Unter Druck? Für René Benko waren die Zeiten schon besser.

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Es seien "Falschinformationen, aber auch gefälschte Dokumente", auf denen "die meisten Aussagen" basieren würden. Derart heftig reagierte die Signa-Gruppe des österreichischen Immobilienmilliardärs René Benko auf einen umfassenden Bericht zur angeblichen Lage des Konzerns im "Spiegel".

Das deutsche Nachrichtenmagazin berichtet in seiner neuen Ausgabe davon, dass sich die Gruppe von mehreren hochwertigen Immobilien trennen wolle oder dies bereits vollzogen habe. Auch von Intrigen innerhalb des Konzerns und eigenmächtig agierenden Managern ist die Rede.

Demnach setzten eine stark veränderte Zinslandschaft, vorsichtigere Investoren und die allgemeine Krisenstimmung dem österreichischen Unternehmer gehörig zu.

Veränderte Landschaft

Seit längerem bekannt ist bereits, dass die Signa rund die Hälfte des Berliner Luxuseinkaufszentrums KaDeWe an einen thailändischen Handelskonzern namens Central verkaufte – wobei die Zustimmung der Kartellbehörde derzeit noch ausständig ist. Erteilt sie dem Deal ihren Sanktus, wird Central zu 50,1 Prozent beteiligt, bei der Signa verbleiben 49,9 Prozent.

Signa bezeichnet das Geschäft in einer Mitteilung als "logische Konsequenz" seines Geschäftsmodells: "Zum Wesen dieser Partnerschaft gehört es einerseits, das operative Geschäft gemeinsam zu betreiben, und andererseits, auch gemeinsam Eigentümer der wesentlichen Trophy-Immobilien zu sein und diese weiterzuentwickeln", betonte man seitens des Unternehmens.

KaDeWe, Oberpollinger, Lamarr

Zum KaDeWe gehören jedenfalls auch das Oberpollinger in München und das Hamburger Alsterhaus. Außerdem zählt das sogenannte Lamarr – das in Bau befindliche Luxuskaufhaus in der Wiener Mariahilfer Straße, das nach der österreichstämmigen Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr benannt ist – zu diesem Segment des Signa-Konzerns. Den Kaufpreis für die KaDeWe-Hälfte wurde bisher geheim gehalten.

Auch in Österreich erfolgte ein Verkauf: Das Großprojekt Rossmarkthöfe in der niederösterreichischen Hauptstadt St. Pölten, bei dem im Herbst 2021 noch ein baldiger Baustart in Aussicht gestellt worden war, wurde an die Süba AG abgestoßen, wie Ende des Vorjahres bekannt wurde.

Keine Stellungnahme

Eine Anfrage des STANDARD um Stellungnahme zum "Spiegel"-Bericht wurde von einem Rechtsanwalt im Auftrag der Signa abschlägig beschieden – und sogleich auf die Möglichkeit einer Klage hingewiesen. Gegenüber dem "Spiegel" dementiert der Immobilienkonzern wie gesagt rundheraus alle Angaben. Berichte über "unterstellte geplante Verkäufe von Immobilien" würden "schlicht jeder Grundlage entbehren".

Gegen René Benko laufen derzeit auch Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wegen Verdachts der Bestechung von Thomas Schmid, einst Vertrauter von Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Generalsekretär im Finanzministerium. Es gilt die Unschuldsvermutung. (Joseph Gepp, 21.4.2023)