Im dem kleinen westaustralischen Küstenort Exmouth war es bereits kurz vor Mittag, genau: 11:29:48 Uhr (5:29:48 Uhr MESZ), als die totale Sonnenfinsternis begann und der Mond die Sonne für 57 Sekunden vollständig bedeckte. Vor allem im Westen Australiens war das Spektakel gut zu sehen, aber auch in den Metropolen Sydney und Melbourne konnten Menschen am Nachmittag eine partielle Sonnenfinsternis beobachten. Das astronomische Großereignis war von einer besonders seltenen Mischsorte – eine sogenannte Hybrid-Sonnenfinsternis.
Sonnenfinsternisse sind sind ein beeindruckendes Zusammenspiel von Himmelsmechanik, der richtigen Perspektive und zufälligen Fügungen, das der Erde zwischen zwei und drei Eklipsen pro Jahr beschert. Reihen sich Sonne, Mond und Erde im richtigen Abstand genau in einer Linie auf, und der Schatten des Mondes wandert über den Erdball hinweg, wird dies am Boden in einem höchstens 273 Kilometer breiten Streifen als totale Sonnenfinsternis wahrgenommen. Dass dies nicht jedes Mal zu Neumond geschieht, liegt an der Mondbahn, die etwa um fünf Grad gegen die Ekliptikebene geneigt ist.
Der seltene Hybrid
Wird nur ein Teil der Sonnenscheibe vom Mond verdeckt, spricht man von einer partiellen Sonnenfinsternis. Erscheint der Mond kleiner, und der Rand der Sonne ragt überall ein wenig dahinter hervor, dann hat man es mit einer ringförmigen Sofi zu tun. Von den 224 Sonnenfinsternissen, die zwischen 2000 und 2100 auftreten, sind je etwa ein Drittel total, ringförmig und partiell. Von einer vierten, sehr seltenen Sofi-Variante – die hybride Sonnenfinsternis – gibt es in diesem Zeitraum dagegen nur sieben.
Dass es überhaupt zu einer totalen Sonnenfinsternis kommen kann, bei der der Mond die Sonnenscheibe exakt bedeckt, ist einem beeindruckenden kosmischen Zufall zu verdanken, denn der Erdtrabant ist ungefähr 400-mal kleiner als die Sonne und zugleich zu gewissen Zeiten 400-mal näher. Doch die Umlaufbahn des Mondes ist kein perfekter Kreis, und nur wenn er der Erde nahe steht, erscheint er groß genug, um eine totale Finsternis zu ermöglichen. Ist der Mond auf seinem Orbit weiter weg, bleibt es bei einer ringförmigen Sonnenfinsternis.
Zwischen ringförmig und total
Am Donnerstag kam man in den Genuss aller beider Varianten, je nachdem, wo auf der Erde man sich gerade aufhielt. Man spricht deshalb bei der hybriden Sonnenfinsternis auch von einer ringförmig-totalen Finsternis. Das Phänomen lässt sich nur dann beobachten, wenn ein bestimmter Abstand zwischen Erde und Mond herrscht.
An manchen Orten der Erdoberfläche erscheint der Mond dann durch die Erdkrümmung etwas kleiner, und es reicht nur für eine ringförmige Finsternis. Dort, wo der Abstand zum Mond gering genug ist und er daher größer erscheint, zieht sich ein schmaler Streifen Totalität über den Globus.
Kaum an Land zu sehen
Bei der Sonnenfinsternis am Donnerstag bewegte sich der Mondschatten die meiste Zeit über das Meer. Über Land kam er nur nur in Westaustralien, Osttimor und Indonesien. Wer sich in diesen Regionen aufhält, konnte sich freuen, denn dort wurde die Finsternis eine totale. Den Anfang machte die südwestliche Ecke des Indischen Ozeans, wo die Eklipse als partielle Finsternis um 3.34 Uhr MESZ begann.
Die zentrale, hybride Sonnenfinsternis begann um 4.30 Uhr MESZ und endete um 7.56 Uhr MESZ. Um 8.59 Uhr MESZ schließlich verliess der Mondschatten wieder die Erde. Die längste Totalität beobachte man um 6.16 Uhr MESZ vor der Küste Osttimors; sie dauerte 1:16 Minuten.
Die nächsten Finsternisse
Wer diese hier verpasst hat, wird sich bis zur nächsten hybriden Sonnenfinsternis eine Weile gedulden müssen: Erst am 14. November 2031 ist es wieder so weit. Die nächste ringförmige Sonnenfinsternis ist am 14. Oktober 2023 und wird sich größtenteils über Nord-, Mittel- und Südamerika abspielen. Die nächste totale Finsternis findet ebenfalls über Nord- und Mittelamerika statt, und zwar am 8. April 2024. (tberg, 20.4.2023)