Der Inhalt ist der gleiche, der Preis dafür aber höchst unterschiedlich. Entscheidend dafür ist die Art der Verpackung. Wer zu Glas statt zu Kunststoff oder Aluminium greift, zahlt in Österreichs Supermärkten vielerorts drauf.

Eine verbindliche Mehrwegquote soll den Anteil an Pfandflaschen im Handel erhöhen. Derzeit sei die Preisgestaltung für Einweg und Mehrweg nicht nachvollziehbar, kritisieren Konsumentenschützer.
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Ob Milch, Bier, Fruchtsäfte, Limonaden oder Mineralwasser: Konsumenten haben bei den Gebinden für Getränke und Lebensmittel zusehends freie Wahl. Für mehr Vielfalt sorgt eine im Dienste höherer Nachhaltigkeit gesetzlich beschlossene verbindliche Mehrwegquote.

Diese tritt 2024 in Kraft. Bis 2030 sollen in Österreich in der Folge quer durch den Einzelhandel 30 Prozent der Getränke in wiederbefüllbaren Gebinden verkauft werden.

Preisvergleiche lohnen sich. Derzeit nämlich gibt es bei der Kostengestaltung von Einweg und Mehrweg für Konsumenten kein nachvollziehbares System, zeigt eine aktuelle Studie von Foodwatch Österreich, die dem STANDARD vorliegt.

Die Konsumentenschutzorganisation hat mehr als 100 Milchprodukte und Getränke in Supermärkten auf ihre Preise abgeklopft. Ihre Bilanz: Wer umweltfreundlich einkaufen will, kauft vielfach teurer.

Teurere Flaschenmilch

Deutlich spürbar wird das vor allem bei der weißen Palette. Joghurt in Mehrweg aus Glas kostet bei einzelnen Artikeln um bis zu 54 Prozent mehr als im Einwegbecher, geht aus dem Preisvergleich hervor. Milch im Tetrapak ist um bis zu 30 Prozent günstiger als jene im Glas unter der gleichen Marke. Nur bei drei von elf untersuchten Milchprodukten ist Glasgebinde nicht kostspieliger.

Bei Mineralwasser verkaufte der Handel nur in einem von sieben Fällen die PET-Flasche günstiger als jene aus Mehrwegglas. Ausgewogen fiel der Vergleich bei ebenso identen Füllmengen bei Fruchtsäften aus.

Einige waren im Tetrapack teurer als jene im Glas, andere billiger. Bei den Limonaden wiederum überwogen geringere Preise für Einwegverpackung. Aus der Reihe fiel beim Preischeck lediglich Bier. Dieses war bis auf wenige Ausnahmen in wiederbefüllbaren Flaschen um ein bis 18 Prozent günstiger als im "Blech".

"Lenkungseffekt"

Konsumenten sollten sich gerade in Zeiten wie diesen darauf verlassen können, dass Mehrweg im Einkauf günstiger sei als Einweg, sagt Foodwatch-Leiterin Lisa Kernegger. "Umweltfreundliches Verhalten gehört belohnt." Handel und Industrie hätten es in der Hand, hier ökologische Konsumgewohnheiten zu lenken. Noch mehr, seit es für das Umrüsten von Abfüll- und Recyclinganlagen Förderungen gebe. Derzeit jedoch bleibe Kunden nichts anderes übrig, als die Preise im Regal bei jedem einzelnen Produkt zu prüfen.

Aus Sicht des Handels liegen die auseinanderklaffenden Kosten für ein und dieselben Lebensmittel in lediglich anderen Gebinden aber auf der Hand. In der Regel hätten Einwegverpackungen einen weit höheren Durchsatz, ließen sich also in erheblich größeren Mengen verkaufen als Getränke in Mehrweggebinden, sagt Nicole Berkmann, Sprecherin des Handelskonzerns Spar: "Das wirkt sich auf die Preise aus."

Von der Produktion über die Logistik bis zum Recycling schlage sich Mehrweg in höheren Kosten nieder. Darüber hinaus sei dieses nicht immer per se die umweltfreundlichere Variante, meint Berkmann – da die Ökobilanz eines Gebindes letztlich auch von den Transportwegen und regionalen Kreisläufen abhänge.

Hoher Energieaufwand

Johann Költringer, Chef der Vereinigung der Milchverarbeiter, erinnert an enorme Energiekosten, unter denen die Glasproduktion leide. Mit nicht weniger großem Aufwand würden die Flaschen gereinigt. Das gesamte Handling sei viel komplexer als für Milchprodukte im Tetrapak oder Becher. "Daher tun sich das viele Hersteller erst gar nicht an", sagt Költringer mit Blick auf in Einwegglas verkaufte Essiggurkerln.

Molkereien füllen bisher mehr als 80 Prozent ihre Milch in Tetrapak ab, rechnet der Verbandsgeschäftsführer vor. Seine Branche unterstütze den Trend zu Mehrwegflaschen. Deren Umweltbilanz stehe und falle jedoch mit der Zahl ihrer Umläufe.

Bier fällt aus der Reihe

Warum ist Bier in Flaschen fast durch die Bank günstiger als jenes in Dosen – treiben doch auch hier hohes Gewicht und teure Rücknahmeprozesse die Kosten? Anders als bei Limonade oder Milch habe der Konsument den Umgang mit Bier in Flaschen nie verlernt, heißt es aus der Industrie. Enorme Verkaufsmengen und Aktionen am laufenden Band hielten die Preise niedrig.

Wie stark Glasflaschen künftig an Gewicht zulegen, hängt nicht zuletzt von der Einführung des Pfandes auf Dosen und PET-Flaschen ab. Retour bringen sollten Konsumenten Mehrweggebinde ab 2025 in jedem Fall. Offen ist, wie viele sich dann im Sinne der Bequemlichkeit lieber leichte Verpackung ins Wagerl legen. (Verena Kainrath, 20.4.2023)