Als Queen Elizabeth II. 1953 gekrönt wurde, gab es unter anderem ein Huhn mit Currymayonnaise. Der Chicken Coronation Salad hat sich seit damals in Großbritannien zum Klassiker entwickelt – Sandwiches gefüllt mit ebendiesem Curryhühnersalat sind in jedem Supermarkt zu finden. Das Rezept dafür wurde vorab veröffentlicht, um dem Volk zu ermöglichen, gemeinsam die neue Queen zu feiern.

70 Jahre später besteigt nun Prince Charles III. den Thron, und wieder gibt es ein Rezept, das die Leute beim Feiern erfreuen soll. Ganz zeitgemäß handelt es sich nicht um ein Fleischgericht, sondern um eine Quiche, gefüllt mit Bohnen und Spinat. Der Mürbteig dafür enthält allerdings einen Esslöffel Schweineschmalz, was doch etwas verwundert, da das Königshaus doch auf der offiziellen Website schreibt, dass beim "Coronation Big Lunch" "Nachbarn und Communitys zusammenkommen sollen, um die Krönung zu feiern und Freundschaft, Essen und Freude zu teilen".

Nun, mit Schweineschmalz wird man vielen Menschen nicht unbedingt eine Freude machen. Sei es aus religiösen oder aus ernährungstechnischen Gründen. In den britischen Medien wird die Wahl einer Quiche jedenfalls heftig diskutiert, sei dies doch ein französisches Gericht und enthalte auch noch Estragon, ein als zutiefst französisch empfundenes Gewürz. Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass im Guss zwei Eier enthalten sind – diese sind in Großbritannien bekanntermaßen gerade knapp.

Die Vermutungen, warum Charles und Gattin Camilla dieses Gericht gewählt haben, reichen von Erinnerungen Camillas an ihre Studienzeit in Paris bis zur möglichen Verbesserung britisch-französischer Beziehungen.

Laut Palast wurde die Quiche gewählt, weil sie relativ einfach zuzubereiten ist, gut geteilt werden und sowohl kalt als auch warm gegessen werden kann.

Wie einfach das Rezept tatsächlich ist, haben wir für die "EssBar" ausprobiert.

Die Zutaten für 6 Personen laut royaler Website:

1 Backform mit 20 Zentimeter Durchmesser

Zutaten für den Teig

  • 125 g Universalmehl
  • 1 Prise Salz
  • 25 g kalte Butter
  • 25 g Schmalz
  • 2 TL Milch
  • oder einfach eine 250-g-Packung fertiger Mürbteig

Zutaten für die Füllung

  • 125 ml Milch
  • 175 ml Double Cream (ersatzweise Mascarpone und Obers mischen)
  • 2 Eier (M)
  • 1 TL gehackter frischer Estragon
  • Salz, Pfeffer
  • 100 g geriebener Cheddar
  • 180 g gekochter Blattspinat
  • 60 g gekochte "broad beans" (= Sau- bzw. Favabohnen) oder Sojabohnen


Die Erfahrungen beim Zubereiten:

Hierzulande ergeben sich schon bei der Zutatenliste ein paar "Probleme". Frischer Estragon ist im durchschnittlichen Supermarkt schlicht nicht erhältlich, selbst bei Billa Plus und Interspar wird man nicht fündig. Die "broad beans" werden bei uns recht abfällig Saubohnen genannt, in Italien "fave". (Wer mehr darüber wissen will, dem sei der "Gruß aus der Küche" von Tobias Müller zu diesem Thema empfohlen.) Kaufen kann man sie derzeit bei türkischen Händlern am Markt. Und schließlich ist auch Double Cream nicht im durchschnittlichen Kühlregal zu finden – diese kann man aber gut durch eine Mischung von Obers und Mascarpone ersetzen.

