In der Montagehalle ist Bundeskanzler Karl Nehammer mit dem Verbrenner-Angebot sichtlich zufrieden.

Christian Fischer

Linz – Es kann nur als Vorteil angesehen werden, sich vor einem Autogipfel – der sich mit nicht weniger als mit der Zukunft der Autobranche in Österreich beschäftigen soll – mit den Größen der Branche zu unterhalten. Am Dienstag setzte sich demnach eine Entourage aus dem Kanzleramt – an der Spitze Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in Richtung Steyr in Bewegung. Ziel der Delegation: Das BMW-Motorenwerk in der oberösterreichischen Arbeiterstadt.

Geschlossene Gesellschaft

Zunächst zog man sich gemeinsam mit Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und dem Produktionsvorstand der BMW AG, Milan Nedeljković, zu einem Hintergrundgespräch zurück – um dann öffentlichkeitswirksam zu einem Werksrundgang aufzubrechen. Kanzler Nehammer hatte sich zuletzt mit Vehemenz gegen das geplante Verbrenner-Aus gestemmt und einen klimaneutralem Kraftstoff (E-Fuel) propagiert.

Eine Milliarde in die E-Mobilität

Vor diesem Hintergrund mutete die Kanzler-Visite durchaus widersprüchlich an. Das BMW-Werk in Steyr befindet sich nämlich in einem eine Milliarde schweren Transformationsprozess hin zu E-Mobilität. Schon 2025 sollen in Steyr 600.000 Elektroantriebe vom Band laufen. Bereits jetzt ist mehr als ein Drittel der Belegschaft im BMW-Entwicklungszentrum mit E-Mobilität beschäftigt. Aktuell werden am Werksgelände unter anderem neue Hallen gebaut und entsprechende Anlagen gekauft.

Im Ö1-Morgenjournal ließ der Werksleiter des BMW-Werks in Steyr Klaus von Moltke jedenfalls wissen, dass E-Autos ein wesentlicher Baustein der Zukunft seien und BMW nicht an E-Fuels forscht. Man setze klar auf den Elektroantrieb, sein Wirkungsgrad sei sensationell und er würde den Verbrennungsmotor in puncto Leistungsfähigkeit noch in diesem Jahrzehnt überholen.

Interpretationsspielraum

Das Bild, dass der Kanzler an diesem regnerischen Nachmittag ein wenig zwischen den Stühlen, respektive Autositzen, steht, wird dann noch in der Montagehalle verfestigt. Nehammer posiert für die zahlreichen Fotografen zwischen einem Benzin-, einem Dieselmotor und einem Wasserstoffantrieb. Also wohin soll nun die Autoreise gehen?

Nehammer: "Es ist kein Widerspruch, genau das Gegenteil ist der Fall. Wir müssen die Zukunft als das begreifen, was sie ist – nämlich dass sie einfach von uns verlangt, innovativ und offen zu bleiben für Technologien. Nicht dort etwas aufzugeben, wo wir schon viel an Kompetenz haben. Und das ist im Bereich der Verbrennungsmotors der Fall. Wissen zu vernichten und sich in eine neue Abhängigkeit zu begeben, nämlich in die der Volksrepublik China wenn es etwa um die Frage der Batterieproduktion geht, kann nicht die Lösung sein." Österreich müsse sich breit aufstellen und mit dem "Klein-Klein" aufhören. Nehammer: "Man löst mit Klein-Klein keine großen Herausforderungen." (Markus Rohrhofer; 18.4.2023)