So soll die Argentinierstraße nach dem Umbau aussehen, wenn es nach den Plänen der Stadt geht.

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Der Platz auf der Argentinierstraße wird neu verteilt: Die wichtige Verbindung zwischen Karlskirche und Wiedner Gürtel beim Hauptbahnhof wird bis Herbst 2024 zur Fahrradstraße umgebaut. Das bedeutet, dass künftig Radfahrer nach der Umgestaltung auf der vollen Breite der Straße fahren und auch nebeneinander radeln dürfen. Autos dürfen die Argentinierstraße nicht mehr durchqueren: Nur zufahren oder queren ist erlaubt. Vorrang haben aber die Radler.

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DER STANDARD

Konkret ist geplant, dass die 1,3 Kilometer lange Straße auf voller Länge mit einem roten Fahrbahnstreifen eingefärbt wird. Dieser wird etwa fünf Meter breit sein und die Fahrradstraße auch optisch sichtbar machen. Laut Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ), die die Detailpläne am Dienstag präsentierte, ist das die erste Fahrradstraße in derart hochwertiger Qualität in Österreich.

2022 mehr als eine Million Radfahrer

Der Radverkehr auf der Argentinierstraße, einer der meistbefahrenen Radverbindungen Wiens, hat sich in nur neun Jahren mehr als verdoppelt – und das trotz der mittlerweile viel zu eng gewordenen Radfahrstreifen. Diese sind an einigen Stellen nur rund 1,6 Meter breit. Künftig haben die Radler fünf Meter Platz. 2013 wurden 480.000 Radler gezählt, im Vorjahr waren es erstmals mehr als eine Million. Mittlerweile gebe es an einigen Tagen bereits mehr Radler als Autofahrer auf der Argentinierstraße, sagte Wiens Radverkehrsbeauftragter Martin Blum. "Wenn es mehr Radler als Autofahrer gibt, funktioniert eine Fahrradstraße", meinte der niederländische Stadtplaner Sjors van Duren, dessen Expertise bei der Vorbereitung des Umbaus gefragt war. Die rot eingefärbte Fahrbahn ist etwa auf das niederländische Modell zurückzuführen. Als Baustart wird der Herbst dieses Jahres angepeilt.

Die Bauarbeiten sollen Ende kommenden Jahres abgeschlossen sein.
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Die Neugestaltung der Straße sieht auch breitere Gehsteige, Begrünungsmaßnahmen sowie 60 neue Bäume vor. Zudem sind Trinkbrunnen, Wasserspiele und mehr Sitzgelegenheiten geplant. 140 Parkplätze werden aber wegfallen, sagte Wiedens Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) dem STANDARD. Quasi als Ausgleich sollen 100 Stellplätze im Grätzel in Anwohnerparkplätze umgewidmet werden. Der Kfz-Verkehr soll auch durch eine Neuregelung von Einbahnen eingeschränkt werden. Außerdem sind bei der Zufahrt von Querstraßen auf die Argentinierstraße Schwellen geplant.

Sima bezeichnete die Fahrradstraße Argentinierstraße als "Leuchtturmprojekt". Diese ist auch Teil des künftigen "Radhighway Süd": Auf diesem wird eine durchgängige Radroute vom Kärntner Ring in der Innenstadt über den Bezirk Favoriten bis nach Niederösterreich ermöglicht.

Der Fahrbahnstreifen wird durchgehend rot eingefärbt.
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Abstimmung im Vorjahr

Die Debatte über eine verkehrsberuhigte Argentinierstraße läuft seit Jahren. Im Vorjahr kam es auch zu einer Bürgerbefragung und später zu einer Abstimmung über zwei Gestaltungsvarianten: Dabei setzte sich die Variante einer Fahrradstraße mit großer Mehrheit durch. Als zweite Variante wurde ein Zwei-Richtungs-Radweg – mit klarer Trennung zum Pkw-Verkehr – abgefragt, wobei bei diesem Modell auch deutlich mehr Pkw-Stellplätze weggefallen wären.

Die aktuellen Detailpläne sehen auch mehr Abstand zwischen Fuß- und Radverkehr vor – etwa durch wie Randsteine anmutende Markierungen entlang der Straße oder weitergezogene Gehsteigpflaster bei Querungen. Damit soll auch die Sicherheit für Fußgänger erhöht werden. Wie bisher gilt ein Tempolimit von 30 km/h auf der Argentinierstraße.

Künftig haben Radfahrerinnen und Radfahrer eine fünf Meter breite Fahrradstraße zur Verfügung.
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Radweg Lassallestraße fertig, Baustart für Praterstraße folgt

Keine Angaben gab es von Verkehrsstadträtin Sima vorerst zu den Kosten des Projekts. Diese würden erst nach der Einarbeitung der letzten Details feststehen. Für 2023 sind aber weiterhin 25 Millionen Euro für Radwege und die Verbesserung der Infrastruktur eingeplant. "Vielleicht gelingt es uns auch, die Summe noch zu übertreffen."

Erst vergangene Woche wurde etwa der breite neue Zwei-Richtungs-Radweg auf der Lassallestraße eröffnet – pünktlich vor dem Wien-Marathon. Ab dem Sommer wird die Praterstraße zur Baustelle: Hier wird zwischen Praterstern und Donaukanal auf der stadtauswärts führenden Seite ein etwa vier Meter breiter Zwei-Richtungs-Radweg geschaffen. Eine der beiden Autofahrspuren wird dafür gestrichen. Die Bauarbeiten sollen 2024 fertig sein.

Die Praterstraße wird ab dem Sommer zur Baustelle.
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Stadtauswärts wird im Teilbereich der Wagramer Straße zwischen Donauzentrum und Kagraner Platz ebenfalls heuer noch der Baustart für einen neuen Radweg erfolgen. (David Krutzler, 25.4.2023)