Franz Herzog von Bayern hat nun seine Biografie veröffentlich und sich darin geoutet.

Foto: Imago / Sven Simon

Franz Herzog von Bayern ist ein gediegener und bedächtig auftretender Mann, der im Juli 90 Jahre alt wird. Er ist das Oberhaupt der Wittelsbacher: Wäre Bayern noch ein Königreich, so würde er auf dem Thron sitzen. An einem Abend in dieser Woche stand er aber auf der Bühne in der großen Aula der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und stellte seine Memoiren vor. Gegen Ende sagte er, in den letzten zehn Jahren habe sich viel verändert, vieles sei selbstverständlich geworden.

Großer Applaus, sein Lebenspartner Thomas Greinwald tritt zu ihm. Die beiden zeigen sich erstmals offiziell als Paar. Und das nach 43 Jahren Beziehung – so lange sind die beiden schon zusammen. Es ist ein Outing der besonderen, der rührenden Art. Dass Franz von Bayern schwul ist, war schon lange bekannt. Und dass er einen Partner hat, eine Art offenes Geheimnis.

Nicht mehr "Theater spielen"

Nun aber sagt Thomas Greinwald, ein Münchner Alternativmediziner und Jurist, dass er endlich nicht mehr "Theater spielen" müsse. In seinem Buch schreibt Franz von Bayern über die Furcht, geoutet zu werden und dass sein Partner wegen der über so lange Zeit heimlichen Beziehung auf viel mehr habe verzichten müssen als er selbst.

Damit ist es nun vorbei. Dass sich das Paar aber jetzt grell ins Rampenlicht stellt, ist nicht zu erwarten. Dafür ist Franz von Bayern viel zu zurückhaltend. Im Gespräch sagte der verhinderte König vor einiger Zeit, dass er recht froh darüber sei, kein Herrscher zu sein.

1918 war in Bayern die Monarchie abgeschafft worden. Die Nazis verfolgten die Wittelsbacher, sie mussten ins Exil. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Franz von Bayern Betriebswirtschaft und ließ sich als Kaufmann ausbilden. Neben den royalen Verpflichtungen widmete er sich vor allem seiner großen Leidenschaft, der modernen Kunst. Der Vater Albrecht von Bayern sei entsetzt gewesen über die Bilder, die er sich anschaffte, in der Familie habe man sich über ihn als "schrägen Vogel" lustig gemacht. In der Münchner Kunstszene ist er aber hoch geschätzt. (Patrick Guyton aus München, 20.4.2023)