Falsch entsorgte Akkus lösen regelmäßig Brände in Müllanlagen aus.

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Jede Woche brennt es in Harald Höppergers Mülltrennungsanlage in Rietz in Tirol. Schuld sind falsch entsorgte Handys, elektrische Heckenscheren oder akkubetriebene Bohrer. Sie alle sind in der Regel mit Lithiumakkus ausgestattet. Werden sie nicht fachgerecht entsorgt – alle Unternehmen, die Batterien verkaufen, müssen sie wieder zurücknehmen –, landen sie in Höppergers Schredder.

Dort fangen sie häufig Feuer. Ihre Zerkleinerung ist im wahrsten Sinn des Wortes brandgefährlich. Höpperger hat daher eine vollautomische Löschanlage installiert. Sie erkennt den Brand und löscht das Feuer in den meisten Fällen, noch bevor die Feuerwehr vor Ort ist.

Vor über dreißig Jahren hat Harald Höpperger den Entsorgungsbetrieb von Gründer Peter Höpperger übernommen. Seither sammelt, sortiert und entsorgt er Abfall im Tiroler Oberland, rund 40 Kilometer westlich von Innsbruck. Als Fachverbandsobmann für Entsorgungs- und Ressourcenmanagement bei der Wirtschaftskammer weiß er, dass er nicht der Einzige ist, der mit Bränden aufgrund falsch entsorgter Akkus und Batterien zu kämpfen hat. Es gebe nicht wenige Unternehmen, die täglich einen Brand löschen müssen.

Wenn der Laptop brennt

Feuer entfachen kann jedes falsch entsorgte Gerät mit Lithiumbatterie – vom Laptop, über Staubsauger bis hin zu E-Bikes. Falsche Lagerung kann auch in Haushalten zur Gefahr werden. Batterien sollte man am besten immer in geschlossenen Behältern aufbewahren. Umso wichtiger ist laut Höpperger daher, mehr Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, sodass Batterien und Akkus künftig seltener in der Restmülltonne oder bei Verpackungen landen. Aktuell wiegen falsch entsorgte Batterien jährlich 1,4 Millionen – Tendenz steigend.

Die Sammelquote hingegen liegt in Österreich bei rund 45 Prozent. EU-weit wird derzeit eine neue Batterieverordnung diskutiert, die bis Ende 2025 eine Recyclingquote für Lithiumbatterien von 70 Prozent anpeilt.

Das ist nicht nur aufgrund der verminderten Brandgefahr wichtig, sondern auch um die Einzelteile der Batterie wiederverwenden zu können. Das betont Andreas Opelt vom Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB). Lithiumakkus bestehen aus Aluminium, Nickel, Mangan, Kobalt oder Kupfer und damit kostbaren und kostspieligen Rohstoffen. Werden sie richtig entsorgt, bleiben knapp 95 Prozent der Metalle einer Batterie im Kreislauf, und auch die seltenen Erden darin können bereits zu einem guten Teil wiederverwendet werden, weiß Opelt.

Belohnung für Rückgabe

Um die Sammelquote zu erhöhen, hat der VOEB ein Pilotprojekt im steirischen Feldbach, östlich von Graz, initiiert. Ab sofort erhält jede Person, die bis November ein neues Gerät mit Lithiumakku kauft, einen QR-Code. Dieser kann in Kombination mit einem oder mehreren alten akkubetriebene Geräten wie Bohrern, Heckenscheren, Rasenmähern, Staubsaugern oder Smartphones zum Ressourcenpark Feldbach oder zu teilnehmenden Händlern gebracht werden.

Pro Gerät gibt es dann einen Zehn-Euro-Gutschein, der vom Bäcker bis zum Fachhandel überall eingelöst werden kann, erklärt Opelt. Für Knopf- oder klassische Kleinbatterien gilt die Aktion übrigens nicht. Diese können weiterhin in Supermärkten zurückgegeben werden.

Kleinbatterien können in Supermärkten zurückgegeben werden.
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Für die Umsetzung wurde auf die App Digi-Cycle zurückgegriffen. Sie scannt und speichert die QR-Codes sowie den Wert der Gutscheine. Die Bewohnerinnen und Bewohner in der Region seien bereits mit der App vertraut, da man sie in zwei anderen Testprojekten ebenfalls verwendet hat, so Opelt.

Das sei ein Grund gewesen, das Pilotprojekt in Feldbach, rund 55 Kilometer östlich von Graz, durchzuführen. Ein anderer war die Größe der Region. Sie sei überschaubar, aber groß genug, um Handel für Räder, Werkzeuge und Gartengeräte zu bieten.

Um das Projekt erfolgreich abzuschließen, will Opelt die Sammelquote bis November um 50 Prozent erhöhen. Das Potenzial sei jedenfalls groß. Eine Umfrage vergangenen November hat gezeigt, dass sich im Durchschnitt etwa zehn Lithiumbatterien von blinkenden Kinderschuhen über Stabmixer bis hin zu E-Zigaretten in österreichischen Haushalten befinden.

Österreichweit ausrollen

Damit das Projekt österreichweit ausgerollt werden kann, was durchaus das Ziel des VOEB ist, muss sich in Feldbach eine signifikante Steigerung abzeichnen, sagt Opelt. Eine Ausweitung des Projekts ab 2024 werde bereits mit dem Handel und anderen Partnern diskutiert.

Im Gegensatz zum Pfandsystem, das der VOEB laut Opelt lange Zeit "getrommelt" hat, bilde das Pilotprojekt keine "Front zwischen den Entsorgungsbetrieben und dem Handel". Mit den neuen digitalen Möglichkeiten stünden Alternativen zur Verfügung. Man gehe jetzt einen anderen Weg und versuche mit Incentives, sprich Anreizen, zu arbeiten. Die Diskussionen sind laut Opelt, intensiv aber auch positiv.

Anreize zu setzen hält Harald Höpperger zwar für keine schlechte Idee, allerdings steige damit der Verwaltungsaufwand. Momentan gebe es mehr "Abfallverwalter als Abfallentsorger", sagt er. Sprich, es gebe mehr Unternehmen, die Abfall statistisch erfassen und Bilanzen erstellen, als Abfall zu entsorgen. Er fordert daher weniger Verwaltung und stattdessen, die Bevölkerung besser aufzuklären, damit jede Person weiß, wo Akkus zu entsorgen sind. (Julia Beirer, 20.4.2023)