iPhone-Nutzer sollten von der PIN-Eingabe auf Face ID oder Touch ID umsteigen, bis die Lücke geschlossen wird.

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10.000 Dollar hätte Greg Frasca Apple geboten, nur um seinen Account zurückzubekommen. Er wäre sogar nach Kalifornien in das Hauptquartier von Apple gekommen, um seine Identität zu beweisen. Doch das Unternehmen blieb hart. Greg Frasca bekam keinen Zugriff mehr auf sein Konto. Die Kinderfotos seiner Töchter sind wohl auch für immer verschwunden, wie das "Wall Street Journal" berichtet.

Frasca wurde Opfer einer neuen Masche, die es Dieben und Betrügern möglich macht, gestohlene iPhones zu nutzen. Laut dem Bericht kam es in den USA, aber auch in Südamerika bereits zu dutzenden ähnlichen Fällen. Die kriminelle Handlung beginnt in der Offline-Welt: Die Diebe treiben sich in Bars herum und beobachten die Gäste, wie sie ihre Entsperrcodes in ihre iPhones tippen, bevor sie die Geräte in einem unbeobachteten Augenblick stehlen. Mit dem PIN können die Täter schließlich auf die Apple-ID ihrer Opfer zugreifen und das Passwort ändern.

Ausgerechnet das Sicherheitsfeature sperrt User aus

Haben die Täter einmal die Kontrolle über die Apple-ID übernommen, können sie die rechtmäßigen Besitzer des iPhones völlig vom System aussperren, indem sie den Widerherstellungsschlüssel ändern. Ohne den korrekten Schlüssel ist es den Opfern nicht mehr möglich, ihr Konto zurückzubekommen. Damit lässt sich nicht nur das iPhone stehlen, sondern es gehen auch sämtliche Inhalte wie Fotos, Videos und Kontakte verloren.

Apple hat den optionalen Wiederherstellungsschlüssel im Jahr 2020 eingeführt, um Nutzer vor Hackern zu schützen. Dieser 28-stellige Code soll Nutzer eindeutig als rechtmäßige Eigentümerinnen und Eigentümer eines Accounts ausweisen. Das Feature lässt sich in den Sicherheitseinstellungen aktivieren.

Verliert oder vergisst man das Passwort der Apple-ID, kann man sich von Apple einen Bestätigungscode an eine vertrauenswürdige Telefonnummer schicken lassen und den Wiederherstellungsschlüssel angeben. Das System hat den Nachteil, dass man dauerhaft den Zugriff aus sein Konto verliert, wenn man den Code verlieren sollte – oder eine Täterin oder ein Täter ihn ändern.

Apple reagiert zaghaft

Apples Nutzungsbedingungen geben den Opfern wenig Chancen, ihre verlorenen Daten zurückzuerhalten. "Wir fühlen mit den Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben, und wir nehmen alle Angriffe auf unsere Nutzer sehr ernst, egal wie selten sie sind", sagte ein Apple-Sprecher gegenüber dem "Wall Street Journal". Man untersuche die neu aufgekommene Bedrohung aber.

Einstweilen rät Apple zur Nutzung von biometrischen Sicherheitssystemen wie Face ID oder Touch ID und gibt noch einen Tipp: Man möge seinen Entsperrcode doch bitte vor unbefugten Blicken schützen und nicht öffentlich einsehbar ins Smartphone tippen. (red, 21.4.2023)