Liquid Loft präsentiert "Stranger than Paradise" auf der neu geschaffenen Choreographic Platform Austria.

Foto: Liquid Loft

Ein Wunder für die heimische freie Tanzszene und ihr Publikum bahnt sich an: Nach elf Jahren Pause wird es kommenden Herbst wieder eine Choreographic Platform Austria (CPA) geben. Das ist Österreichs Pendant zu jenen Plattformen verschiedener europäischer Länder, in denen Tanzschaffende konzentriert ihre Potenziale zeigen können.

In Österreich hat dieses Festivalformat eine wechselvolle Geschichte. Diese fand zuletzt ab 2004 als CPA ihre Fortsetzung. Nach dem Neustart in Salzburg gab es weitere Plattformen in Linz – damals gab es dort noch ein choreografisches Zentrum – und in Graz beim Steirischen Herbst unter der Leitung von Veronica Kaup-Hasler. Die bisher letzte Ausgabe ging 2012 im Rahmen von Impulstanz über die Bühne.

Neu ist jetzt, dass die Choreographic Platform Austria richtig breit unterstützt wird: von Wien, dem Bund mit allen Bundesländern, und dass neben den früheren Initiatoren wie der Sommerszene Salzburg, Tanzquartier Wien, Impulstanz, Brut-Theater und Osterfestival Tirol nun auch erstmals das Festspielhaus St. Pölten unter Bettina Masuch mit ins Boot geholt werden konnte.

Perfekter Präsentationsort

Die repräsentativen Räume des Festspielhauses sind ein perfekter Präsentationsort, der zusammen mit den beiden weiteren Gastgebern, Tanzquartier Wien und Brut-Theater, der CPA 2023 den angemessenen Glanz verleihen soll. "Wir haben uns vor einer ganzen Weile getroffen und überlegt, ob es nicht nach der Pandemie wichtig wäre, diese Initiative jetzt wiederaufleben zu lassen", sagt Masuch im Gespräch mit dem Standard. Denn das internationale Tanz-Touring sei wegen Covid praktisch zum Erliegen gekommen.

Weil das Festspielhaus gerade sein Programm für die Saison 2023/24 bekanntgegeben hat, werden dort auch erste Teilnehmerinnen der CPA angeführt: Doris Uhlich bringt die Uraufführung ihres neuen Stücks "Sonne" auf die große Bühne, die Salzburgerin Helene Weinzierl zeigt im Foyer "Rhythmus & Rausch", und Liquid Loft präsentiert "Stranger than Paradise" im Kleinen Saal.

Aufgeteilte Budgetierung

Außerdem gibt es im Festspielhaus "wahrscheinlich ein Filmprogramm", sagt Masuch, und ganz sicher auf den Probebühnen sogenannte Pitching-Formate: "Darin haben auch Choreografierende, die nicht direkt im CPA-Programm auftreten, die Gelegenheit, ihre Arbeiten im direkten Gespräch mit Veranstalterinnen vorzustellen. Es geht eigentlich darum, Partnerinnen für zukünftige Arbeiten zu finden."

Bettina Masuch bringt selbst Tanzplattform-Erfahrungen aus ihrer Zeit als Leiterin des Tanzhaus NRW in Düsseldorf mit. Sie war Teil jener Veranstaltergemeinschaft ist, die die jeweiligen Austragungsorte wählt, und sie saß in der Auswahl-Jury der Tanzplattform 2014 in Hamburg.

Das Budget für die CPA 2023 stemmen die Stadt Wien und der Bund mit je 120.000 Euro, Niederösterreich sowie das Burgenland steuern je 20.000 Euro bei, und die restlichen Bundesländer jeweils 10.000 Euro. (Helmut Ploebst, 19.4.2023)