Während der Lockdowns erlebten Onlineriesen Höhenflüge. Im Vorjahr aber schlug das Pendel zurück.

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Wien – Drei Monate wird es in Österreich noch dauern, dann werden die Preise in weiten Teilen des Handels deutlich sinken, ist sich Harald Gutschi sicher. Als Chef der Unito Österreich zählt er zu den größten Onlinehändlern des Landes. Der Euro-Dollar-Kurs stabilisiere sich, was es vielen Händlern erlaube, wieder billigere Ware aus Fernost zu beziehen.

In China sinken die Einkaufspreise derzeit teils bereits zweistellig – vor allem im Textilbereich, rechnet Gutschi vor. Gebe der Handel diese Differenz wie sein Konzern rasch an Konsumenten weiter, könnte sich ein Rückgang der Inflation auf rund vier Prozent abzeichnen.

Probleme in den globalen Lieferketten sieht Gutschi, der in seinem Unternehmen in Österreich Marken wie Otto, Universal und Quelle vereint, keine mehr. "Sie haben sich gelöst. Es gibt keine Einschränkung."

Gutschi ist überzeugt davon, dass seine Branche in den kommenden Jahren Aufwind erleben und an die Entwicklung der Zeit vor der Corona-Krise anschließen wird. Der Blick zurück fällt dennoch nüchtern aus.

Pendel schlug zurück

"2022 war das schwierigste Jahr seit Beginn des E-Commerce", zieht der Onlinehändler Bilanz. Der Krieg in der Ukraine, die Krise der Energiemärkte und starke Teuerung verpassten der Kauflust einen harten Dämpfer. Während der Lockdowns, in denen weite Teile des stationären Handels bis zu 152 Tage im Jahr geschlossen blieben, erlebten Onlineriesen Höhenflüge. Im Vorjahr aber schlug das Pendel zurück – und der ohnehin schwächere Konsum verlagerte sich in stationäre Geschäfte, in die Gastronomie und Hotellerie.

Unito verlor acht Prozent des Umsatzes. EU-weit brach der Internethandel Gutschi zufolge um 10,5 Prozent ein. Gespart haben die Österreicher vor allem im Technikbereich.

Kunden verloren habe Unito unterm Strich dennoch nicht. Auch das Ziel einer Umsatzrendite zwischen zwei und vier Prozent sei trotz geringerer Erträge erreicht worden. Der Anteil der Retouren seit mit 32 Prozent um vier Prozentpunkte niedriger als vor der Pandemie. Eine nachhaltige Erholung des Onlinehandels mit Zuwächsen von bis zu zehn Prozent erwartet Gutschi ab 2024. (Verena Kainrath, 26.4.2023)