Die KPÖ hat sich erfolgreich als Partei der kleinen Leute mit kleinen Einkommen und großen Sorgen profiliert.

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Es ist niemandem zu verdenken, wenn die Erwähnung der KP zuerst Assoziationen mit dem Terror des Stalinismus und dem Panzerkommunismus der Breschnew-Ära erweckt. Aber den in Salzburg – und vorher schon in der Steiermark – erfolgreichen Kommunisten haftet dieser Geruch nicht an. Sie haben sich erfolgreich als Partei der kleinen Leute mit kleinen Einkommen und großen Sorgen profiliert. In Graz haben sich die Kommunisten schon vor Jahrzehnten als Anlaufstelle für jene etabliert, die Probleme auf dem Wohnungsmarkt haben – inzwischen stellen sie die Bürgermeisterin.

So weit ist es in Salzburg noch nicht – aber dass am Sonntag jeder neunte Wähler oder jede neunte Wählerin die KPÖ angekreuzt hat, zeigt einen Weg zu möglichen weiteren Erfolgen auf: Mit dem Versprechen, sich in anderer Form als die etablierten Parteien um die Alltagssorgen der Menschen zu kümmern, lassen sich durchaus Stimmen mobilisieren. Das hat die FPÖ auf der rechten Seite des politischen Spektrums ja seit Jahren vorgemacht und damit der vordem auf Bürgerservice orientierten ÖVP das Wasser abgegraben.

Die SPÖ hatte den linken Teil des Spektrums zwar lange abgedeckt, sie hat sich aber in den letzten Jahren vor allem in der Abgrenzung zu FPÖ und ÖVP zu profilieren versucht. Mit Vorschlägen zur Umverteilung und engagiertem Eintreten für die Armen ist sie ebenso wenig aufgefallen wie die Grünen, die vor allem als Klima- und Menschenrechtepartei wahrgenommen werden. Links ist daher viel Platz. (Conrad Seidl, 24.4.2023)