Vor der Zubereitung der "EssBar" habe ich die Kolumne von Felicity Cloake im "Guardian" überflogen, die die Quiche sofort nach Veröffentlichung des Rezepts nachgebacken hat. Ein Tipp von ihr: nach dem Blindbacken noch einmal fünf Minuten im Ofen weitergaren, sonst wird der Boden zu weich. Ein zweiter Tipp, den ich leider überlesen hatte: lieber die doppelte Teigmenge zubereiten, denn das Handling ist nicht ganz einfach. So war das Ergebnis eine wohlschmeckende Quiche (auch ohne Estragon), für die ich aber nur die Hälfte des Ei-Obers-Gusses benötigt hätte, weil der Teigrand einfach nicht hoch genug ausfiel. Wobei auch das Video auf der Seite des Königshauses zur Zubereitung eine deutlich größere Teigmenge suggeriert. Also am besten wirklich mehr davon machen oder – wenn's schnell gehen soll – gleich zum fertigen Teig greifen. Die 20 Zentimeter Durchmesser der Quiche ergeben auch nicht unbedingt eine Riesenmenge. Die sechs angegebenen Personen brauchen jedenfalls noch einiges mehr an Essen, wenn sie beim Feiern satt werden sollen.

Für die benötigten 60 g Bohnenkerne habe ich rund ein halbes Kilogramm Favabohnen gekauft. Die Bohnenkerne wurden aus den Schoten geholt und danach nochmals geschält. Für die 180 g gekochten Blattspinat habe ich 220 g frischen Spinat geputzt, gewaschen und kurz blanchiert.

Alles in allem nicht ganz unaufwendig, vor allem das Bohnenschälen kostet Zeit. Wer es sich einfach machen will, greift zu Fertigteig, Tiefkühlsojabohnen und -blattspinat. Schmeckt dann aber nicht ganz so gut. Das Schmalz im Teig lässt sich natürlich auch durch Butter ersetzen, und statt Estragon können auch andere Kräuter in der Quiche verarbeitet werden.

Für den Teig die Zutaten entweder händisch oder mit dem Knethaken der Küchenmaschine verarbeiten.

Im Kühlschrank 30–45 Minuten rasten lassen. Danach ausrollen und in die Form geben (mangels 20-Zentimeter-Quicheform wurde eine Springform verwendet).

Foto: Petra Eder

Die Bohnen aus den Schoten holen und danach die Schale von den Bohnenkernen lösen.

Foto: Petra Eder

Danach ganz kurz blanchieren.

Foto: Petra Eder

Den Spinat waschen, die groben Stengel entfernen und ebenfalls kurz blanchieren. Abtropfen lassen und sehr gut ausdrücken, danach kleinhacken.

Foto: Petra Eder

Den Quicheboden mit der Gabel einstechen, mit Backpapier auslegen, mit trockenen Bohnen und Linsen oder Backperlen beschweren und im Rohr bei 190 Grad 15 Minuten backen. (Hinweis: In dem Fall folgte ich Felicity Cloake und ließ den Teig ohne Bohnen nochmals 5 Minuten backen.)

Danach die Ofentemperatur auf 160 Grad reduzieren.

Foto: Petra Eder

Milch, Eier, Mascarpone, Obers, Salz und Pfeffer gut verrühren, den Cheddar reiben.

Foto: Petra Eder

Die Hälfte des Cheddars auf dem Quicheboden verteilen, danach Spinat und Bohnen darübergeben.

Foto: Petra Eder

Mit dem Eierguss bedecken und den restlichen Käse darüberstreuen. Im Ofen ca. 25 Minuten backen, bis die Oberfläche gebräunt ist. (Anm.: Wie bereits oben erwähnt, ist der Rand mit der Angabe aus dem Königshaus recht niedrig. Lieber mehr vom Teig machen oder die Eiergussmenge halbieren.)

Foto: Petra Eder

Warm oder kalt genießen. Schmeckt auch außerhalb royaler Gefilde und ohne Estragon recht gut. (Petra Eder, 22.4.2023)

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Foto: Petra Eder