Besonders auf die größeren, dimmbaren Fenster kann man sich beim neuen Dreamliner freuen.

Foto: Reuters/Lucy Nicholson

Nach über 20 Jahren ist es so weit: Bis 2028 haben die Langstreckenflugzeuge der Boeing-Reihen 777 und 767 in Österreich ausgedient. Die Austrian Airlines (AUA) modernisiert ihre Langstreckenflotte – zum Flug kommen ab 2024 zehn Modelle der Boeing 787-9, auch bekannt als "Dreamliner".

Die neuen Flugzeuge werden sukzessive von der AUA-Mutter Lufthansa transferiert beziehungsweise stammen aus bestehenden Bestellungen der Lufthansa Group, teilten die Fluglinien am Mittwoch mit. Die Lufthansa begann 2019, die neuen Dreamliner zu bestellen, im August 2022 wurde das erste Modell ausgeliefert. Insgesamt sollen 38 weitere folgen.

Startverbot

Obwohl die Boeing 787 schon seit 2011 ausgeliefert wird, war im Dach-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) lange Zeit nur eine Maschine für die Schweizer Privat-Air im Einsatz. Das hat auch mit den vielen Problemen von Boeing zu tun: Schwierigkeiten beim Bau des Rumpfsegments, mit Übergewicht und der Bordelektronik führten dazu, dass das erste Flugzeug mit dreieinhalb Jahren Verspätung ausgeliefert werden musste.

Knapp eineinhalb Jahre später, im Jänner 2013, gab es zwei Vorfälle, in denen defekte Batterien in den Maschinen entweder Feuer fingen oder zu starker Rauchentwicklung führten. In beiden Fällen wurde niemand verletzt, doch es folgte ein quasi weltweites Startverbot. Dieses wurde nach Testflügen im April 2013 wiederaufgehoben.

Auslieferungsstopp

Die Turbulenzen sollten nicht die letzten gewesen sein: "Vor allem, seitdem die Produktion von Seattle ins kostengünstigere North Carolina verlagert wurde, gab es immer wieder massive Qualitätsprobleme und Lieferstopps", berichtete die "Neue Zürcher Zeitung" ("NZZ") im Oktober 2021 anlässlich des zehnjährigen Flugjubiläums der Dreamliner.

Von Mai 2021 bis August 2022 durften aufgrund verschiedener Produktionsmängel keine Maschinen dieses Typs ausgeliefert werden, Ende Februar 2023 verhängte die US-Luftfahrtaufsicht FAA erneut einen Auslieferungsstopp – Grund seien zusätzliche Untersuchungen einer Komponente des Flugzeugrumpfs, berichtete das Internetportal "futurezone".

Kommerzieller Erfolg

Allen Problemen zum Trotz ist die Reihe der Dreamliner ein kommerzieller Erfolg. Bis heute wurden in allen drei Versionen insgesamt 1.048 Modelle ausgeliefert, 581 weitere sind noch ausständig.

Der Konkurrent Airbus wurde durch diesen Erfolg stark unter Druck gesetzt, berichtete die "NZZ": "Zur gleichen Zeit nämlich, in der Boeing die 787 entwickelte, setzte man dort auf den Riesen A380, dessen Produktion inzwischen beendet wurde. Denn statt über 500 Passagiere auf einmal zwischen großen Drehkreuzen zu fliegen, ermöglichte die 787 erstmals wirtschaftliche Nonstop-Langstreckenflüge auch zwischen Sekundärflughäfen." Passagiere bevorzugten die zweite Option, weshalb auch Airbus mit dem A350 ein kleineres Konkurrenzmodell zur 787 entwickelte.

Auch die Lufthansa setzte auf den Airbus A380, in dem über 800 Passagiere auf zwei Decks Platz finden
Foto: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

Elektrische Fenster

Rumpf und Träger der 787 und des A350 bestehen zu einem Teil aus kohlefaserverstärktem Verbundwerkstoff statt Aluminium. Dieses Material ist fester, aber um 20 Prozent leichter. Nicht zuletzt deshalb ist man bei der AUA von den neuen Maschinen überzeugt: Die neuen Flugzeuge seien aufgrund ihres geringeren Gewichts sowie verbesserter Technik und Triebwerke deutlich spritsparender unterwegs als ihre Vorgängermodelle.

Auch der Komfort soll für die 250 bis 290 Passagiere in den neuen Langstreckenflugzeugen nicht zu kurz kommen. "Der Luftdruck an Bord entspricht im Reiseflug nur noch 1.800 Metern über Meereshöhe (anstatt 2.300 Metern in anderen Flugzeugen) und soll weniger ermüdend sein. Höhere Luftfeuchtigkeit an Bord, bessere Geruchs- und Luftfilter sowie das Turbulenzunterdrückungssystem sorgen zudem für mehr Wohlgefühl", schreibt die "NZZ". Zudem sind die Fenster größer und auf Knopfdruck dimmbar. (Magdalena Frei, 20.4.2023)