Wenn Kinder sich ab 14 – etwa in Kühlhäusern oder Wäschereien – bei Arbeit bis 23 Uhr "etwas dazuverdienen wollen", will Iowas Gouverneurin Kim Reynolds sie "nicht daran hindern". Auch sie habe schließlich früher Babys gesittet.

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Des Moines – Der Senat im US-Staat Iowa hat am Montag eine umfangreiche Nachtschicht eingelegt und um fünf Uhr früh ein Gesetz beschlossen. Die neue Regelung soll andere Spätschichten möglich machen – und zwar für Jugendliche ab 14 Jahren. Sie sollen künftig in den Sommermonaten bis 23 Uhr beschäftigt werden dürfen, ihre Arbeitstage sollen sich dabei von maximal vier auf bis zu sechs Stunden verlängern. Als zulässige Arbeitsplätze sind nun unter anderem auch Kühlhäuser und Wäschereien erlaubt.

Die Regelung ist Teil eines umfangreicheren Paketes, das, wie Kritiker meinen, Kinderarbeit erleichtere. So ist unter anderem auch vorgesehen, zusätzliche Arbeitsplätze jenen Orten hinzuzufügen, die schon bisher Jugendlichen für Beschäftigung zugänglich sind. Darunter fallen auch Fließbänder, an denen über 15-Jährige Objekte bis zu 25 Kilo bearbeiten dürfen, und Restaurants, in denen Jugendliche ab 16 Jahren künftig Alkohol servieren dürfen, den sie selbst erst ab 21 Jahren konsumieren dürfen. Zudem soll Kindern ab 14 bald ein spezieller Führerschein ausgestellt werden, der ihnen erlauben würde, mit dem Auto in die Arbeit zu fahren – und nur dorthin.

Kinder in die Schlachthöfe

Republikanische Abgeordnete, die das Gesetz vorangebracht haben, stellen die neuen Vorgaben in den Kontext der beruflichen Ausbildung – vergleichen sie also mit jenen Tätigkeiten, die in Österreich ab 14 Jahren im Rahmen der Lehre erledigt werden dürfen. Gouverneurin Kim Reynolds, die das Gesetz unterstützt, brachte die neuen Vorgaben unter anderem in Zusammenhang mit ihrer eigenen Arbeit als Babysitterin. Sie verweist darauf, dass das Gesetz auch manche Bestimmungen zur Sicherheit am Arbeitsplatz verbessere. Wenn die Kinder "etwas dazuverdienen" wollten, wolle man sie nicht daran hindern. Allerdings ist der Kontext in den USA in Wahrheit oft ein anderer: Viele Familien sind auf die Einkommen von Kindern und Jugendlichen zunehmend angewiesen. Ihnen geht es nicht um erfreulichen Zuverdienst und auch nicht um Berufserfahrung und Lehre, sondern um nötige Einkünfte.

Zudem steht das Gesetz im Zusammenhang mit ähnlichen Bemühungen republikanischer Abgeordneter in anderen Bundesstaaten. In Minnesota laufen etwa Bemühungen, um Jugendlichen Arbeit am Bau oder in Schlachthäusern zu erlauben, wo aktuell Arbeitskräftemangel herrscht. In Wisconsin scheiterten entsprechende Bemühungen am Veto des demokratischen Gouverneurs Tony Evers. Wie die Zeitschrift "Newsweek" jüngst online berichtete, fallen die Bemühungen zudem in eine Zeitphase, in der auch die illegale Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen massiv zugenommen hat. Seit 2015 haben sich die Aufgriffe bei Kontrollen mehr als verdreifacht, schreibt sie unter Berufung auf eine Statistik des US-Arbeitsministeriums. (mesc, 18.4.2023)