In Italien spitzt sich die Debatte über das Zusammenleben von Bär und Mensch zu.

Foto: APA/PROVINCIA AUTONOMA DI TRENTO

Trient – Die Braunbärin JJ4, die vor zwei Wochen in der norditalienischen Provinz Trentino einen 26-jährigen Jogger attackiert und getötet hat, ist eingefangen worden. Die Bärin – in zahlreichen Medien auch Gaia genannt – wurde von Förstern gefasst und in einem mit Strom gesicherten Gehege des Tierpflegezentrums Casteller im Trentino untergebracht, teilten die Trentiner Behörden am Dienstag mit.

Tagelang hatten rund 40 Personen nach dem Tier gesucht. Montagnacht gegen 23.00 Uhr gelang den Einsatzkräften nahe dem Val di Sole demnach der Fang. Bei der Bärin waren den Angaben zufolge insgesamt drei ungefähr zwei Jahre alte Jungen. Zwei der drei Jungen gerieten ebenfalls in die Rohrfalle, wurden jedoch wenig später freigelassen. Die Jungen seien bereits entwöhnt und vollständig unabhängig und deswegen von JJ4 getrennt worden, versicherte der in der Region für den Katastrophenschutz zuständige Raffaele de Col.

Was nun mit der Bärin passiert, ist allerdings unklar. Der Regionalpräsident Maurizio Fugatti, der keine Gnade walten lassen will, hat den Todesschuss für die Bärin zwar schon angeordnet, und auch die Umweltbehörde Ispra hat zugestimmt. Jedoch hat das Verwaltungsgericht in Trient vergangene Woche einer von Tierschutzvereinen eingelegten Berufung gegen den Abschussbefehl stattgegeben. Die Vereine LAV und LAC hatten bereits zuvor die Tötung von wilden Tieren scharf kritisierten.

Der Befehl zur Tötung der Bärin wird dem Dekret zufolge vorerst bis zum 11. Mai ausgesetzt. Dann werde es eine Anhörung vor dem Gericht geben, um über das Schicksal des Bärenweibchens zu entscheiden.

Zusammenleben zwischen Bär und Mensch

Ein DNA-Abgleich hat bestätigt, dass der 26-jährige Jogger vor zwei Wochen in der Trentiner Gemeinde Caldes in dem bei Wanderern und Touristen beliebten Val di Sole von der Bärin attackiert und getötet wurde.

Gaia ist die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen "Problembären" Bruno. Sie ist den Behörden bereits seit Jahren bekannt und wurde schon einmal eingefangen, nachdem sie Wanderer am Monte Peller bedroht haben soll. Dabei wurde ihr ein Halsband angelegt, das zuletzt aber nicht mehr funktioniert haben dürfte.

In Italien hat sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte über das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Die Provinz will die Bärin töten und generell die Verbreitung der Spezies in dem Gebiet massiv verringern. Fugatti plädierte etwa für einen Massentransfer von Bären aus dem Trentino in andere Gebiete. Tierschutzvereine kritisieren hingegen auch diese Pläne. (APA, red, 18.4.2023)