"Die Tragödie des Alters liegt nicht darin, dass man alt ist, sondern dass man jung ist", wusste schon der irische Schriftsteller Oscar Wilde und brach damit eine Lanze für das zunehmende Alter. Nicht immer schafft man es jedoch ohne weiteres, die Freuden des Älterwerdens positiv anzunehmen.

Wie alt fühlen Sie sich heute?
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Von Freud und Leid des Alterns

Beim Blick in den Spiegel können einem im Laufe der Jahre schon kritische Gedanken kommen – da ein neues graues Haar, dort eine frische Falte. Man merkt an manchen Tagen mehr, an anderen weniger, dass man schon länger keine 20 oder 30 mehr ist. Wenn man nach längerem wieder einmal Sport betreibt, realisiert man, dass die eigene Kraft oder Kondition schon einmal besser waren. Hat man beim Stiegensteigen früher auch so geschnauft? Körperlich fühlt man sich insgesamt weniger belastbar, wird schneller müde. Man ist möglicherweise häufig verspannt oder hat ständig irgendwo Schmerzen, die auch länger bestehen bleiben. Man bemerkt, dass das eigene Gedächtnis nachlässt. Lässt man ärztliche Vorsorgeuntersuchungen durchführen, werden häufiger Vitalwerte festgestellt, die dringenden Handlungsbedarf nahelegen. Schlägt man beim Feiern mit Freunden über die Stränge, steckt man das nicht mehr so leicht weg wie früher. Auch in der Fremdwahrnehmung bemerkt man Unterschiede – wenn einen beispielsweise jüngere Menschen nicht mehr als ihresgleichen ansehen und mit großer Selbstverständlichkeit siezen. Es fällt einem auch häufiger auf, dass man die Sprache oder die Gebräuche der Jungen, etwa Emojis oder aktuelle Tiktok-Trends, nicht mehr so ganz versteht.

Doch natürlich hat man, wenn man einmal darüber nachdenkt, auch einiges dadurch vorzuweisen, dass man schon ein paar Jahre länger auf Erden weilt. Man verfügt über zahllose Erinnerungen und Erlebnisse, die man nicht missen möchte, fühlt sich auch reich an Lebenserfahrung. Man hat aus vielen Fehlern gelernt, ist vielleicht insgesamt besonnener und ruhiger geworden. Möglicherweise regt man sich nicht mehr über jede Kleinigkeit so auf wie früher oder kann heute viel besser mit Menschen umgehen. Man traut sich mehr zu, spürt besser, was einem guttut, oder kann die eigenen Grenzen klarer kommunizieren. Man verschwendet weniger Zeit mit Menschen, die einem nicht guttun, und fühlt mehr Wertschätzung und Dankbarkeit für alles, was passt im eigenen Leben. An einem guten Tag ist man sogar mit sich und der Welt auf eine Art zufrieden, die man in jungen Jahren nicht gekannt hat.

Woran merken Sie, dass Sie älter geworden sind?

Was hat sich bei Ihnen im Vergleich zu früher verändert – im Guten und im Schlechten? Was machen Sie jetzt anders oder gar nicht mehr? Was macht Ihnen zu schaffen? Und in welcher Hinsicht sind Sie gescheiter geworden und heute glücklicher? Tauschen Sie sich im Forum aus! (Daniela Herger, 24.4.2023)