Neun von zehn der führenden KI-Forschungseinrichtungen befinden sich in China.


Dieses Bild wurde mit der KI Midjourney erstellt.

Foto: DerStandard/martinjan/Midjourney

China ist die Nummer eins, wenn es um die Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) geht, das legt der aktuelle Artificial Intelligence Index Report 2023 der Stanford University nahe. Demnach liegen neun von zehn der besten KI-Forschungseinrichtungen in China. Auf Platz zehn folgt das Massachusetts Institute of Technology. Dafür wurden die relevanten Publikationen im Bereich KI ausgewertet. Insgesamt hat sich die Zahl der weltweiten Forschungsarbeiten zu dem Thema von 2010 bis 2019 von 200.000 mit 496.000 mehr als verdoppelt. Doch die Zahl könnte täuschen, denn längst ist das Themenfeld der künstlichen Intelligenz von der Wissenschaft zur Industrie gewandert, wie der Report nahelegt.

Privatwirtschaft setzt auf KI

Bis 2014 war die KI-Forschung fest in der Hand der Universitäten. 2022 hat sich dieses Bild gedreht: 32 große Machine-Learning-Modelle stammen aus der Privatwirtschaft, nur drei aus dem akademischen Umfeld. Das dürfte laut den Forschenden auch daran liegen, dass die Entwicklung von KI-Modellen mittlerweile große Anforderungen an die Hardware stellt, seien es Daten, Rechenleistung und vor allem Geld – alles Ressourcen, über die private Akteure eher verfügen als der oft staatlich gestützte Wissenschaftsbereich.

Die Leistungssteigerung der Modelle sind ebenfalls beeindruckend. So konnte GPT-2 bei dessen Erscheinen im Jahr 2019 noch 1,5 Milliarden Parameter verarbeiten. Beim Modell PaLM sind es bereits 540 Milliarden.

Deutlich mehr Missbrauchsfälle

Gleichzeitig steigen auch die Fälle von Missbrauch und Verstöße gegen ethische Grundsätze beim Einsatz von KI. Darunter würden etwas Fake-Videos fallen, die den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei der Kapitulation zeigen. In den USA wird laut den Forschenden KI eingesetzt, um die Anrufe von Strafgefangenen zu überwachen.

Nachfrage nach KI-Experten steigt

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis ist, dass die Nachfrage nach KI-Experten in beinahe jedem Sektor der Privatwirtschaft steigen wird. In den USA macht sich dieser Trend bereits bemerkbar, rund zwei Prozent aller Stellenausschreibungen setzen mittlerweile Fähigkeiten im Umgang mit künstlicher Intelligenz voraus. In Österreich sind zwar nur 0,9 Prozent der Stellen für KI-Experten ausgeschrieben, aber der Trend geht deutlich nach oben.

Die Nachfrage nach Menschen mit KI-Kenntnissen steigt weltweit.
Foto: Artificial Intelligence Index Report

Die USA sind weltweit führend, was die Gesamtsumme der privaten KI-Investitionen angeht. Im Jahr 2022 wurden rund 47,4 Milliarden Dollar in den USA in die Hand genommen, um KI-Systeme zu entwickeln. Das ist etwa 3,5-mal so viel wie der Betrag der Nummer zwei im Ranking. China investierte 13,4 Milliarden Dollar. Bei der Gesamtzahl der neugegründeten KI-Unternehmen sind die USA weiterhin führend: Sie verzeichnen 1,9-mal mehr als die Europäische Union und das Vereinigte Königreich zusammen und 3,4-mal mehr als China.

Lobende Erwähnung für Österreich

Österreich spielt im KI-Report nur eine untergeordnete Rolle, wird aber für das neu eingeführte Schulfach Digitale Grundbildung lobend erwähnt. Denn die Autorinnen und Autoren der Uni Stanford sind sich sicher, dass Ausbildungen mit KI-Bezug vom akademischen auch in den berufsbildenden Bereich wandern werden und schon bald allgegenwärtig sein könnten.

Der Report zeigt auch das Spannungsfeld zwischen KI-Modellen und Klimaschutz. So stieß ein Testlauf des Sprachmodells Bloom 25-mal so viel Kohlendioxid aus wie eine Flugreise von New York nach San Francisco. Andererseits können KI-System wie Bcooler dazu beitragen, den Energieverbrauch deutlich zu senken.

Besorgnis um Chinas Vorherrschaft

In der Europäischen Union wächst die Besorgnis, China könnte die KI-Entwicklung dominieren. Das ist insofern problematisch, als die chinesische Internet-Regulierungsbehörde erklärte, dass sämtliche KI-Inhalte mit den sozialistischen Grundwerten des Landes übereinstimmen müssten. Anbieter sind für die Daten verantwortlich und müssen mit Geldstrafen und strafrechtlichen Ermittlungen rechnen, sollten sie die Regeln nicht einhalten. So kam zuletzt vor allem aus Österreich der Ruf, die Umsetzung des AI Acts zu beschleunigen. (pez, 26.4.2023)