Man muss sich keine ernsthaften Sorgen machen um Tucker Carlson (53). Auch wenn sich Fox News so überraschend von ihm trennte, dass sich der Ultrarechtsausleger unter den TV-Hosts nicht einmal mehr on air von seinem Publikum verabschieden konnte. Tucker Carlsons Hauptabendshow am Freitag endete mit der Promotion für ein Tucker-Carlson-Format mit dem vielversprechenden Titel Let Them Eat Bugs: Dinner is Served.
Tucker Carlson ist spätestens seit einer Woche fix der teuerste TV-Anchor des US-Fernsehens: 788 Millionen Dollar zahlt die Fox Corp. dem Abstimmungsmaschinenhersteller Dominion nach dessen Verleumdungsklage (über 1,6 Milliarden) per Vergleich. Tucker Carlson spielte eine tragende Rolle in dem Verfahren, mit begeisterten öffentlichen Aussagen über Trump wie interner Kommunikation, dokumentiert in den Gerichtsakten, über seinen "Hass" auf denselben Trump.
Russia Today winkt
Als einer der bestbezahlten Anchors galt Tucker Carlson schon vor dem Fox-Vergleich mit Dominion – wenn auch mit sehr schwankenden Beträgen. Das US-Wirtschaftsmedium Forbes taxiert seine jährlichen Bezüge von Fox zwischen 15 und 20 Millionen Dollar. Andere US-Quellen pendeln zwischen sechs und 45 Millionen Dollar pro Jahr.
Teuer auch Tucker Carlsons Abgang für Fox, jedenfalls in den ersten Minuten an der Wall Street. Der Aktienkurs knickte Montag mit der Nachricht abrupt ein. Der Börsenwert des von der Familie Murdoch dominierten Medienkonzerns fiel kurzfristig um fast 900 Millionen Dollar. Der Kurs erholte sich am Montag noch ein wenig, blieb aber ein Stück unter dem Ausgangswert vor den Carlson-News.
Carlsons Vermögen wird – ebenfalls mit großer Schwankungsbreite – auf um 400 Millionen Dollar geschätzt. Man muss sich also keine Sorgen machen. Aber was tut der Mann künftig mit seiner Tagesfreizeit und seinem überbordenden rechten Sendungsbewusstsein?
Sprachrohr für Trumps Lügen
Die New York Times analysierte in einer umfassenden Recherche 1150 Folgen seiner bis Freitag fünf Tage die Woche laufenden Primetime show Tucker Carlson Tonight um 20 Uhr auf Fox News. Er war das Sprachrohr für Donald Trumps Lügen, er verbreitete Verschwörungstheorien in Millionen von Haushalten, hetzte gegen Einwanderer, Homosexuelle, Bürgerrechtler und Impfungen, er spottete über Frauen und Kritiker. Den Mob, der nach Trumps verlorener Wahl 2021 das Kapitol stürmte, ordnete er, dem Unmengen von Material aus Überwachungskameras zugespielt wurden, als großteils friedlich agierende Menschen ein. Carlson hat eine gewaltige rechte Fangemeinde.
Vor einem Monat klagte eine frühere Producerin von Tucker Carlson Tonight Fox und Carlson wegen des toxischen Arbeitsklimas und regelmäßigen antisemitischen und frauenfeindlichen Bemerkungen.
Podcasts und Radio-Show
2017 musste Fox’ größter Prime-Time-Star Bill O’Reilly den Sender nach Vorwürfen sexueller Belästigung verlassen. Der heute 73-Jährige verbreitet seine eigene Show No Spin News per Podcast in Audio und Video, er hat eine Show im Radio und seit 2020 im rechten Newsmax TV.
Das wäre ein möglicher Weg auch für Tucker Carlson, wird munter nach seinem Abgang spekuliert – neben vielen anderen mehr oder weniger vagen Varianten.
Carlson hat 2010 das konservative Onlinemedium The Daily Caller gegründet, 2020 seine Beteiligung verkauft.
Der rechte Sender One America News und sein CEO Robert Herring haben Carlson eingeladen – und winken mit 25 Millionen Dollar pro Jahr. Russia Today (RT) hielt seine Einladung auf Twitter allgemeiner: "Hey, @TuckerCarlson, you can always more with @RT.com". (Harald Fidler, 25.4.2023)