener Gruppe Wagner zufolge 800 registrierte Aktivisten, rund 100 davon sind demnach auch bereit, bei Klebeaktionen mitzumachen. Geplant ist wie bei den meisten Aktionen der "Letzten Generation", mit gezielten Straßen-Blockaden, die im Vorfeld geheim bleiben, den Frühverkehr möglichst nachhaltig zu stören.

Haller Straße in Innsbruck blockiert

Seit Monaten blockiert die Gruppe in Österreichs Städten den Frühverkehr um auf die Folgen der Klimakrise aufmerksam zu machen und Regierende zum Handeln zu bewegen. Erst am Dienstag wurde die vielbefahrene Haller Straße im Nordosten der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck blockiert. Die Polizei war schnell an Ort und Stelle.

Die Letzte Generation wanderte im Schneckentempo auf der Fahrbahn in beiden Richtungen, wie sie selbst mitteilte. Mit dabei hatten die Protestierenden einmal mehr Transparente wie "Wir rasen in die Klimahölle. Runter vom Gas!". Die Bundesregierung wurde aufgefordert, ein Verbot neuer Öl- und Gasbohrungen sowie Tempo 100 auf den Autobahnen umzusetzen.

"Wir wachsen immer stärker"

Wie groß die Zahl der lose via Social Media mit der "Letzten Generation" verbundenen Sympathisantinnen und Sympathisanten ist, konnte der Sprecher nicht sagen. "Wir wachsen immer stärker, die Kurve steigt noch immer an", sagte Wagner. Derzeit würde der Gruppe die Politik – etwa mit dem von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) angekündigten "Auto-Gipfel" am Mittwoch – "auch in die Hände spielen".

Die geplante Welle ist die dritte in Wien. Bereits im Jänner und im Februar legten Aktivistinnen und Aktivisten für mehrere Wochen hindurch den Verkehr in der Bundeshauptstadt lahm. Auch in den Bundesländern kam es zuletzt zu mehreren Aktionen der Gruppe.

Ankleben als Protest

Die "Letzte Generation" ist ein Zusammenschluss von Aktivistinnen und Aktivisten mit dem Ziel, mit zivilem Protest mehr Maßnahmen der Politik gegen die Klimakrise zu erwirken. "Wir sind die erste Generation, die die Folgen der Klimakrise spürt – und gleichzeitig die letzte Generation, die noch etwas tun kann", heißt es in der Eigendefinition der Gruppe. Finanziert wird die Organisation nach eigenen Angaben ausschließlich durch Spendengeldern. Zuwendungen von großen internationalen Organisationen wie etwa dem "Climate Emergency Fund" gäbe es nicht.

Hauptprotestform der Aktivisten ist nach Vorbild der englischen Gruppe "Just Stop Oil" das Festkleben an Fahrbahnen, um den Straßenverkehr an neuralgischen Punkten zum Erliegen zu bringen. Im November 2022 wurde aber auch das mit Glas geschützte berühmte Gemälde "Tod und Leben" von Gustav Klimt im Wiener Leopold Museum mit schwarzer Farbe beschüttet. Ein Störversuch beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker wurde von der Polizei verhindert. (APA, 18.4.2023)