Auf dem Land ist eine ganztägige Kinderbetreuung oft nur ein Wunsch. Das zwingt viele Frauen in die Teilzeit, mit Ausblick auf weniger Pension.

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Der Gender-Pay-Gap oder auch der Equal-Pay-Day machen alljährlich auf die Problematik aufmerksam, die Frauen betrifft. Sie verdienen weniger als männliche Kollegen, was freilich oft daran liegt, dass Frauen in Teilzeit arbeiten, weil Pflegeleistungen oder Kinderbetreuung innerhalb der Familie zumeist von Frauen geleistet werden. Job und höheres Einkommen bleiben da auf der Strecke.

Abseits dieser Tage wird von Frauenpolitik selten geredet. Dabei verschärft der Mangel an Pflegekräften wie auch jener an Pädagogen das Problem. Im Krisenumfeld aus Krieg, Inflation und Teuerungswelle blieb im Vorjahr wenig Platz für Frauenpolitik. Die Studie "Frauenpolitik verliert hart erkämpften Status" der Arbeiterkammer Wien (AK) gemeinsam mit Media Affairs zeigt einen historischen Rückgang bei den politisch gesetzten Themen und der medialen Berichterstattung darüber – obwohl Frauen, etwa von der Teuerungskrise, mitunter stärker betroffen sind. Seit neun Jahren beobachtet Media Affairs regelmäßig die Entwicklung frauenpolitischer Themen im öffentlichen Diskurs. Die Themen Abtreibung (ausgehend von der Entscheidung des US Supreme Court) und Hass im Netz sind die einzigen, die mehr Sichtbarkeit erfahren haben.

Finanzielle Absicherung

Zu jenen Themen, die am stärksten vom Rückgang in der medialen Berichterstattung betroffen sind, zählen unter anderem Debatten um Gewalt an Frauen (das Thema liegt trotzdem an der Spitze), Frauenquoten, Sexualisierung und sexuelle Belästigung, Vereinbarkeitsfragen, die finanzielle Absicherung von Frauen im Alter, Lohngerechtigkeit oder unbezahlte Care-Arbeit.

Für die AK gehört vor allem beim Thema Geld angesetzt. Denn finanzielle Einbußen ziehen sich durch die weiblichen Lebensläufe, münden in Altersarmut, wirtschaftliche Abhängigkeit oder zumindest in schlechtere finanzielle Absicherung. Denn wem kein Geld am Ende des Monats bleibt, kann auch keines sparen oder veranlagen. Gleichzeitig fehlten häufig die individuelle Auseinandersetzung mit der eigenen finanziellen Situation und das Bewusstsein von Frauen dafür, wie nachhaltig sich einzelne solcher Einschnitte auswirken.

Massiver Verlust

Zur Einordnung: Ende 2021 lag Österreich mit einem Gender-Pay-Gap von 18,5 Prozent im internationalen Vergleich so schlecht wie kaum ein anderes Land in der EU. Der Österreichische Gewerkschaftsbund berechnete, dass erwerbstätigen Frauen in Österreich dadurch jährlich ein Einkommensverlust von rund 10.000 Euro entsteht, im Laufe eines Erwerbslebens fehlen den Frauen unterm Strich damit bis zu 435.000 Euro.

Abgesehen vom geplanten automatischen Pensionssplitting spielt die finanzielle Situation der Frauen laut Studie eine untergeordnete Rolle in der parteipolitischen Debatte. (Bettina Pfluger, 25.4.2023)