"Picard" steuert endgültig in die Hangar Bay, doch das Universum wird von dem positiven Feedback noch länger zehren.

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Was für ein Finale. Man hätte es dem Team hinter der Amazon-Serie Picard eigentlich nicht zugetraut, dass es nach zwei am Ziel vorbeigeschossenen Staffel-Torpedos tatsächlich noch einen Treffer landen würde, aber der Absch(l)uss war trotz einiger Längen versöhnlich und über die Maßen emotional. Doch wie geht es jetzt weiter mit dem Universum, das aufgrund der letzten Erfolge wohl nicht aufhören will, neues Leben und neue Zivilisationen zu suchen?

Neue Raumschiffe im Köcher

Die dritte Staffel von Picard hat vor allem die Nostalgie-Knöpfe auf den Gehirn-Brücken der Fans gedrückt, um nicht zu sagen mit Fäusten, Gastauftritten und Easter-Eggs auf sie draufgehämmert. Aber es hat funktioniert. Schmunzelnd ließ man die Gänsehaut zu, wenn die alte Crew nach so vielen Jahren versammelt in einem Raum saß, um Pläne zu schmieden, oder altbekannte Raumschiffe über den Bildschirm glitten – Stichwort Enterprise F. Ein gelungenes Klassentreffen, das sich so allerdings nicht beliebig oft wiederholen lässt.

"Star Trek"-Universum

Für Patrick Stewart als Picard, Jonathan Frakes als William Riker oder Brent Spiner als Data war es wohl der letzte Auftritt, aber das ist gut so. Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Die nächsten Weichen für die Franchise Star Trek sind gelegt. Bereits im Juni geht es mit der zweiten Staffel von Star Trek: Strange New Worlds weiter, also jener Crew, die sich im Vorjahr dank einer sympathischen Crew und kurzweiliger Folgen schnell eine Fanbasis aufbauen konnte. In einer der nächsten Folgen soll es sogar zu einem Treffen mit der Animationsserie Star Trek: Lower Decks geben, in der Schauspieler auf animierte Charaktere treffen werden.

Man sieht, die Macher von Star Trek werden nach den letzten Erfolgen mutiger. Lower Decks wird in diesem Jahr bereits in die vierte Staffel gehen, mit Starfleet Academy wartet im kommenden Jahr die Ablöse für Discovery, und mit Star Trek: Sektion 31 soll 2024 auch ein Film mit Oscar-Gewinnerin Michelle Yeoh erscheinen.

Bei "Picard" durften die verschiedenen Charaktere oftmals aus dem Schatten des Captains treten und ihre eigenen Momente feiern.
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Schon 2019 träumte der US-Filmproduzent Alex Kurtzman von einem großen Star Trek-Universum, ähnlich dem, das Marvel in den letzten 20 Jahren als Marvel Cinematic Universe perfektioniert zu haben schien. Da allerdings die Disney-Tochter rund um Iron Man mittlerweile mit der Bürde des perfekten Universums zu kämpfen hat, scheint sich bei Star Trek alles in die richtige Richtung zu entwickeln. Aus der Serie Discovery entstanden und entstehen mehrere Spin-offs, der Erfolg von Picard lässt auf Folgeserien hoffen. Nicht zuletzt durch das von Picard -Showrunner Terry Matalas erwähnte "Legacy-Konzept", das in Serienform die Handlungsstränge einzelner Charaktere weiterführen könnte.

Auch mit dem starken Charakter Seven of Nine (Jeri Ryan) ließe sich wohl ein spannender Bogen auf der neu eingeführten USS Titan verwirklichen, und wenn wir schon bei starken Frauen im Universum sind: Hätte nicht auch Kathryn Janeway (Kate Mulgrew) aus Star Trek: Voyager ein Comeback verdient? Zumindest in der ersten eigens für Kinder entwickelten Star Trek-Serie Prodigy durfte die Serien-Ikone bereits einen animierten Gastauftritt absolvieren. "Es gibt eine ganze Reihe von Plänen, und ihr werdet bald davon hören", lässt Produzent Kurtzman in mehreren Interviews wissen.

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Es geht weiter

Die nächsten Jahre werden von Star Trek geprägt sein, und im Idealfall wird die Reise nicht so im Schwarzen Loch der guten Unterhaltung enden, wie das mit dem großen Sci-Fi-Mitbewerber Star Wars geschehen ist. Das Potenzial liegt auf den Brücken liebgewonnener Raumschiffe, und gute Scripts können emotional aufgeladene Woke-Diskussionen wohl auch künftig vermeiden.

Das Schlusswort soll deshalb Nyota Uhura haben, die im neuen Trailer zu Star Trek: Strange New Worlds sagt, sie habe immer von sich geglaubt, allein sein zu müssen, aber hoffnungsvoll ergänzt: "Aber nicht auf diesem Schiff." Dieses Gefühl haben die letzten Serienauftritte von Star Trek bei vielen Zuseherinnen und Zusehern ausgelöst. Ein Gefühl der Vertrautheit, fein angezuckert mit neuen Geschichten und liebenswerten Figuren. So darf es weitergehen. So muss es weitergehen. (Alexander Amon, 22.4.2023)