Johannes Steinhart zieht sich vorübergehend zurück.

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Der zuletzt heftig in die Kritik geratene Präsident der österreichischen sowie der Wiener Ärztekammer, Johannes Steinhart, zieht sich aus diesen Führungsfunktionen zurück – vorerst temporär, wie ein Sprecher Steinharts dem STANDARD bestätigte. Der Grund ist eine Erkrankung, Steinhart befinde sich bereits im Spital. In Wien hat Stefan Ferenci die amtsführenden Geschäfte als Präsident übernommen, er war bisher Erster Vizepräsident. Österreichweit wird Steinhart von Harald Schlögel vertreten: Schlögel war bisher Erster Vizepräsident sowie Präsident der niederösterreichischen Kammer. Steinhart dürfte jedenfalls länger ausfallen: Die stationäre Behandlung sei auch mit einer nachfolgenden Rehabilitation sowie Therapie verbunden, heißt es aus der Kammer. Dort gab es allerdings hinter vorgehaltener Hand auch schon erste Spekulationen, wonach der Rückzug Steinharts nicht nur vorübergehend ist.

Steinharts Erkrankung und Ausfall fällt in eine Zeit heftiger Turbulenzen, in denen sich die Wiener Ärztekammer seit Monaten befindet. Im Mittelpunkt stehen die mutmaßlichen Malversationen rund um die mittlerweile aufgelassene Ärzte-Einkaufsplattform Equip4Ordi (E4O), eine einstige Tochterfirma der Kurie niedergelassene Ärzte der Kammer. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Untreue, Begünstigung und schweren Betrugs. Unter anderem geht es um Prämienzahlungen auf Basis falscher Gewinne sowie um fragwürdige Kreditgeschäfte in Millionenhöhe. Es gibt bisher drei Beschuldigte: Sie sollen ausgesagt haben, auf Weisung beziehungsweise Genehmigung von Steinhart gehandelt zu haben. Steinhart, der im betroffenen Zeitraum auch Chef der Kurie der niedergelassenen Ärzte war, wies die Vorwürfe mehrmals zurück. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Vollversammlung ohne Steinhart am Mittwoch

Zudem wurde für Mittwochabend eine außerordentliche Vollversammlung der Wiener Ärztekammer einberufen. Im Antrag auf Einberufung dieser Versammlung wurde von Mandatarinnen und Mandataren ein Bericht und eine Stellungnahme Steinharts zu aktuellen Vorgängen "insbesondere der E4O" verlangt. Dieser zentrale Tagesordnungspunkt fällt mit der Erkrankung Steinharts samt Rückzug aus. Weitere Tagesordnungspunkte werden aber behandelt, heißt es aus der Kammer. Neben den 90 Mandatarinnen und Mandataren der Wiener Ärztekammer ist die Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Wiener Kammer auch für Ärztinnen und Ärzte aus Wien zugänglich. "Es gibt eine lange Liste an Zuhörerinnen und Zuhörern", heißt es. (David Krutzler, 25.4.2023)