Im Abwasser sieht man, wie viele Menschen tatsächlich mit Viruserkrankungen infiziert sind. Das gilt für Corona ebenso wie für grippale Infekte.

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Will man einen realistischen Überblick haben, wie viele Corona-Fälle es gibt, muss man das Abwasser prüfen. Dort zeigt sich die tatsächliche Virenbelastung einer Population. Und zwar nicht nur für Corona-Fälle, sondern für sämtliche Viren, die man herausfiltern möchte. In Wien gibt es das Projekt "CSI Abwasser" zur Einschätzung des aktuellen Corona-Geschehens. Seit Oktober 2022 ist es auf weitere Viren wie Influenza und das RS-Virus erweitert worden. Am Mittwoch zog die Stadt eine erfolgreiche Bilanz. Die Influenzawellen konnten durch das Abwassermonitoring früher und präziser dargestellt werden als im bestehenden Sentinella-System.

Ins Sentinella-System werden einmal pro Woche die Daten zu grippalen Infekten und Grippe-Neuinfektionen von bestimmten Ärztinnen und Ärzten, die dem Grippemeldedienst berichten, eingepflegt. Diese Zahlen werden dann hochgerechnet und ergeben die Anzahl der wöchentlichen Neuerkrankungen in Wien.

Durch einen wöchentlichen Austausch von Abwasserdaten und Humandaten mit dem Dinö-Sentinella-Programm (Diagnostisches Influenza-Netzwerk Österreich) des Zentrums für Virologie der Medizinischen Universität Wien zeigt sich, dass die Messungen im Zulauf der Kläranlage das aktuelle Infektionsgeschehen in Wien auch für Influenza sehr gut abbilden konnten.

Abwasserwerte geben zeitlichen Vorsprung

Speziell in der ersten Grippewelle des vergangenen Jahres zeigten sich hohe Anstiege in der Virenfracht im Abwasser, noch bevor die Zahl der Erkrankten in die Höhe schoss. Auch im RSV-Monitoring konnte über ein halbes Jahr die Infektionswelle anschaulich beobachtet werden.

"Mit dem Erfolgsprojekt CSI Abwasser ist es uns nicht nur gelungen, die Sars-CoV-2-Infektionen realistisch abzubilden, sondern haben wir durch den Ausbau des Abwassermonitorings auf RSV und Influenza ein breiteres und besseres Bild über saisonale respiratorische Erkrankungen erhalten. Das gibt uns einen zeitlichen Vorsprung, um uns frühzeitig auf bestimmte Entwicklungen vorbereiten zu können", meinte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Seit 8. April 2020 wurden an mehr als 400 Tagen Proben aus dem Zulauf der Kläranlage genommen. Insgesamt konnten in den Jahren 2020 bis 2023 mehr als 2.220 Analysen mittels qPCR und dPCR zur weitgehenden Verbreitung von Sars-CoV-2, Influenza und RSV durchgeführt werden. Die vier Hauptsammelkanäle wurden seit Mai 2020 jeweils rund 150-mal beprobt, weitere 500 Beprobungen wurden in ausgewählten Kanalabschnitten vorgenommen. (APA, red, 26.4.2023)